Doppelmordanklage gegen Polizisten

Ein 24 Jahre alter Polizist, der seine schwangere Lebensgefährtin und seinen 22 Monate alten Sohn getötet haben soll, wird wegen Doppelmordes angeklagt. Er dürfte seine Tat seit Längerem geplant gehabt haben.

Das geht aus der Doppelmordanklage hervor, die nun von der Staatsanwaltschaft Wien am Landesgericht für Strafsachen eingebracht wurde. Laut Anklage scheint es, als habe der Beamte seiner Lebensgefährtin schon zwei Wochen vor dem inkriminierten Verbrechen nach dem Leben getrachtet. Der Mann soll seine Lebensgefährtin am 2. Oktober in Margareten ermordet haben.

Zuvor fehlgeschlagener Mordversuch

Wie die Auswertung seiner Suchanfragen bei Google ergab, tippte er am 19. September „Genick brechen“ in die Suchmaschine ein. Ein Versuch, die Frau zu erwürgen, schlug aber offenbar fehl, wie der Anklage zu entnehmen ist. Die 25-Jährige verkannte die Situation völlig. Sie führte den Angriff ihres Freundes auf seine berufliche Überlastung zurück und ging von einem Burn-out oder einem Blackout aus.

Um ihm zu helfen, wandte sich die Frau an den Sozialpsychiatrischen Notdienst und machte einen Termin für ihren Partner aus. Dieser besorgte sich laut Anklage währenddessen in einem Baumarkt eine Axt und Müllsäcke. Weiters überzeugte er seine schwangere Freundin, dass ihm psychologische Hilfe beruflich schaden würde. Statt - wie von ihr erwünscht - zum Sozialpsychiatrischen Notdienst zu gehen, blieb er zu Hause und tippte einige belastende Begriffe in die Suchmaschine Google ein.

Mord mit Dienstwaffe

Am Abend, bevor er - der Anklage zufolge - aus einer Entfernung von wenigen Zentimetern auf seine schwangere Lebensgefährtin schoss, fuhr der Polizist in seine Dienststelle und nahm seine geladene Dienstwaffe an sich. Für den 2. Oktober 2016 hatte er seiner Freundin einen Ausflug mit dem gemeinsamen kleinen Sohn versprochen.

Als er diesen absagte, versuchte sie zunächst den 24-Jährigen am Verlassen der Wohnung zu hindern. Als sie erkannte, dass sie ihn daran nicht hindern konnte, sollen ihr die Tränen gekommen sein, worauf sie sich ins Schlafzimmer zurückgezogen haben soll. In dieser Situation soll sich der Polizeibeamte entschlossen haben, „das Ganze nun zu Ende zu bringen“, wie die Staatsanwältin in der 20-seitigen Anklageschrift festhält.

Er soll zu ihr in das Zimmer gegangen sein und sie aus nächster Nähe erschossen haben. Im Anschluss versorgte er den 22 Monate alten Sohn und begab sich mit dem Kleinen zu einer Frau, mit der der Polizist seit Ende Juni 2016 eine Affäre unterhielt. Gemeinsam mit deren Kindern verbrachten sie einen Nachmittag auf einem Spielplatz.

Sohn aus „Mitleid“ ermordet

Seinen Sohn soll der Polizist am darauffolgenden Tag erwürgt haben, nachdem er diesem noch Frühstück zubereitet hatte. An sich hätte der Polizeibeamte an diesem Tag arbeiten müssen. Um 6.00 Uhr rief er jedoch bei seiner Vorgesetzten an und beantragte Pflegeurlaub, weil er mit seinem Sohn zum Arzt müsse.

Der Entschluss, auch den kleinen Buben zu töten, soll dem Mann der Anklage zufolge während der Nachtstunden gekommen sein. Als Motiv für das Erwürgen des Kleinen nannte der Polizist nach seiner Festnahme „Mitleid“, weil dieser sonst ohne Mutter aufwachsen hätte müssen und sein Vater im Gefängnis gesessen wäre.

Transportierte Leichen in die Steiermark

Eine Freundin der Lebensgefährtin wurde aufmerksam und verständigte die Polizei. Sie machte sich auf den Weg zur Wohnung der Frau, wo sie das Eintreffen der Funkstreife abwartete. Die Freundin bemerkte vor der Wohnungstür und im Bereich des Lifts auch Blutspuren. Die anwesenden Polizisten taten diese der Anklage zufolge als „Nasenbluten“ ab und schenkten ihnen keine weitere Beachtung.

Nachdem die Wohnung geöffnet worden war, fiel offenbar niemandem etwas Verdächtiges auf. Versuche, den Angeklagten telefonisch zu erreichen, schlugen fehl. Dieser befand sich weiterhin im Keller. „Er hatte den Plan, die beiden Leichen in Behältnisse zu verpacken“, so die Staatsanwältin in ihrer Anklage. Gegen 16.00 Uhr erreichte seine unmittelbare Vorgesetzte den Beamten. Er machte ihr vor, er habe am Morgen einen Streit mit seiner Freundin gehabt. Diese sei darauf mit dem gemeinsamen Sohn aus der Wohnung gegangen und verschwunden. Er selbst sei dann weggefahren.

Diese Geschichte tischte der Mann später auch der Mutter der Getöteten und seinen eigenen Eltern auf. Am 4. Oktober 2016 erstattete er Abgängigkeitsanzeige und meldete sich krank. Mit den Leichen fuhr er zu seinen Eltern in die Steiermark, wo er sie bei einem Erdwall ablegte.

Polizist gesteht Tat

Einem Beamten der Polizeiinspektion fielen dann allerdings Ungereimtheiten auf. Der Ermittler veranlasste daher eine neuerliche Nachschau in der Wohnung, wo die Blutspuren auffielen, die bereits die Freundin der Verschwundenen thematisiert hatte. Ein vorgenommener Blutvortest ergab, dass es sich um menschliches Blut handelte. Daraufhin wurde am 7. Oktober eine Durchsuchung der Wohnung angeordnet. Auf der Rückseite der umgedrehten Matratze, am Lattenrost und im Badezimmer konnten nun Blutspuren gefunden bzw. nachgewiesen werden.

Der 24-jährige Polizist, der sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Steiermark befand, wurde daraufhin mit diesen Ergebnissen kontaktiert. Er gestand die Tötung seiner Freundin und seines Sohnes und bezeichnete den Kriminalisten gegenüber auch den Ort, an dem er die Leichen platziert hatte.

Die Rechtsvertreter des Angeklagten haben zwei Wochen Zeit, die Anklage zu bekämpfen. Mit einem Einspruch müsste sich das Wiener Oberlandesgericht (OLG) befassen. Sobald die Anklage Rechtskraft erlangt, kann der zuständige Richter die Hauptverhandlung anberaumen.

Links: