Kritik an Polizei-Videoüberwachung

An drei öffentlichen Plätzen in Wien hat die Polizei Anlagen zur Videoüberwachung in Betrieb. Nun sollen weitere Standorte dazukommen. Der geplante Ausbau der Videoüberwachung sorgt bei Experten aber für Kritik.

Seit einem Jahr kontrolliert die Polizei den Praterstern mit einer mobilen Videoüberwachung. Der Bus samt Videoüberwachung ist täglich zwischen 14.00 Uhr und 2.00 Uhr im Einsatz - dabei wechselt er dreimal den Standort. Die Polizei spricht von einem Erfolg. Der Bus soll weiter im Einsatz bleiben - mehr dazu in Praterstern-Videoüberwachung: Positive Bilanz.

Videoüberwachung Praterstern

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Die mobile Videoüberwachung am Praterstern

Kriminalsoziologe sieht keinen Erfolg

Konkrete Erfolgszahlen gibt es jedoch nicht, erzählte Polizeisprecher Patrick Maierhofer: „Es ist auch eine Maßnahme, die im Vorfeld gesetzt wird. Hier kann man das natürlich an Zahlen nicht messen, denn was vorher verhindert wird, kann man im Nachhinein schlecht beziffern. Was wir allerdings wissen, ist, dass elf Delikte an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurden.“

Keinen Erfolg sieht der Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl: „Wenn sie irgendwo einen Hotspot haben, können sie sagen: Ich reinige den damit, dass ich eine Videokamera draufhalte. Aber dann tauchen die woanders wieder auf. Sie haben damit das Problem vom Schwedenplatz zum Praterstern oder in die Josefstädter Straße verschoben, aber sie sind das Problem nicht angegangen.“

Videoüberwachung Praterstern

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Der Großteil der Videos stammt nicht von der Polizei selbst

Ausbau ist angedacht

Neben dem Videobus am Praterstern betreibt die Polizei noch eine fixe Videoüberwachung am Stephansplatz und am Schwedenplatz. Und es gibt Ausbaupläne für Wien, so Maierhofer: „Es ist von Seiten der Wiener Polizei angedacht, dass wir in nächster Zeit ein bis zwei Überwachungspunkte dazu bekommen. Ob es sich dort um eine Echtzeitüberwachung oder eine Überwachung mit Aufzeichnung handelt, ist momentan noch nicht klar. Auch der Standort dieser Kameras wird noch diskutiert und besprochen.“

Kreissl sieht auch weitere Kritikpunkte: „Es kostet viel Geld. Es bindet Personal, das man möglicherweise anders besser einsetzen könnte. Es dient möglicherweise der Beruhigung der Bevölkerung für eine Zeit.“ Den größten Teil des verwendeten Videomaterials nimmt die Polizei aber ohnehin nicht selbst auf. Sie greift auf die Bilder aus den rund 11.000 Kameras der Wiener Linien zurück - allein im Vorjahr war das 4.300-mal der Fall. Daneben haben die Beamten noch Zugriff auf mehr als 60 Asfinag-Kameras und mehr als 50 Verkehrskameras der Stadt Wien.

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