Aufregung um Wagengruppe bei Seestadt Aspern

Die Nachbarn sehen sie nicht gern: Die Bewohner des „Wagenplatz Gänseblümchen“ am Rand der Seestadt Aspern. Sie würden Müll verbrennen und keine Abgaben für Wasser und Kanal bezahlen, sind die Anschuldigungen.

In Wien-Aspern entsteht in den kommenden Jahren mit der Seestadt Aspern ein völlig neuer Stadtteil. Am Ostrand der Seestadt gibt es Einfamilien-, Mehrfamilien- und Reihenhäuser, die ab den 1960er Jahren errichtet wurden. Die Bürger sind aufgeregt. Nicht wegen der Baustelle Seestadt, sondern wegen eines Wagenplatzes und seiner Bewohner. Etwa hundert Meter Luftlinie trennen zwei völlig verschiedene Welten. „Bürgeranwalt“ war zu einem Lokalaugenschein vor Ort.

Anrainerprotest gegen Wagenplatz

Seit fast vier Jahren existiert ein Wagenplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Siedlung. Nun ist ein Streit darüber ausgebrochen.

Anrainer kritisieren Geruchs- und Lärmbelastung

Auf der einen Seite leben die Menschen in Häuschen und Wohnungen, sie zahlen Wasser- und Kanalgebühren zahlen, gehen einer geregelten Arbeit nach. Auf der anderen Seite leben junge Leute in alten Baufahrzeugen oder ausrangierten Lkw-Aufbauten. Sie gehen keiner geregelten Arbeit nach, verzichten auf den Luxus moderner Behausungen und - wie sie sagen - genießen ein freies Leben.

Anrainer Alfred Konsal zeigt Verständnis „für Leute, die eine alternative Lebensform bevorzugen. Aber das grenzt fast an diese Staatsverweigerer.“ Anrainerin Christine Purghart sieht vor allem die Lärm- und Geruchsbelästigung negativ: „Wir müssen im Prinzip tatenlos zusehen, wenn mir mit Lärm belästigt werden“ und „wir haben da einen Geruch wie eine Müllverbrennung.“

Stadt sucht seit 2014 Alternativstandort

Seit vier Jahren stehen die Wägen hier. Fast genauso lange beschweren sich die Anrainer über Lärm- und Geruchsbelästigung durch die Wagenbewohner. Schon 2014 hat die Stadt Wien den Beschwerdeführern geschrieben, „[...] dass seitens der Stadt Wien an einer Lösung der gegenständlichen Situation gearbeitet und bereits nach einem Alternativstandort für die Wagenburg Gänseblümchen gesucht wird.“

Wagengruppe Gänseblümchen

ORF

Die Wagengruppe vor der Seestadt-Baustelle

Thomas Schwarz, ein weiterer Anrainer, ist von der Politik enttäuscht: „Wir haben von allen Parteien die Rückmeldung bekommen, dass sie sich darum kümmern werden. Das ist jetzt eineinhalb, zwei Jahre her.“ Die bewohnten Wägen dürfen nur auf Baugrund stehen, weil sie gemäß Wiener Bauordnung als Bauwerke gelten. Der Boden auf dem sie jetzt stehen ist aber laut Flächenwidmungsplan Wald- und Wiesengürtel.

Wägen als Kundgebung gemeldet

Damit die Wägen trotzdem dort stehen dürfen, sind sie bei der Polizei als Kundgebung gemeldet. Dazu schreibt die Polizei: „Da es sich jedoch um keine Kundgebung im Sinne des Versammlungsgesetzes handelt, werden diese zuständigkeitshalber an den Magistrat der Stadt Wien weitergeleitet.“ Denn die Stadt Wien ist auch Eigentümerin jenes Grundstückes, auf dem die Wägen stehen.

Mit den Vorwürfen der Anrainer konfrontiert zeigt sich ein Sprecher der Wagengruppe gesprächsbereit: „Ich muss gestehen, wir haben es offenbar kläglich verabsäumt, dass wir nachbarschaftlichen Kontakt herstellen.“ Die Anhäufungen von Metall und anderen Gegenständen erklärt der Sprecher damit, dass sie autark leben.

Anrainer drohen mit Anzeige

Die Anrainer werfen den Wagenplatzbewohnern auch vor, dass sie ihren gesamten Müll einfach verbrennen und haben das auch filmisch festgehalten. Der Sprecher widerspricht: „Wir verbrennen Holz, weil wir heizen auch mit Holz. Wir wollen auf keinen Fall, dass Müll verbrannt wird, weil wir dieser giftigen Luft ausgesetzt wären.“

Die Bewohner des Wagenplatzes haben schon vor Monaten von der Stadt die Aufforderung erhalten, sich einen anderen Platz zu suchen. Doch die Suche scheint sich schwierig zu gestalten. Die Anrainer sind jedenfalls mit ihrer Geduld am Ende und sagen, wenn die Stadt jetzt nicht bald etwas gegen den Wagenplatz tut, dann bleibe nur noch die Anzeige wegen widmungswidriger Nutzung des Wald- und Wiesengürtels.

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