Frauenhäuser an Kapazitätsgrenze

Vier Frauenhäuser gibt es derzeit in Wien, in den Frauen Schutz vor Misshandlungen und Gewalt finden. Diese hätten jedoch inzwischen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, heißt es nun vom Betreiberverein. Man benötige ein fünftes Haus.

Hilfe für betroffene Frauen:

Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/222 555

Notruf-Telefon der Frauenhäuser: 05/77 22

Man sei „an einem oberen Rand gelandet“, sagt Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, im Interview mit „Wien heute“. Weggeschickt werde jedoch niemand, manchmal müsse man aber „zusammenschlichten“, und es habe dann nicht mehr jede Frau ein eigenes Zimmer zur Verfügung. „Ich hoffe, dass wir langfristig ein fünftes Frauenhaus in Wien bekommen werden“, so Brem.

Bett in einem der Frauenhäuser

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175 Plätze gibt es in den Wiener Frauenhäusern derzeit - zu wenige

Vor allem seit Weihnachten seien besonders viele Klientinnen mit ihren Kindern in die Einrichtungen gekommen. Die Zahl der Notrufe steige immer auch dann stark, wenn es in den Medien viele Berichte über Gewaltverbrechen von Männern gegenüber ihren Frauen gebe.

Betroffene: „Es ändert sich nicht“

Über 175 Plätze verfügen die vier Frauenhäuser in Wien derzeit insgesamt. 2016 wurden insgesamt 625 Frauen und 635 Kinder aufgenommen. Eine der Bewohnerinnen ist derzeit die 30-jährige Elvira mit ihren beiden Kindern. Vor drei Monaten drohte ihr Mann, sie umzubringen. „Ich wurde in meiner Beziehung geschlagen und gedemütigt, sowohl psychisch als auch physisch. Und ich habe es nicht mehr ausgehalten“, erzählt sie.

Andrea Brem

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„Wir sind an einem oberen Rand gelandet“, sagt Andrea Brem, Chefin der Wiener Frauenhäuser

Von den Frauenhäusern erfuhr Elvira nur durch Zufall und traute sich zu Beginn auch nicht, in die Einrichtung zu gehen. Entscheidend war dann vor allem auch die Sorge um ihre Kinder. „Es ist immer dasselbe: Es fängt mit einem blauen Fleck an und endet bei Knochenbrüchen. Und man denkt trotzdem, er wird sich ändern. Aber es ändert sich nicht.“

Hilfe zurück in „normalen“ Alltag

Unterstützung in allen Lebensbelangen, aber auch die psychische Stabilisierung von Frauen stehen in den Frauenhäusern im Mittelpunkt. Sie sollen zurück in einen „normalen“ Alltag finden. Frauen mit Migrationshintergrund haben es besonders schwer, denn sie haben oft kein soziales Netzwerk, das sie auffangen kann. Auch Frauen-Empowerment ist Brem ein wichtiges Anliegen: „Wenn Frauen selbstbestimmt leben, stellen sich viele Fragen nicht mehr.“ Hier brauche es Projekte, für die man auch Geld in die Hand nehmen müsse.

Frauenhäuser platzen aus allen Nähten

Die Wiener Frauenhäuser platzen aus allen Nähten. Schon 2015 waren sie völlig ausgelastet und 2016 war es wieder so.

Elvira möchte nun eine eigene Wohnung finden, die sie finanzieren kann, und zurück zum Leben finden. Ihre Entscheidung ins Frauenhaus zu gehen, „war seit langem das Beste, das ich gemacht habe“, sagt sie. „Man fühlt sich hier einfach zuhause. Und das, was man sich wünscht, dass man ruhig lebt, das habe ich hier gefunden.“

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