Caritas therapiert psychisch Kranke mit Kunst

Kunst als Therapie kann wirksam sein, denn in manchen psychisch kranken Menschen stecken wahre Künstler, deren Werke äußerst gefragt sind. Diese Menschen werden im „Atelier 10“ der Caritas in der Brotfabrik in Favoriten gefördert.

Das „Atelier 10“ ist ein Künstleratelier, das selbst ein Unikat ist. Maler und Malerinnen, Bildhauer, Objektkünstler, die in unserer Gesellschaft als krank gelten, arbeiten hier Seite an Seite. Ihr persönlicher Hintergrund ist gefärbt von schicksalhaften Behinderungen oder Erkrankungen psychischer Natur. Ob Angststörungen, Depressionen, Psychosen - Erkrankungen, die Menschen ins soziale Abseits befördern können, spielen hier keine Rolle.

15 Künstler mit Galerievertrag

Mit dem „Atelier 10“ hat sich die Caritas zur Aufgabe gemacht, dass kranke Menschen mit diesem Talent als Künstlerinnen und Künstler gesehen werden. „Auch die Künstler und Künstlerinnen, die wir hier betreuen, wünschen sich eine Öffentlichkeit. Unsere Arbeit liegt darin, nach außen zu gehen“, sagt Atelier-Leiter Florian Reese.

Der Marktwert mancher Bilder liegt derzeit bei 600 bis 2500 Euro. Auch Michaela Polacek schafft Kunst von in der Fachwelt anerkannter Qualität. Insgesamt 15 Künstler haben hier einen Galerievertrag. Sie können kommen, wann sie wollen und wie es ihr Gesundheitszustand zulässt.

Experten entscheiden über Aufnahme

So arbeitet Franz Nigl einmal pro Woche an seinen dunkelgrauen Figuren, Johanna Manhardt, seit Jahren krank, hat ihr Maltalent während einer Therapie entdeckt. „Es geht ganz schnell, das sind Ruck-Zuck-Bilder“, sagt sie.

Wer in das Künstleratelier aufgenommen wird, entscheidet neben dem Leiter ein Beirat hochkarätiger Kunstexperten aus dem Kunsthistorischen Museum und der Akademie der bildenden Künste. „Es kostet nix, man wird beraten, man kriegt Material. Man wird gefördert“, sagt Künstler August Staudenmayer.

Atelier 10

ORF

Brigitte Nehiba bei ihrer Arbeit - ein großformatiges Pixelbild

Eine der Auserwählten ist Brigitte Nehiba, die unermüdlich großformatige Pixelbilder malt. „Würde man der Frau Nehiba ein Format geben, das vier mal fünf Meter groß ist, würde sie das bearbeiten. Sie liebt das, je größer, desto besser“, so Reese.

Laufend Ausstellungen

Im „Atelier 10“ der Caritas gibt es zudem Praktikanten, die hier für ein paar Wochen ihren seelischen Problemen Ausdruck verleihen können. „Das hilft mir sehr. Das ist auch eine Therapie und ich bin glücklich“, sagt Mirijana Stanojlovich.

Dass das Arbeiten hier auch eine heilsame Wirkung hat, ist gut zu sehen. Viele der Künstler sind allerdings immer wieder so krank, dass ihre Schaffenskraft zu schwach ist. Ansehen kann man die Kunst im „Atelier 10“ ebenfalls. So gibt es laufend Ausstellungen, mit der dort geschaffenen Kunst.