Vienna Art Week auf der Suche nach Schönheit

Am Montag hat die zwölfte Ausgabe der Vienna Art Week begonnen, an der sich rund 70 Museen, Galerien und Off-Spaces beteiligen. Der künstlerische Leiter des Festivals, Robert Punkenhofer, hat heuer die Schönheit in den Fokus gerückt.

„Wir wollen das Thema in drei Erzählschienen auffächern“, erläuterte Punkenhofer bei einer Pressekonferenz am Montag. „Der Begriff an sich ist ja nichts Statisches. Und um ihm in der Kunst nachzuforschen, ist Wien der ideale Ort“, sagte er und verwies etwa auf die Venus von Willendorf im Kunsthistorischen Museum (KHM). „Es geht darum, zu fragen, wie sich der Begriff entwickelt hat.“

Der zweite Aspekt betrifft zeitgenössische Künstler und ihren Umgang mit Schönheit. Und schließlich will man auch das Ambivalente der Schönheit zeigen, „das Abgründige und ihre dunkle Seite“.

Body-Art-Künstlerin ORLAN in Wien

Rund 20 Partner des Kunstfestivals, das bis Ende der Woche läuft, haben spezifische Programme entwickelt. Nach der Eröffnung im Dorotheum steht etwa am Dienstag ein mehrstündiger Interviewmarathon im Museum für angewandte Kunst (MAK) an. Verschiedenste Künstler, Kuratoren und Fachexperten werden sich dabei der Schönheit annähern - wobei nicht nur das Wort verwendet wird, sind doch einige Performances inkludiert.

Orlan, Künstlerin und Begründerin der Carnal Art, am Montag, 14. November 2016, im Rahmen der Eröffnungspressekonferenz der "Vienna Art Week 2016" in Wien

APA/Neubauer

ORLAN: „Meine Position zur Schönheit ist wohl etwas anders“

Unter anderem ist dabei auch die französische Body-Art-Künstlerin ORLAN da. „Meine Position zur Schönheit ist wohl etwas anders“, meinte sie bei der Pressekonferenz schmunzelnd. „Alle meine Werke hinterfragen sie und den Status des Körpers in der Gesellschaft.“

Kowanz im Dortheum, „Weiterleben“ im Kunsthaus

Zu den Ausstellungen, die im Rahmen der Vienna Art Week eröffnet werden, gehören etwa die Doppelpräsentation von Peter Dressler und Nasan Tur im KunstHausWien und „Weiterleben“ in der Akademie der bildenden Künste. In der Secession trifft man wiederum auf Francis Alys und Avery Singer, während im Stiegenhaus des Dorotheums Brigitte Kowanz Querverbindungen zwischen Alt und Neu anstellt. Ihre Installation „online“ setzt den Stuck des Gebäudes mit Neonlinsen in einen Dialog.

Als besonderes Highlight strich Punkenhofer die Studiobesuche hervor, „weil man hier nie weiß, was einen erwartet“. Ergänzt wird das Programm von einem Guerillawalk (geführt von Oliver Hangl und Barbis Ruder) durch die Stadt oder diversen Lectures und Gallery Tours.

Exklusive Führungen mit Direktoren oder Künstlern

Dass man gerne auch spartenübergreifend agiert, belegt die Art Week heuer etwa im filmischen Bereich. So gibt es am Dienstag ein Screening zu Yasumasa Morimura im Top Kino, beteiligt sich das Filmmuseum mit analoger Filmkunst aus Berlin, Paris und Wien („The Last Machine“ von Mittwoch bis Freitag) und steht im Kino des mumok am Donnerstag eine Filmpräsentation von Darja Bajagic an. Der Bogen reicht weiter bis zur Architektur, ist doch auch die Reihe „vor Ort“ des Architekturzentrums Wien mit von der Partie.

Exklusive Führungen mit Direktoren oder Künstlern gibt es etwa im KHM, MAK, dem Unteren Belvedere und dem Leopold Museum. Der „Family Art Day“ mit Vermittlungsschwerpunkt für Kinder beschließt die Kunstwoche am Sonntag.

„Es gibt fast keinen Konflikt“

Stolz auf die „Evolution“ der Art Week zeigte sich Martin Böhm, Präsident des veranstaltenden Art Cluster Vienna. „Unser größter Schritt war sicher die Öffnung für das Publikum, das hat das Festival verwandelt. Es gibt eine enorme Vitalität, Wien ist ja nicht nur eine Musikstadt, sondern auch eine Kunststadt. Einmal im Jahr ist eine Woche gut, um sich das bewusst zu machen.“

Bemerkenswert sei auch die Harmonie unter den teilnehmenden Institutionen. „Es gibt fast keinen Konflikt“, freute sich Böhm, sei die Art Week doch auch eine „Sache, bei der alle nur gewinnen können“. In den vergangenen Jahren konnte das Festival rund 35.000 Besucher begrüßen.

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