Peymann zu Burgtheater: „Gedanklicher Unsinn“

Der frühere Burgtheater-Direktor Claus Peymann übt heftige Kritik an der Ausschreibung für die Direktion, er sieht „ein Meisterstück des sprachlichen und gedanklichen Unsinns“. Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hat mit einem offenen Brief geantwortet.

Die Kritik hatte Peymann ebenfalls in einem offenen Brief an Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) formuliert. „Ach, wie sehr fehlen uns Johann Nestroy, Karl Kraus und Thomas Bernhard, um Ihnen und den Denkern und Strategen der Bundestheater-Holding dafür eine tüchtige Watschn zu verpassen!“, so Peymann laut APA in dem Brief.

Peymann: Burgtheater braucht Künstler

Von Bewerbern wird in der Ausschreibung die Kenntnis der Theaterszene ebenso verlangt wie die Befähigung zur Vorgabe künstlerischer sowie wirtschaftlicher Zielsetzungen, die Erfahrung in der Führung und im Umgang mit Mitarbeitern ebenso wie Verhandlungserfahrung. Auch wird auf die Erschließung von Drittmitteln explizit Wert gelegt - mehr dazu in Burgtheater-Leitung gesucht: Bergmann hört auf.

Das Burgtheater sei aber „kein Wasserwerk und weder die Bank Austria noch die öbb. Und die Burg braucht keinen Prokuristen an der Spitze, auch keinen Manager - sie braucht einen Künstler: Kunst, Kunst, Kunst“, schreibt Peymann.

„Falls sich tatsächlich jemand findet, der Ihre Ausschreibung ernstnimmt, kann es nur ein Irrer sein“, so der streitbare Regisseur und Theatermanager, der das Burgtheater von 1986 bis 1999 leitete. Angesichts der nunmehrigen Ausschreibung „wäre ich nie Burgtheaterdirektor geworden - geschweige denn, es 13 Jahre lang geblieben“, schließt Peymann seinen offenen Brief.

Drozda: Suche nach Theaterbesessenen

Kulturminister Thomas Drozda hat am Samstag mit einem offenen Brief geantwortet. Er dankte darin Peymann, dass dieser offenbar „ein gewissenhafter Beobachter der Aktivitäten in diesem Haus“ geblieben ist: „Folglich vermute ich, dass Sie bemerkt haben, dass der Ausschreibungstext nun schon seit einigen Jahren in dieser Sprache verfasst ist. Einer Sprache, die sicherlich kein Beitrag zur Weltliteratur ist. Wir wollen ihm aber auch nicht mehr Gewicht beimessen, als diesem zusteht. Immerhin hat er die hervorragende Leistung Karin Bergmanns nicht verhindert.“

Es bestehe für Peymann „nicht der geringste Grund zur Sorge“, wie Drozda erklärt: „Die Tradition des Burgtheaters als – ich greife eine Formulierung Ihres offenen Briefes auf – das ‚bedeutendste, schönste, geliebteste Theater deutscher Zunge‘ soll gewahrt und in die Zukunft geführt werden! Wir suchen also eine Theaterbesessene oder einen Theaterbesessenen im besten Sinne.“

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