Wiener glauben, bessere Autofahrer zu sein

Fast jeder zweite Wiener Autofahrer meint, „besser zu fahren als die anderen“. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des IFES-Instituts im Auftrag der ASFINAG. Aber: Tempolimits werden ignoriert, Smartphone-Ablenkung ist Alltag.

Das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) befragte im April Lenkerinnen und Lenker, die regelmäßig Autobahnen und Schnellstraßen nutzen, zu ihren Fahrgewohnheiten. Bei 41 Prozent der Befragten aus Wien wurden bereits Menschen aus dem engen Freundes- oder Bekanntenkreis bei einem Unfall getötet oder leiden an den Folgen. Gleichzeitig geben viele offen zu, dass sie riskante Verhaltensweisen an den Tag legen.

Wie ticken Wiener AutofahrerInnen?

Fast jeder zweite Wiener Autofahrer meint, „besser zu fahren als die anderen“. Das zeigt eine Umfrage des IFES-Instituts.

Riskantes Fahren als Routine

Jeder Zweite meint (47 Prozent), besser zu fahren „als die meisten anderen“. Bei Tempo 130 hält jeder zehnte Befragte einen Abstand von maximal zwei Fahrzeuglängen, 45 Prozent schätzen, dass drei bis sechs Fahrzeuge Platz hätten. Neun oder mehr Fahrzeuglängen Abstand halten nur neun Prozent der Befragten ein. Richtig wären jedoch mindestens 70 Meter, also etwa 14 Fahrzeuglängen. Das entspricht zwei Sekunden Mindestabstand für ausreichenden Reaktions- und Bremsweg bei guten Bedingungen.

Baustelle Gürtel 2017 Seidengasse Westbahnstraße

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Ablenkung und zu wenig Abstand sind Hauptprobleme im Verkehr

Vollgas bei weniger Verkehr

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) fahren schneller, wenn sie zu spät dran sind oder dringend zu einem Termin müssen. Sehr wenig Verkehr verleitet ebenfalls zum Gasgeben, 62 Prozent fahren dann schneller. 86 Prozent der Befragten überholen zumindest ab und zu rechts, blinken ein anderes Auto an oder hupen, damit er oder sie überholen kann. 21 Prozent geben auch zu, eng aufzufahren, damit die Person im vorderen Fahrzeug zur Seite fährt. Männer unternehmen diese Fahrmanöver deutlich häufiger als Frauen.

Autos, ASFINAG Unfall

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16 Prozent der Unfälle passieren wegen zu geringen Sicherheitsabstands

Das Bedienen des Handys ohne Freisprecheinrichtung kommt bei jedem Dritten der Befragten oft bzw. zumindest gelegentlich vor, besonders wenn es die Nachricht oder der Anruf eines Familienmitglieds ist. 56 Prozent der Befragten schließen das Hantieren mit dem Smartphone während der Fahrt für sich nicht aus.

Risiko wird unterschätzt

Laut verkehrspsychologischen Studien wird Lenken als Alltag erlebt, läuft oft unbewusst und nebenbei ab. Es steht – als nur vermeintliche Routine – zu wenig im Fokus der Aufmerksamkeit. Die meisten Lenker bemühen sich zwar, sicher zu fahren und sich der Verkehrssituation anzupassen, aber Nebentätigkeiten hinter dem Steuer sowie vermeintliche Kavaliersdelikte, wie etwa „nur geringe Tempoüberschreitungen“, werden in ihrem Risikopotenzial stark unterschätzt.

„Die meisten unterschätzen den massiven Einfluss von Ablenkung, Müdigkeit oder Geschwindigkeit, wenn es darum geht, eine Gefahr als solche wahrzunehmen und richtig einzuschätzen“, so Verkehrspsychologin Bettina Schützhofer, „je aufmerksamer wir sind, desto besser nützen wir unser Sehfeld.“

Mehr Polizeikontrollen und Strafen

Als wichtige Maßnahmen beim Thema Verkehrssicherheit gelten laut Studie mehr Polizeikontrollen (82 Prozent der Befragten) sowie höhere Strafen (73 Prozent). Dass Infoschwerpunkte zur Verkehrssicherheit wichtige und positive Impulse für das Bewusstsein und das Nachdenken sind, sagt jeder vierte Befragte. Die ASFINAG startete daher eine neue Kampagne unter dem Titel „Hallo Leben“. Diese appelliert an Autofahrer, sich an die Verkehrsregeln zu halten.

Im Jahr 2015 ereigneten sich auf Wiens Autobahnen und Schnellstraßen 56 Prozent der Unfälle durch Unachtsamkeit und Ablenkung. 16 Prozent der Unfälle passierten wegen zu geringen Sicherheitsabstands und fünf Prozent wegen zu hoher Geschwindigkeit.

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