Historischer Plan: Wo die Liechtensteins wohnten

Ein Sammler hat einen Stadtplan aus dem frühen 18. Jahrhundert wiederentdeckt. Ein Unikat ist er deshalb, weil ein separater Index der Grundeigentümer dazugehört. So sieht man etwa, wo bekannte Familien wohnten.

Der Plan stammt aus dem Jahr 1706. Exakt wird dort etwa die erst kurz zuvor finalisierte Stadtmauer dargestellt. Die Darstellung der kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt wurde im Auftrag von Kaiser Josef I. erstellt, wie Kartensammler und Besitzer Stefaan Missinne bei der Vorstellung in der Bezirksvorstehung Innere Stadt erläuterte.

Stadtplan

APA/Gerald Mackinger

Der Plan ist ein Unikat weil er einen Gebäudeindex enthält

Ausgeführt wurde die 58,8 mal 53,3 Zentimeter große Reinzeichnung mit Feder und Aquarellfarben. Sie kann dem italienischen Oberstleutnant Leandro Anguissola di Piacenza und dem Hofmathematiker Giacomo de Marinoni zugeordnet werden.

Vororte und Stadtbefestigung abgebildet

Dargestellt sind in der Innenstadt 32 Kirchen bzw. Klöster, 15 Straßen, 25 Gassen, 34 Gässchen und elf Märkte. Auch die Basteien und Tore der Stadtbefestigung sowie der Hafen sind auf dem Plan zu finden. Teile der Vororte - etwa Leopoldstadt, Rossau, Spitelberg (sic) und Leimgruben - sind ebenfalls abgebildet. Der beiliegende Index listet die Verwendung der Gebäude bzw. ihre Besitzer auf, wobei die Familiennamen zum Teil italienisiert wurden. Laut Missinne ist die Kombination von Plan und Index aus dieser Zeit einzigartig. Ältere Versionen seien bisher nicht bekannt.

Das Register gibt etwa darüber Auskunft, wo die Montecuculis, Coloredos, Furtanos und Palfijs residierten. Auch die Besitztümer der Dietrichsteins, Strudels, Liechtensteins und Harrachs sind zu finden.

Stadtplan

APA/Gerald Mackinger

Besitz der Liechtensteins und Harrachs sind schon eingezeichnet

Erster Cafebesitzer residierte in der Leopoldstadt

Wo der erste Kaffeehausbesitzer, ein Armenier namens Teodato (auch: Deodato) wohnte, weiß man nun ebenfalls: nicht in der Rotenturmstraße, wo sich sein Lokal befand, sondern in der Leopoldstadt. Viele Parzellen sind noch leer, aber bereits vermessen. Das sollte Betrachter des Plans zur Ansiedlung einladen, wie Missinne ausführte.

Er hat das Konvolut vor rund 25 Jahren erstanden. Ausgewertet und begutachtet wurde es aber erst jetzt. Laut dem Sammler wurde die Entstehungszeit unter anderem durch Vergleiche mit Karten in der Österreichischen Nationalbibliothek klar eingegrenzt. Auch habe man untersucht, welche Bauwerke bereits zu sehen seien - und welche nicht. Das Elisabethspital in der Landstraße, das 1709 errichtet wurde, sei etwa auf dem Stadtplan noch nicht vorhanden. Gleichzeitig sei der 1706 fertiggestellte Befestigungswall schon enthalten.