Jugendliche wissen wenig über Menstruation

Eine anonym unter 1.100 österreichischen Jugendlichen durchgeführte Umfrage hat erhebliche Wissenslücken zum Thema Menstruation zutage gefördert. Der Grundtenor der Antworten der 13- bis 17-Jährigen lautete: „Menstruation ist peinlich.“

Für die Umfrage wurde von der Plattform „erdbeerwoche“ im April und Mai 2017 ein anonymer Online-Fragebogen verwendet. 60 Prozent der Mädchen gaben an, eine negative Einstellung zu ihrer Regelblutung zu haben. 70 Prozent der Burschen finden das Thema „unwichtig“ und „peinlich“, berichtete die Plattform für das Thema Menstruation und nachhaltige Frauenhygiene am Dienstag.

„Aus unserer täglichen Aufklärungsarbeit wissen wir, dass die Periode noch immer für viele Mädchen ein großes Schreckensthema darstellt“, sagte „erdbeerwoche“-Co-Gründerin Annemarie Harant. Eine Enttabuisierung, wie sie aktuell auch in den sozialen Netzwerken erfolge, betreffe vorwiegend erwachsene Frauen. „Junge Mädchen erleben die Regel hingegen nach wie vor überwiegend negativ, was meist auch mit einem negativen Körpergefühl einhergeht.“

Zykluslänge für viele kein Begriff

Mehr als die Hälfte der anonym und online Befragten sei zudem bei Basiswissen „durchgefallen“. 85 Prozent der Mädchen und 88 Prozent der Burschen fühlen sich demnach zwar selbst ausreichend über das Thema Menstruation informiert, wiesen dann aber doch „eklatante Wissenslücken“ auf.

So wussten 17 Prozent der weiblichen und jeder dritte männliche Befragte nicht, was Menstruation eigentlich bedeutet. 53 Prozent der Burschen glauben, Menstruation diene der Verhütung. Rund die Hälfte der Mädchen kann mit Begriffen wie Menstruationszyklus oder Zykluslänge nichts anfangen. Bei den Buben sind es teilweise bis zu 80 Prozent. „Viele Wissen nicht, dass ein Zyklus rund 28 Tage dauert“, so Harant.

Tampons landen oft im Klo, statt im Müll

Mehr als die Hälfte der Mädchen wisse auch nicht, wann ein Tampon spätestens gewechselt werden muss: Die meisten hätten noch nie vom Toxischen Schock-Syndrom gehört - das unter bestimmten Umständen zu einer akuten Blutvergiftung führen kann -, und nur 13 Prozent können den Begriff erklären. 88 leiden laut der Umfrage unter Menstruationsbeschwerden, die von 20 Prozent komplett verheimlicht werden.

Die Plattform machte zudem auf ein Umweltschutzproblem aufmerksam: 83 Prozent werfen Monatshygieneprodukte nach Gebrauch in die Kloschüssel anstatt in den Abfallkübel - vielfach auch, weil den Mädchen die Entsorgung außerhalb der Toilettenkabine peinlich wäre und entsprechende Müllbehälter fehlen.

„Kein großer Konzern hinter uns“

„Wir sehen uns als Bewusstseinsplattform für nachhaltige Frauenhygiene. Wir wollen den Jugendlichen Körperwissen vermitteln und aufklären, welche Auswirkungen die Produkte auf den Körper, aber auch auf die Umwelt haben“, sagt Harant.

Derzeit entwickle man eine digitale Lernplattform. Kombiniert mit physischem Anschauungs- und Lehrmaterial sollen Lehrerinnen und Lehrer ab Herbst dabei unterstützt werden, Jugendlichen das Thema Menstruation und Monatshygiene zu vermitteln.

„Wir haben keinen großen Konzern hinter uns. Wir finanzieren uns über unseren Webshop und haben eine Start-Up-Förderung bekommen“, schließt Harant Verbindungen zur Pharmaindustrie aus.

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