Freud Museum will bis 2020 mehr Platz

Das Sigmund Freud Museum in Wien-Alsergrund will durch einen Umbau mehr Platz für Besucher schaffen, das Konzept sieht auch eine Öffnung der Praxis Sigmund Freuds vor. Die Finanzierung der Pläne ist aber noch nicht gesichert.

Durch Freud ist die Adresse „Berggasse 19“ in Wien zu einer weltweit bekannten Anschrift geworden. Das am einstigen Wohnort des Vaters der Psychoanalyse ansässige Museum erfreut sich zwar großen Zulaufs, der Platz sei aber begrenzt und der bauliche Zustand beklagenswert, hieß es am Mittwoch.

Dass sich das Sigmund Freud Museum in einem Gründerzeithaus befindet, mache einerseits viel vom „Flair“ des von der unabhängigen Sigmund Freud Privatstiftung geführten Hauses aus, mit einem modernen Museumsbetrieb sei das im aktuellen Zustand allerdings nur bedingt vereinbar, erklärte Direktorin Monika Pessler bei der Präsentation des Vorhabens. Zusammen mit dem Architekten Markus Spiegelfeld habe man daher ein Konzept erstellt, für dessen Umsetzung insgesamt 5,07 Millionen Euro vonnöten wären.

Zusage für ein Drittel der Kosten

„Wir könnten gleich starten“, betonte Pessler. Bisher habe man allerdings erst von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) eine Zusage über die Übernahme eines Drittels der Kosten, vorzugsweise mit Beteiligung des Wissenschaftsministeriums, erhalten. Diese gelte aber auch nur vorbehaltlich einer Zusage der Stadt Wien. Die Gespräche über ein weiteres Drittel mit der Stadt Wien seien hingegen noch nicht zu einem positiven Abschluss gelangt. Dieser wäre laut Pessler aber der Knackpunkt für das Projekt, denn erst dann habe es Sinn, auf private Gönner zuzugehen, um die letzten ausständigen Mittel zu lukrieren.

Neben der großen touristischen Außenwirkung und kulturhistorischen Bedeutung des „kulturellen Juwels“ gebe es für eine Investition auch gute wirtschaftliche Argumente: Mit einem Eigendeckungsgrad von knapp 75 Prozent sei man nämlich auch ein „lukratives Museum“, so die Direktorin.

Öffnung der Praxis und neues Cafe

Die Pläne umfassen den gesamten unteren Teil des Hauses. So sollen im Erdgeschoß beispielsweise ein Kaffeehaus, moderne Garderoben und adäquate Toiletten eingerichtet werden. Im Halbstock würde Freuds ursprüngliche Praxis geöffnet. Der Mezzanin mit den einstigen Wohnräumen und späteren Praxen von Freud und seiner Tochter Anna würde ebenfalls umgebaut.

Das erste Stock soll vor allem der Wissenschaft gewidmet sein und die mit 40.000 psychoanalytischen Bänden zweitgrößte einschlägige Bibliothek weltweit beherbergen. Man wolle sich noch stärker als bisher nicht nur als „Gedenkort“, sondern auch als „Denkort“ für aktuelle wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Diskurse präsentieren.

Besucherandrang sorgt für Enge

Problematisch am Status quo sei vor allem, dass die Räumlichkeiten dem Besucherandrang immer weniger gewachsen seien: 91.322 Besucher verzeichnete das „Wohnhaus“ 2015 - Tendenz steigend. Mit mehr als 90 Prozent ausländischen Besuchern, sei man als „Berggasse 19“ zu einer internationalen Marke geworden und vom Ansturm der vergangenen Jahre regelrecht „überfallen worden“, sagte Franz Jurkowitsch, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stiftung.

Auf den bisher 280 Quadratmetern Museumsfläche werde es dementsprechend immer öfter eng. Im Vollausbau würden dann insgesamt 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Zentral ist auch der Einbau eines Aufzugs, mit dem endlich der barrierefreie Zugang gewährleistet wäre, wie Spiegelfeld betonte. Im kommenden Jahr würde man gerne die Ausschreibung für die Generalplanung und einen Architektur- und Designwettbewerb für die Details der Gestaltung lancieren.

Baubeginn wäre im Herbst 2018, die Eröffnung ist für 1. März 2020 geplant. Momentan sei man zwar noch „ein Opfer des eigenen Erfolges“, sagte der kaufmännische Leiter, Peter Nömaier. Ab 2020 stünde einem Besucherwachstum über 100.000 Besucher jährlich allerdings nichts mehr im Wege.

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