Mäßiger Verdienst als Paketdienst-Partner

Die Post hat mittlerweile seit 16 Jahren „Postpartner“, auch Paketdienste wie Hermes, DPD oder DHL nutzen Geschäfte als Partner zur Paketaufgabe und Abholung. Darüber, ob der Job rentabel ist, gibt es unterschiedliche Ansichten.

In Österreich gibt es insgesamt 1.350 so genannte „Postpartner“, also normale Geschäfte, die auch als Postfilialen fungieren. 29 Postpartner gibt es zusätzlich zu den regulären 96 Filialen, so der Pressesprecher der Post, Michael Homola. Einer davon ist das Papiergeschäft „Zum Buntstift“ in der Argentinierstraße in Wieden, das seit sieben Jahren Postpartner ist.

Kein Urlaub als Postpartner

Man sei schon zufrieden, so Inhaberin Barbara Engleitner, aber es gäbe auch Sachen, die nicht so gut seien. Etwa, dass man keinen Urlaub machen könne. „Wir sind gezwungen, immer offen zu lassen, das geht auf die Nerven“, so Engleitner. Postpartner möchte sie dennoch bis zur Pension bleiben.

Frau hinter Postpartnertresen

ORF/Magdalena Pichler

Das Geschäft „Zum Buntstift“ ist einer der 29 Postpartner in Wien

Für die Mühen erhält ein Postpartner laut Homola eine Basisprovision von 80 Euro im Monat und bekommt für jede Tätigkeit zusätzlich Geld: für einen Brief etwa 14 Cent, für ein Paket 90 Cent. Insgesamt erhielte ein Postpartner im Durchschnitt damit 17.000 bis 18.000 Euro im Jahr, so Homola.

Hermes? „Da hab ich drei Wurschtsemmerl verdient“

Das „Zum Buntstift“ war auch einmal Partner des Paketzustellers Hermes. „Da hat es geheißen, die Betriebskosten können hereinkommen“, sagt Barbara Engleitner, „aber da hab ich drei Wurschtsemmerl verdient“. Peter Käferböck ist Inhaber des Tauchgeschäfts „Tauchsport Adria“ und der Tauchschule „Action Diving Austria“ in der Favoritenstraße und von Beginn an bei Hermes dabei. Er sieht das anders: „Es ist 600 Euro im Jahr haben oder nicht haben“. Ein paar Päckchen warten bei ihm zwischen Tauchanzügen auf Abholung.

„Pro abgewickelter Sendung vergütet Hermes einen Paketshop-Partner mit einem mittleren zweistelligen Cent-Betrag“, so Ingo Bertram, Pressesprecher von Hermes. Zudem erhöhe die Paketshop-Kooperation erfahrungsmäßig die Kundenfrequenz: Die Chance, dass ein Paketabholer dann noch schnell Kaugummis, eine Limonade oder eine Packung Zigaretten mitnimmt, sei nicht so gering. Wobei bei Tauchanzügen die Mitnahmefrequenz nicht so hoch sein dürfte.

Tauchshoputensilien im Geschäft

ORF/Magdalena Pichler

Ein Hermes-Paketshop-Partner erhält pro Paket einen zweistelligen Cent-Betrag

Hermes hat über 1.600 Paketshops in Österreich, davon rund 250 in Wien, so Bertram. Urlaub zu machen, sei bei Hermes kein Problem: Er verschwinde im Winter zweimal für drei Wochen, dann sei das Geschäft zu, erzählt Käferböck. Ein Vorteil von Hermes gegenüber anderen Paketzustellern sei außerdem, dass der Kunde das Paket nur vom Geschäft abhole, wenn er das so wünsche.

Süßigkeiten und ein Haufen Pakete

Manchmal gäbe es Probleme, sagt Gamal Boules vom Geschäft „Süßwaren Boules“ in der Favoritenstraße, der Partner für die Paketdienste DPD und GLS ist: „Es steht manchmal im Internet, dass das Paket schon da ist und es ist nicht da.“ Das sei Stress. Überhaupt seien Süßigkeiten und Getränke eine leichtere Arbeit, aber: „Das Geschäft ist nicht so stark und es kommt schon etwas dazu.“ Circa 400 bis 500 Euro im Monat verdient Boules mit den Paketdiensten. Das seien etwa 40 Pakete am Tag.

Pakete in Zimmer

ORF/Magdalena Pichler

Boules ist für etwa 40 Pakete am Tag zuständig

Diese türmen sich im hinteren Teil des Geschäfts und hinter der Theke auf. Bei Versandpaketen hängt die Vergütung bei GLS von der Größenklasse und der Zieladresse des Pakets ab, sagt Axel Spörl, General Manager von GLS Austria.

Ein Mann kommt in das „Süßwaren Boules“ und gibt ein Paket auf, er zahlt etwas über zehn Euro, Boules bleiben 1,10 Euro. Süßigkeiten kauft der Mann keine. Dennoch sei die Werbung für das Geschäft ein zusätzlicher Vorteil, meint Boules. Und die Kunden nehmen manchmal Süßigkeiten oder ein Getränk mit.

Mann vor Süßigkeiten

ORF/Magdalena Pichler

Manchmal nehmen die Kunden Süßigkeiten oder ein Getränk mit

Schließungen Hauptgrund für Fluktuation

Insgesamt gibt es in Österreich rund 630 GLS Paketshops, in Wien sind es 90. DPD hat österreichweit 1.200 Paketshops, in Wien circa 150. Auch DHL spielt mit im Paketgeschäft in Österreich: Derzeit hat das Unternehmen mehr als 2.200 Paketshops und 50 vollautomatische Packstationen, so Stefan Wolf, Head of Commercial. Die Vergütung erfolgt, wie bei den anderen Paketdiensten üblich, pro Paket.

Die Fluktuation bei den Geschäftspartnern der Post beträgt drei bis vier Prozent. Gründe dafür gibt es mehrere: Es könne sein, dass sie sich mehr Geschäft erhofft haben, manchmal sei es zu viel Geschäft, manchmal werde ein Geschäft aufgelassen, so der Post-Pressesprecher. Bei Hermes sei der Hauptgrund die Geschäftsschließungen der Betreiber, so Ingo Bertram.

Alle drei befragten Geschäfte waren eher kleinere Läden. Für sie ist es ein zusätzliches Einkommen im harten Einzelhandelsgeschäft. Nur von dem Verdienst zwischen 600 und 18.000 Euro pro Jahr als Paketpartner kann wohl aber kein Geschäft überleben.

Magdalena Pichler, wien.ORF.at

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