Mord an Ehepaar: Nicht schuldfähig

Nach dem Mord an einem Ehepaar in Wien-Donaustadt im Mai 2015 wird es gegen einen 30-Jährigen keinen Mordprozess geben. Laut Gutachten leidet der Mann an einer paranoiden Schizophrenie und ist nicht schuldfähig.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat aufgrund des Gutachtens Ende der vergangenen Woche beim Straflandesgericht einen Antrag auf Unterbringung des Mannes in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingebracht, gab Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage bekannt.

Gegenüber dem psychiatrischen Sachverständigen gab der 30-Jährige an, er habe „Böses“ tun wollen. Was er mit dem Schriftzug „Tantal“ ausdrücken wollte, konnte bzw. wollte der Mann nicht beantworten. Sollten die Geschworenen dem Unterbringungsantrag Folge leisten, kann der Mann ohne zeitliche Begrenzung so lange im Maßnahmenvollzug angehalten werden, bis Experten bescheinigen, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht. Einen Termin für die Verhandlung gibt es noch nicht.

Mord in Göteborg wird verhandelt

Wie Thomas Vecsey, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Montag mitteilte, wird sich ein Wiener Schwurgericht auch mit einer Bluttat in Göteborg auseinanderzusetzen haben, die einen 79-Jährigen das Leben kostete. Dieses Faktum wurde auf Ersuchen der schwedischen Behörden in das Wiener Verfahren miteinbezogen.

Am 22. April 2015 soll der Mann in Göteborg in das alte, verlassen wirkende Haus eines 79 Jahre alten Mannes eingedrungen sein und die Räumlichkeiten durchwühlt haben. Als der Besitzer nach Hause kam, dürfte ihn der Eindringling ohne Vorwarnung mit einem Messer attackiert haben. Er versetzte dem Mann Stiche in Kopf, Hals und Brust. Kausal für den Todeseintritt war eine klaffende Wunde an der rechten Halsseite. Mit dem Blut des Opfers schrieb er „Tantal“ auf die Leiche.

Ehepaar durch Schläge ermordet

Die Parallelen des Wiener Falls zu jenem in Göteborg sind unübersehbar. Wie später in Wien duschte sich der mutmaßliche Täter noch, versorgte sich mit neuer Kleidung und nahm Bargeld mit. In Wien hatte sich der Mann auf einem verwilderten Nachbargrundstück in der Nähe des Wohnhauses der Opfer in Aspern niedergelassen und hauste zunächst im Freien.

Hunger und Durst dürften ihn schließlich dazu getrieben haben, in das Haus des Ehepaars einzudringen. Die beiden wurden auf ihn aufmerksam, worauf er die beiden laut Anklage mit Schlägen mit einem stumpfen Gegenstand bzw. einem Messer zu Tode brachte. Der Sohn des Paares entdeckte in der Nacht auf den 22. Mai 2015 die Leichen seiner Eltern im Eingangsbereich des Hauses bzw. im Garten. Am Körper der Frau hatte der Täter mit Holzlasur den Schriftzug „Tantal“ hinterlassen, ehe er das Weite suchte.

Auf die Spur des Verdächtigen kam die Polizei durch das Auto der Mordopfer, zweieinhalb Wochen nach der Bluttat wurde er in Düsseldorf festgenommen worden - mehr dazu in Doppelmord: Verdächtiger identifiziert (wien.ORF.at; 3.6.2015) und Doppelmord: Mann festgenommen (wien.ORF.at; 8.6.2015). Der Mann war auch in den Niederlanden und Deutschland gesucht worden - mehr dazu in Mutmaßlicher Doppelmörder als Serientäter (wien.ORF.at; 2.7.2015).