Streit um Mariahilfer Geschäft eskaliert
Der Modeshop „Modus Vivendi“ liegt in Trümmern. Im Oktober hatte der Vermieter - der Plastische Chirurg Markus Handle - einen Teil der Decke zwischen Untergeschoss und Keller aus dem Geschäft reißen lassen. Handle hatte für diesen Schritt ein gültiges Privatgutachten. Laut diesem Gutachten war die Decke mit Hausschwamm befallen und einsturzgefährdet. Die Mieterinnen glaubten dem Gutachten nicht und waren empört, als plötzlich ein Teil des Bodens fehlte - mehr dazu in Modegeschäft in Wien-Mariahilf droht Schließung.
Charlotte Jakoubek
Erstes Gutachten noch immer gültig
Ein weiteres Privatgutachten und ein gerichtliches Gutachten negierten das alte Gutachten nicht, das auch von der Baupolizei bestätigt worden war. Die Betreiberinnen des Geschäfts in der Schadekgasse 4, Charlotte Jakoubek und Monika Bacher, verlagerten den Verkauf ins Obergeschoss des Gebäudes. „Geschäft war das für uns keines mehr, auch wenn es eine Solidaritätswelle für uns gab“, sagt Jakoubek.
Das Obergeschoss war über eine Stiege zugängig. Diese hängt nun wortwörtlich in der Luft. Über Nacht hat Handle einen weiteren Teil des Bodens wegreißen lassen. Die Betreiberinnen geben an, dass sie darüber nicht informiert worden seien. „Unsere gesamte Einrichtung, Laptops, Geld und Produkte, stehen noch immer im Obergeschoss“, zeigt sich Jakoubek erschüttert. Das Obergeschoss sei gar nicht, beziehungsweise nur unter Lebensgefahr zu erreichen.
Vermieter: Mieterinnen über Abriss informiert
Handle widerspricht dieser Darstellung: „Am 8. März wurde die andere Partei informiert, dass die Decke abgerissen wird. Sie hatten einen Monat Vorlaufzeit, um ihre Sachen wegzuräumen.“ In einem Bescheid der Baupolizei, vom 17. März, heißt es, dass die „schadhafte sowie durch Hausschwamm befallene Deckenkonstruktion“ innerhalb der nächsten sechs Monate wieder instand zu setzen sei.
Charlotte Jakoubek
Der Plastische Chirurg verweist zudem auf ein Schreiben seines Rechtsanwaltes, dass den Betreiberinnen des Modeshops zugetragen worden sei: „Die Sicherung und Zwischenlagerung der in diesem Erdgeschoßbereich noch befindlichen Maschinen und Materialen kann bis Ende nächster Woche sicherlich geklärt werden“, heißt es in der Mitteilung vom 8. März.
Hämisches Smiley auf Facebook
Bei der nächtlichen Sanierung soll es zu einer Sachbeschädigung gekommen sein, reklamieren die Modemacherinnen. Unter anderem soll eine Strickmaschine zerstört worden sein. „Sie wurde nur in einen Nebenraum geschoben. Das wurde auch so kommuniziert“, entgegnet Handle.
Für weitere Aufregung sorgte ein Facebook-Posting. Am Tag nach dem Deckenabriss, reagierte Handle auf eines der Bilder, die das verwüstete Geschäft zeigen, mit einem lachenden Smiley. „Ich verwalte die meisten meiner Profile nicht“, rechtfertigt sich Handle. Das Smiley wurde mittlerweile wieder entfernt.
Charlotte Jakoubek
Vermieter wurde angeblich bedroht
Jakoubek und Bachler betreiben Modus Vivendi seit 28 Jahren. Sie sind als Designerinnen und Verkäuferinnen tätig. „Wie kann man jemandem über Nacht einfach den Boden wegreißen und Sachen zerstören? Das kann doch nicht rechtens sein“, zeigt sich Bachler empört. Grundsätzlich hätten die beiden Frauen nie ein Problem mit einer Sanierung gehabt, wenn sie abgesprochen worden wäre, beteuert Jakoubek. Sie müssen für die nun anfallenden Geschäftsverluste selbst aufkommen.
Handle verweist auf das Gutachten und die Einsturzgefahr. Es seien viele, unterschiedliche Verfahren „am Laufen“, meint er. Die öffentliche Aufmerksamkeit für den Fall ärgert ihn: „Ich habe Fotos von strangulierten Schlangen, Drohanrufe und Droh-E-Mails bekommen. Wäre das Thema auch so interessant, wenn ich einfach nur ein Handwerker wäre?“ Handle betreibt neben und über dem Geschäft eine Fachpraxis für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie.