Das 21er Haus geht neue Wege

Malerei ist das Auftragen von Farben. Ihr wichtigstes Element sind die Pinselstriche. Genau das zeigen nun Werke, die im Rahmen der Ausstellung „Das Gestische“ im 21er Raum des 21er Hauses den Besuchern präsentiert werden.

Vor einem Monat hat das Belvedere mit „Rouges differents sur noir - Liechtenstein“ eines der zentralen Werke von Markus Prachensky als Geschenk von dessen Witwe Brigitte erhalten. Nun wird das Gemälde im Kontext der Schau „Das Gestische“ im 21er Haus ausgestellt.

Veranstaltungshinweis

„Das Gestische“ von 8. September bis 20. November im 21er Raum sowie „Rudolf Goessl. Malerei im Wandel“ von 7. September bis 30. Oktober Wotruba Raum, Arsenalstraße 1, 1030 Wien. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch bis 21.00 Uhr.

Das großformatige Kunstwerk wird mit sieben weiteren Positionen unter dem Überthema Gestik kontrastiert. „Das Werk von Markus Prachensky ist der Ausgangspunkt der Ausstellung, gleichzeitig auch das älteste Werk, aber nicht unbedingt der Mittelpunkt der Ausstellung. Das Zentrum der Ausstellung ist das Thema des Gestischen bzw. des Pinselstrichs als dessen materielle Ausformung in der Malerei.“, betont Severin Dünser, Kurator des 21er Hauses.

Weitere Bildnisse stammen unter anderem von Klaus Mosettig. Dieser hat für „Informel 2“ eine Kinderzeichnung minutiös im großen Gestus nachgezeichnet. Außerdem hat Andy Boot ein Sportgymnastikband in Wachs erstarren lassen.

Digitalisierung ändert Wesen des Gestischen

Für die Besucher interessant ist auch das Video von Christian Falsnaes Performance „Existing Things“. Dabei wurde er von den Besuchern als menschlicher Pinsel verwendet. Bei der Eröffnung der Schau am Mittwochabend wird die Vorführung wiederholt.

Dadurch wird auch die Videokunst in das Ausstellungsthema eingebunden. „Durch die Möglichkeiten technischer Reproduktion und Medialisierung hat sich die Haltung gegenüber dem Wesen des Gestischen in der Malerei gewandelt. Der gestische Ausdruck erhält heute wieder Aufmerksamkeit, da er Qualitäten in sich vereint, die der Digitalisierung unseres Alltags etwas Unmittelbares, ja erfrischend Körperliches entgegenhalten“, so Dünser.

Neuausrichtung mit Gruppenausstellungen

Mit der Ausstellung wandelt sich zugleich die thematische Ausrichtung des Schauraums. Der rund 70 Quadratmeter große 21er Raum soll künftig Gruppenausstellungen unter einem Thema zeigen. Bislang fanden dort lediglich Einzelausstellungen statt. Dünser hat diese Änderung angeregt. Anhand des Werkes von Prachensky, das 1956/57 in dessen Atelier in der Liechtensteinstraße entstandenen ist, vollzieht sich nun diese Neuerung. Das Gemälde war eines von Prachenskys ersten Werken. Es ist in Rot gehalten, was später für den Künstler charakteristisch wurde.

Laut Dünser seien bereits weitere Gruppenausstellungen geplant. So werde es Ende November eine thematische Gruppenausstellung zum Thema der Arbeit / Produktion geben. Dabei werde dem Motiv der Hände eine ähnliche Rolle zuteil wie aktuell dem Pinselstich in der Ausstellung „Das Gestische".

Rudolf-Goessl-Ausstellung im Wotruba Raum

Im Wotruba Raum des 21er Hauses findet zeitgleich eine weitere Ausstellung statt. Sie widmet sich dem Frühwerk des österreichischen Malers Rudolf Goessl. Unter dem Titel „Malerei im Wandel“ wird die Entwicklung des gebürtigen Niederösterreichers in den 1960ern und 1970ern nachvollzogen. Zu Beginn stark an der New Yorker Pop Art orientiert, wandelte sich sein Kunststil zu zarteren Eindrücken.

Der zeitgenössische Künstler erreicht mittels realer und scheinbarer Falten und eines teilweise lichtdurchlässigen, pastellartigen Farbspektrums vermeintliche Raumtiefe und ein Wechselspiel zwischen Flächigkeit und rein farblich mitgedachtem Rahmen.

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