Kriegsfotos: Als der Ahne für Hitler kämpfte

Wie geht man mit Kriegsbildern aus privaten Fotoalben um, die man von seinen Verwandten geerbt hat? In der aktuellen Ausstellung des Volkskundemuseums „Ihr Album unter der Lupe“ sprechen Nachfahren über ein schweres Erbe.

„Ich war ungefähr neun Jahre alt, als ich das Album zum ersten Mal gesehen habe. Da war ein Bild dabei, wo die Leiche eines verbrannten, amerikanischen Soldaten zu sehen war. Das hat sich bei mir als Kind besonders eingebrannt“, erzählt eine Frau, die das Kriegsfotoalbum ihres Vaters für die Ausstellung im Volkskundemuseum zur Verfügung stellt.

Befleckte Vergangenheit der Vorfahren

Für die neue Schau wurden die Besucherinnen und Besucher des Museums dazu aufgerufen, private Fotoalben ihrer verstorbenen Verwandten zu veröffentlichen, die für Hitler bzw. das NS-Regime an der Front gearbeitet und gekämpft haben. Das Ergebnis waren viele Fotos, Tagebücher, Feldpostbriefe - und Gespräche. In diesen Gesprächen mit den Ausstellern erzählen die Albeneinbringer von der befleckten Vergangenheit ihrer Vorfahren, wie schwierig es ist, den Beweis dieser Vergangenheit zu erben und was dieses Erbe in ihnen auslöst.

Gespräche zum Nachhören

Die Fotos und Gespräche können sich die Besucher der Ausstellung bis 19. Februar im Volkskundemuseum anschauen und anhören. Welche Personen hinter den Alben und den erzählenden Stimmen stecken, gibt das Museum nicht bekannt.

Ausstellungshinweis

„Ihr Album unter der Lupe“ - Fotoalben als Nach-Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, bis 19. Februar, Volkskundemuseum in der Laudongasse 15-19, 1080 Wien

Der Kuratorin der Ausstellung, Anne Wanner, ist diese Anonymität besonders wichtig: „Wir wollten verhindern, dass Einzelpersonen auf den Sockel gestellt und verurteilt werden. Es waren damals eben nicht nur zwölf, sondern Millionen Menschen, die da dabei waren." Es gehe viel eher um den Umgang der zweiten und dritten Generation mit der sogenannten „Nach-Erinnerung“ an den Krieg.

„Weil man die Geschichte kennen muss“

Dieser Umgang ist für die meisten der Nachfahren alles andere als leicht. Und trotzdem sprechen sie darüber. „Weil man die Geschichte kennen muss - und vor allem von möglichst vielen Seiten“, begründet eine der Nachfahren ihre Motivation, bei der Ausstellung mitzuwirken.

Auf die Frage, ob sie sich für das, was ihr Vater getan hat, schuldig fühlt, sagt sie: „Nein, aber wenn heute jemand zu mir kommen und mir glaubhaft klarmachen würde, dass mein Vater ihm oder seinen Eltern etwas wirklich Böses angetan hat, dann würde ich versuchen, das in irgendeiner Weise gut zu machen. Nicht, weil ich mich schuldig fühle, sondern weil ich glaube, dass das notwendig ist.“

Marija Barisic, wien.ORF.at