Qualtinger in ungewöhnlicher Pose

Seit 50 Jahren ist Michael Horowitz Fotograf, ein Teil seiner Werke ist jetzt im Jüdischen Museum zu sehen. Gezeigt werden unter anderen Helmut Qualtinger, Thomas Bernhard und Fred Sinowatz in ungewöhnlichen Posen.

Helmut Qualtinger mit Pilotenbrille und Fliegermütze, Thomas Bernhard auf einem Fahrrad in seinem Keller oder Fred Sinowatz als Zauberer - das sind Beispiele für die Fotografien von Michael Horowitz, die von 2. Dezember bis 28. Mai 2017 im Jüdischen Museum zu sehen sind. Die Ausstellung „Horowitz. 50 Jahre Menschenbilder“ zeigt Porträts und Vintage-Prints des Journalisten, Fotografen und Autors.

„Einzigartige Fotos, die für sich selbst sprechen... Ein wahres Panoptikum von Gut und Böse. Lächerliche, rührende, tragische und ironische Menschenbilder - und zwar in solcher Vielfalt, dass man wieder auf die mehr und mehr verlorengehende Individualität hoffen darf“, schrieb H.C. Artmann über die Fotos seines Freundes.

Horowitz gründete die „Freizeit“

Horowitz, der vor allem als Gründer der „Kurier“-Wochenendbeilage „Freizeit“ bekannt ist, wurde 1950 in Wien geboren. Er verfasste mehr als 20 Bücher, darunter Biografien über Heimito von Doderer, Egon Erwin Kisch, Karl Kraus sowie seiner Freunde H. C. Artmann, Otto Schenk und Helmut Qualtinger. Horowitz begann bereits im Alter von 16 Jahren zu fotografieren. Durch seinen Beruf als Journalist und Chefredakteur der „Freizeit“ traf er viele wichtige Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Kunst oder Kultur.

Seine Familie stammte aus Galizien, kam in den 1920er-Jahren zu Verwandten nach Wien, die hier eine Textilfirma betrieben und überlebte in Shanghai und Frankreich den Zweiten Weltkrieg. Der Vater von Michael Horowitz, Oscar, wurde nach seiner Rückkehr aus der Emigration und seinem Einsatz in der französischen Fremdenlegion ein bekannter österreichischer Theaterfotograf und legte somit den Grundstein für die Begeisterung seines Sohnes zu dieser Kunstform.

So geschah es auch, dass Michael weniger Interesse am Schulunterricht hatte als an der Dunkelkammer seines Vaters. Aus dem Unterricht verschwand er unter Vortäuschung einer Magenverstimmung und fuhr lieber zu einem Fotoauftrag anlässlich eines Staatsbesuchs, wie es in der Presseunterlage zur Ausstellung heißt.

Katalog mit Beiträgen von Brauer und Pluhar

Die Ausstellung im Museum am Judenplatz gibt einen Einblick in sein vielfältiges fotografisches Oeuvre, wobei die Porträts aus der Zeit zwischen den späten 1960er- bis Mitte der 1980er-Jahre einen besonderen Platz in der Präsentation einnehmen. Als Vorbild sah Horowitz die Porträts großer Fotografen wie Robert Capa, Philippe Halsman oder Henry Cartier-Bresson an.

Ausstellungshinweis: „Horowitz. 50 Jahre Menschenbilder“, bis 28. Mai 2017, Jüdisches Museum Wien am Judenplatz

Zu der von Danielle Spera kuratierten und von Stefan Fuhrer gestalteten Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog mit Beiträgen von Freunden und Weggefährten des Fotografen, darunter Arik Brauer, Angelika Hager, Heinz Marecek, Erika Pluhar, Hugo Portisch und Werner Schneyder, erschienen.

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