Polizei klärt spektakulären Raubüberfall auf

Fünf Raubüberfälle sind nach der „Home Invasion“-Methode heuer bereits durchgeführt worden. Dabei misshandeln bewaffnete Täter Haus- oder Wohnungsbesitzer und rauben sie aus. Ein Fall in Döbling konnte geklärt werden.

Nach einer „Home Invasion“ auf ein Wiener Ehepaar in Döbling im Februar ist vier Monate später ein 27-jähriger Wiener aufgrund seiner DNA-Spuren am Tatort verhaftet worden. Bei den Einvernahmen kam man auf die Namen der vier weiteren Verdächtigen aus Serbien, sagte Oberstleutnant Robert Klug am Montag bei einer Pressekonferenz. Einer dieser Männer wurde bereits in Rumänien verhaftet.

Tatort in Döbling

ORF

In diesem Haus in Döbling wurde das Ehepaar im Februar attackiert

Täter polizeibekannt

Für den 27-Jährigen, der den aus Serbien angereisten Räubern bei dem Überfall als Dolmetsch diente, klickten am 15. Juni die Handschellen. Zu den Komplizen gab es laut Klug von Landeskriminalamt (LKA) Wien ein Verwandtschaftsverhältnis: „Der Verdächtige bezeichnete sich als Cousin und war bereits wegen mehrerer kleinerer Delikte polizeibekannt.“ In Haft hat er sich bisher aber noch nicht befunden.

Die Opfer erlitten bei der Tat auch leichte Verletzungen. Zuerst wurde die 70-jährige Frau, die ihren Mann erwartete und daher arglos öffnete, sofort attackiert, genötigt, die Wertgegenstände preiszugeben, und anschließend gefesselt und geknebelt. Identisch gingen die Täter dann auch mit ihrem Mann vor, der rund 30 Minuten später zu Hause eintraf - mehr dazu in Zusammenhang bei Überfällen in Döbling.

„Fauler als Einbrecher“

Die Kriminellen erbeuteten bei dem Überfall auf das Ehepaar Bargeld und Schmuck. Letzterer wurde unmittelbar nach der Tat bei einem Hehler versetzt. Der Verdächtige gab an, dafür einen Anteil von rund 2.000 Euro erhalten zu haben, erläuterte Klug. Drei Täter sind noch auf der Flucht. Nach ihnen wird per EU-Haftbefehl gefahndet. Als Fluchtfahrzeug verwendeten die Räuber zwei Mietwagen, die sie auf der Flucht zurückgelassen hatten.

Die Deliktsform ist den Ermittlern schon länger bekannt, die bisher identifizierten Täter stammen demnach aus Rumänien, Serbien oder Bulgarien. Auf die Frage, warum Kriminelle, statt Einbruchsdiebstähle zu verüben, bei den „Home Invasions“ die Konfrontation mit den Opfern in Kauf nehmen, sagte Oberstleutnant Robert Klug, dass diese „noch fauler als Einbrecher“ sind. Letztere müssten sich eigenständig Zugang zum Tatort verschaffen und selbst die Wertgegenstände suchen.

Leichter Anstieg bei Wohnungsraub

Nach Informationen von Oberst Michael Mimra vom LKA gab es in diesem Jahr insgesamt vier sogenannte Home Invasions in Wien. Die Verdächtigen des nun geklärten Raubs hätten mit den drei noch offenen Fällen nichts zu tun. „Bis vorgestern sind es insgesamt 42 Delikte im Bereich des Wohnungsraubs gewesen“, sagte Mimra. Die anderen Überfälle seinen aber keine „klassischen“ Delikte, sondern spielten sich im Suchtmittelmilieu oder im Familienumfeld ab. Insgesamt gebe es im „Wohnungsraubsektor“ eine Aufklärungsquote von 45 Prozent.

Laut Mimra wurde beim Delikt Wohnungsraub ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von drei bis vier Prozent verzeichnet. Man reagiere darauf mit verstärkten Streifungen und Aufklärungsarbeit in den betroffenen Gegenden. „Klarerweise sind Wohnobjekte, die etwas außerhalb liegen, gefährdet“, ergänzte Klug. Eine Panikmache sei aber unangebracht, und zudem wurden auch schon Innenstadtbezirke zu Tatorten, so der Oberstleutnant.

Chefinspektor August Baumühlner vom LKA riet zur Prävention durch elektrische Sicherheitseinrichtungen, Notfallknöpfe und mechanische Grundsicherung der Eingänge - mehr dazu in „Home Invasion“: Polizei empfiehlt Notfallknöpfe. Werde man tatsächlich Opfer eines Überfalls, solle man den Aufforderungen der Täter Folge leisten: „So lange man das tut, wird man nicht verletzt. Der Täter ist in dem Fall der Chef.“