Wiener Festwochen mit Jude Law

Die diesjährigen Wiener Festwochen locken auch mit einigen großen Namen. Auf der Bühne stehen wird etwa Schauspielstar Jude Law. Neo-Intendant Tomas Zierhofer-Kin setzt zudem auf einige Neuerungen.

Law spielt im Stück „Obsession“, einer Theaterfassung des Films „Ossessione“ von Luchino Visconti. Es geht darin um ein Liebespaar am Rand der Gesellschaft, Gino und Giovanna. Die beiden beschließen, gemeinsam den Ehemann der Frau zu töten. Law spielt die Rolle des Gino. Premiere ist am 31. Mai im MuseumsQuartier, Regie führt der Belgier Ivo van Hove. Law ist durch Filme wie „Unterwegs nach Cold Mountain“ oder „Der talentierte Mr. Ripley“ bekannt.

Jude Law in Stück Obsession

Jan Versweyveld

Jude Law spielt Gino, einen Herumtreiber

Die britische Regielegende Peter Brook verhandelt wiederum neuerlich das indische Epos „Mahabharata“, das als „Battlefield“ in einer destillierten Version gegeben wird (16. Juni). Brook gilt als Altmeister der internationalen Theateravantgarde.

Musical über Traiskirchen

Der Blick ins Programmbuch 2017 zeigt auch, dass dabei keine Grenzen gezogen, sondern oftmals verwischt werden. Von einer ungewohnten Seite präsentiert sich zum Beispiel das Musiktheater: So vermengt der chinesische Künstler Tianzhuo Chen in „Ishvara“ (13. Mai) historische Bezüge mit Popästhetik, während Jonathan Messe gemeinsam mit Komponist Bernhard Lang Wagners „Parsifal“ als Spaceopera neu deuten wird.

Politische und vor allem höchst aktuelle globale Bezüge werden mehrfach hergestellt: Der Spanier Santiago Sierra lässt Namen von in Syrien getöteten Menschen verlesen („The Names of those Killed in the Syrian Conflict, between 15th of March 2011 and 31st of December 2016“, 23. Mai). Romeo Castellucci widmet sich in „Democracy in America“ nach eigenen Angaben dem „Ende der Politik“ (23. Mai). Syrien ist auch Thema in „Während ich warte“ von Mohammad Al Attar und Omar Abusaada, das sich dem Bürgerkrieg aus einer Innensicht annähert (24. Mai). Und in „Traiskirchen. Das Musical“ geht es um das derzeit virulente Flüchtlingsthema.

Festwochen bespielen Einkaufszentren

Zu den drei neuen Schienen gehört die Diskurssektion „Akademie des Verlernens“ mit frei zugänglichen Vorträgen und Aktionen sowie das „Performeum“ auf einem ÖBB-Gelände in Wien-Favoriten. Dabei sollen temporär unterschiedliche Performance-Sparten beleuchtet werden - inklusive das mit queerer Identität und Ästhetik arbeitende House of Realness, dessen Programm noch nicht fixiert ist.

Hinweis:

Festwochen-Intendant Tomas Zierhofer-Kin im Interview mit Christian Fillitz, Ö1-"Kulturjournal, 16. Februar 2017

„Wir wollen in den Raum eindringen, in dem Menschen alltäglich leben“, so Zierhofer-Kin bei der Programmpräsentation am Donnerstag. Deshalb geht man mit der „Akademie des Verlernens“ in Einkaufszentren und bespielt Locations wie Franz und Gloria, Favoriten oder Schloss Neugebäude. In Letzterem gibt es mit „Hyperreality“ ein kleines Subfestival für Clubkultur als dritte neue Schiene.

Konzerthaus: Verhandlungen für 2018

Die zumindest für heuer abgesagte Kooperation mit dem Konzerthaus respektive dem Musikverein beim Musikfest und den Festwochen-Konzerten ist indes noch nicht völlig Geschichte. „Ich denke, dass die Form, wie dieses Musikfest auch inhaltlich abgelaufen ist, nicht mehr das ist, was es in Wien braucht. Das ist wie Eulen nach Athen tragen“, so Zierhofer-Kin. Aber man führe Gespräche für 2018: „Es ist nicht so, dass es das nicht mehr geben wird - aber in dieser Form nicht mehr.“

Angst, die reiferen Zuschauer mit seiner Programmierung zu verlieren, hat Zierhofer-Kien nicht: „Es geht nicht darum, ein Publikum zu verändern, sondern zu erweitern.“ Das Budget für die Festwochen liege bei 13 Millionen Euro, so Geschäftsführer Wolfgang Wais, bei einer Subvention von 10,5 Millionen. Die Zahl der Karten liege bei 40.000. „Das ist weniger als in den vergangenen Jahren - weil es einfach viele niederschwellige Produktionen bei freiem Eintritt gibt“, so Wais. Die Gesamtbesucherzahl solle sich dementsprechend nicht reduzieren, sondern nach Möglichkeit sogar wachsen.

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