Hunderte Erwachsenen-Taufen zu Ostern

„Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“, sagt Dompfarrer Toni Faber. Hunderte Erwachsene wurden in der Osternacht in Wien getauft. Faber äußert sich im „Wien heute“-Interview zu diesem Boom, aber auch zu Kirchenaustritten.

Auch wenn die Zahl der Kirchenaustritte gegenüber zuletzt sank, traten im Vorjahr rund 15.000 Menschen aus. „Jeder Austritt schmerzt und hat wahrscheinlich einen Grund", sagt Dompfarrer Toni Faber im „Wien heute“-Interview. „Aber dass die Kirchenaustritte zurückgehen ist natürlich ein Anlass zur großen Freude, auch persönlich, weil ich hundert wiederaufgenommen habe im letzten Jahr, 31 in diesem Jahr. Also die Türen zur Kirche sind immer offen.“

Ostern als „Zeit, um Danke zu sagen“

Wenn keine Skandale von der Kirche geboten werden, sei der Grund eher da, dabei zu bleiben oder wieder neu anzudocken. „Gerade zu Ostern, rund um die Frühlingssonnenwende, ist ein guter Anlass nicht nur die Natur aufzusuchen, um den Schöpfer in seinen Geschöpfen zu preisen, sondern auch ganz bewusst in die Kirche zu gehen und Danke zu sagen, sich zu verankern in dieser Glaubensgemeinschaft“, so Faber.

Elisabeth Vogel und Toni Faber

ORF

Elisabeth Vogel im Gespräch mit Dompfarrer Toni Faber

„Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“

Dennoch räumt Faber ein, dass es bei Kircheneintritten „Luft nach oben“ gibt. „Alle meine Mitbrüder, die Priester und die Pfarrgemeinderätinnen und –räte, die neu gewählt worden sind in diesen Wochen, werden sich bemühen hier ganz bewusst eine offene Kirche zu signalisieren, so wie es uns Papst Franziskus fantastisch vorlebt“ - mehr dazu in Pfarrgemeinderatswahl: Geringere Beteiligung (religion.ORF.at).

Faber verweist darauf, dass Kardinal Christoph Schönborn in der Fußwaschung am Gründonnerstag anerkannten Flüchtlingen und Firmlingen die Füße wusch. „Der Dienst der Kirche wird gerne angenommen. Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts. Und da sind wir ganz gut, uns immer besser in diesen Dienst am Menschen einzuspannen.“

Dompfarrer Toni Faber im Interview

Dompfarrer Toni Faber spricht über Ostern als kommerzielles Geschäft und den Rückgang der Kirchenaustritte in Wien.

Erwachsenentaufen kein Kalkül

Erfolg hat die Kirche aktuell bei Erwachsenentaufen - vor allem bei Menschen, die aus muslimischen Staaten kommen. Dass dahinter ein Kalkül steckt, glaubt Faber nicht. „Wir prüfen jeden einzelnen erwachsenen Taufkandidaten ganz genau. Und sie müssen eine fast einjährige Vorbereitung durchlaufen, bevor sie wirklich akzeptiert werden.“

Allein in der Osternacht wurden in der Erzdiözese Wien hunderte Männer und Frauen getauft, die bereit waren, einen einjährigen Vorbereitungskurs durchzumachen. „Es ist eine Riesenfreude. Ich hab 250 von ihnen erlebt, wie sie in der Fastenzeit dem Kardinal präsentiert worden sind. Eine Fülle von Lebensschicksalen, von wunderbar integrierten Menschen, von Menschen die aufgrund unserer Tätigkeit aus christlicher Nächstenliebe heraus sagen, diese Gemeinschaft, dieser christliche Glaube soll auch meiner sein“ - mehr dazu in Taufbewerber feiern unter Polizeischutz und Starker Anstieg bei Erwachsenentaufen (religion.ORF.at).

„Wollen Geschäft nicht verderben“

Dass Ostern zu einem kommerziellen Geschäft geworden ist, stört Faber nicht. „Unsere Aufgabe ist es glaube ich nicht, das Geschäft zu verderben." Er wolle eher die Menschen einladen mitzufeiern und die Freude von Ostern zu teilen. „Und wenn sie darüber hinaus auch etwas jemanden anderen schenken wollen, dann soll es mir auch recht sein.“

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