Wohnen in Wien wird zur Armutsfalle
„Die Mieten klettern massiv hinauf, stärker als die Inflation und stärker als die Löhne. Deswegen geht es sich dann mit dem Haushaltseinkommen nicht mehr aus, dass man sich die Miete leisten kann“, so Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz gegenüber Radio Wien.
Versteckte Obdachlosigkeit
Vor allem in den urbanen Regionen Wiens, Salzburgs und Innsbrucks finden von Armut betroffene Personen kaum noch finanzierbaren Wohnraum. Manche Armutsbetroffene leben daher in Räumen ohne Fenster, ohne Strom, ohne Wasser. Andere teilen sich eine kleine Wohnung, was zu Überbelegungen führt.
Wieder andere „wandern“ von hilfsbereiten Bekannten zu Bekannten, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen. Aus den Notunterkünften, die eigentlich für akut Wohnungslose gedacht sind, werden zunehmend Dauerwohnstätten für Personen, die keine finanzierbare Wohnung finden, fassen Evelyn Dawid und Karin Heitzmann vom Institut für Sozialpolitik der WU Wien die Ergebnisse der Studie zusammen.
Nach Trennung eigene Wohnung unfinanzierbar
Auch Trennungen sind oft finanziell unmöglich. „Ganz viele haben berichtet, dass sie sich eigentlich nicht mehr verstehen, es nicht mehr geht in der Ehe oder in der Beziehung, aber sie sich nicht trennen, weil es sich ökonomisch nicht ausgeht. Zwei Wohnungen sind unleistbar in den großen Städten“, so Schenk. Wer sich trotzdem trennt, läuft Gefahr, in die Armut abzurutschen. Die Sozialinitiativen betreuen viele alleinerziehende Frauen, in den letzten Jahren aber auch vermehrt geschiedene unterhaltspflichtige Männer.
Vermieter wollen keine Migranten
Von den Wohnproblemen in besonderem Maß betroffen sind Personen mit Migrationshintergrund: Sie sind auch mit Vorurteilen vieler Vermieter konfrontiert, die ihnen schlicht keine Wohnung vermieten wollen. Hinzu kommen ein eingeschränkter Zugang zu Gemeindewohnungen und die Schwierigkeiten, legal eine Wohnung anzumieten, wenn der Aufenthaltsstatus unsicher ist. Die Studie entstand im Auftrag des Sozialministeriums, durchgeführt wurde sie von der WU Wien und der Armutskonferenz. 34 Expertinnen aus 26 sozialen Einrichtungen wurden für die umfassende Studie befragt.