Seltener Blick in Gebäude

Bei „Open House“ können Besucher am 10. und 11. September seltene Blicken in sonst nicht oder nur teilweise zugängliche Gebäude werfen, etwa in jenes Haus in der Innenstadt, das Otto Wagners erster öffentlicher Auftrag war.

Der Hauptsitz der ehemaligen „k.k. privilegierte Österreichische Länderbank“ in der Hohenstaufengasse unweit der Freyung wurde 1884 fertig gestellt und war Wagners erster Auftrag aus öffentlicher Hand, sollte allerdings nicht die Bekanntheit der späteren Zentrale Am Hof erlangen. Seit Jahrzehnten wird der Bau vom Bundeskanzleramt genutzt und bleibt deshalb für die Öffentlichkeit verschlossen.

Sendungshinweis: Guten Morgen Wien, 10.9.2016

Für „Open House“ macht man am Samstag und Sonntag eine Ausnahme. „Hier lässt sich schon erkennen, wie Wagner seine Handschrift geformt hat“, erklärte Architektin Ulla Unzeitig bei der Programmpräsentation von „Open House“. So lassen sich am „ersten modernen Bürogebäude Wiens“ mit Vestibül, Kassensaal und an die amerikanische Büroarchitektur angelehnten Arbeitszimmern einige der später für den Stararchitekten typischen Merkmale erkennen.

16 blinde Türen eingebaut

So werden Konstruktionskomponenten des Gebäudes, etwa vernietete Stützkonstruktionen aus Eisen, nicht - wie damals üblich - versteckt. Zur Wahrung der Symmetrie ließ Wagner wiederum insgesamt 16 blinde Türen einbauen. Während sich die Vorderfront noch am Gründerzeitstil orientiert, ist die Fassade auf der Hinterseite schon extrem schlicht und von Zierrat befreit. Alles Vorboten einer Architektur, wie sie Wagner später bei der Postsparkasse - sie ist ebenfalls Teil von „Open House“ - zur Meisterschaft brachte.

82 Locations vertreten

82 Locations sind diesmal mit dabei. Die Idee der Veranstaltungsreihe - die 1992 in London ihren Anfang nahm und inzwischen in 30 Städten weltweit abgehalten wird -, ist, den Blick auf die gebaute Stadt zu schärfen und ohne Eintrittskosten oder Voranmeldung Lust auf Architektur zu machen. „Wir versuchen, die Gesamtheit der Stadt abzubilden“, verwies Veranstalterin Iris Kaltenegger am Mittwoch auf die Breite des Angebots. Dieses reiche von historischen bis zu „brandneuen“ Gebäuden.

Unter den Gebäuden finden sich Büro- und Industrieareale ebenso wie Wohnstätten und Kultureinrichtungen. Die Hauptsitze von ÖBB und OMV, das Hochhaus Herrengasse, die Börse, das Umspannwerk Favoriten, der Klima-Wind-Kanal, das Alte Wagenwerk, die Sängerknaben-Konzerthalle „MuTh“ und die Wotruba-Kirche sind nur einige der Häuser auf der Liste.

Mehr als 30 Attraktionen kommen aus dem Wohnbau. Zu sehen gibt es beispielsweise den Ferdinand Lassalle Hof, Vorzeige-Gemeindebau des Roten Wien, ein zeitgenössisches Kleingartenhaus oder Studentenheime in Holzcontainerform. Auch Niederösterreich ist mit einer Handvoll Stationen vertreten - etwa mit dem Sanatorium Purkersdorf - mehr dazu in Spannende Häuser laden zur Besichtigung.

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