Musikalisch Brücken bauen: Harri Stojka wird 60

Ob Festwochen-Eröffnung, Jazzkonzert auf der Alm oder Schrammelabend: Harri Stojka fühlt sich überall wohl. Der österreichische Musiker ist seit Jahrzehnten ein Fixstern der Szene. Jetzt wird der Gitarrist 60 Jahre alt.

Mit seinen eigenen Liedern und Interpretationen von Fremdkompositionen verwehrt sich Stojka jeglicher Zuordnung. Seine Musik, sie ist eben typisch Stojka. „Als kleiner Romajunge aus Floridsdorf hätte ich nie im Leben gedacht, dass ich einmal hier stehen werde.“ So beschrieb Stojka seine Gefühle, als ihm 2013 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen wurde.

Harri Stojka

APA/Herbert Neubauer

Stojkas Musik lässt sich keinem Stil zuornden

Auftritte neben Santana und Van Morrison

Seine Wurzeln sind essenziell für Stojka, der 1957 in Wien geboren wurde und der Lovara-Roma-Dynastie vom Stamm der Bagareschtsch entstammt. Seine musikalischen Anfänge lagen bei der Formation Jano + Harri Stojka, als er in der Arena in die Saiten griff. Das war 1970, und seitdem hat sich viel getan.

Vor allem hat Stojka einen Sound geprägt, der ihn schnell aus der Menge hervorstechen lässt. Nach den ersten Bühnenausflügen gab er den Bassisten in der Gruppe Gipsy-Love von Karl Ratzer und bediente für Peter Wolfs Projekte die Gitarre. Sein eigener Name, er stand dann nur wenige Jahre später schon im Vordergrund: 1974 gründete er den Harri Stojka Express, mit dem er etwa neben Größen wie Carlos Santana oder Van Morrison beim Open-Air-Festival im Wiener Prater Stadion auftrat. Und das Gebotene schien anzukommen, gab es doch darauf eine Einladung zum renommierten Jazzfestival von Montreux.

Geschichte der Rom musikalisch ausdrücken

Das Jazzfestival war ein Stein, der vieles ins Rollen brachte. Mit seinem auf kunstvolle Weise Weltmusik einbeziehenden Jazzsound traf Stojka nämlich den Nerv der Zeit. Auftritte in Paris, London, New York und Budapest folgten, aber auch Reisen nach China und Indien stehen auf der Habenseite des umtriebigen Musikers.

Harri Stojka

APA/Herbert Pfarrhofer

Stojka bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichen

Diese Auftritte flossen immer auch in seine Musik ein, verstand und versteht sich Stojka doch als ein Suchender, dem es gelingt, die umfangreiche Geschichte der Rom musikalisch auszudrücken. So etwa auf der Platte „Gitancoeur“ (2000), die reichlich indische Einflüsse aufweist. Aber auch der kompositorische Ehrgeiz hat hier hineingespielt, wie er zum Erscheinen des Albums erklärte: „Ich wollte wissen, ob man auf Romanes einen Hit schreiben kann.“

Brücken bauen ohne Berührungsängste

Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal von Stojka: Berührungsängste mit Pop oder anderen Stilen kannte er nie, ähnliches forderte er auch von (jüngeren) Kollegen ein. „Es muss einer da sein, der die Türe aufstößt. Und das bin vielleicht ich. Vielleicht kann ich viele neue Roma-Musiker auf die Szene zerren, damit sie endlich aus dem traditionellen Schema herauskommen“, so Stojka.

Den Laudator Frank Hoffmann bezeichnete Stojka bei der Ehrenzeichen-Verleihung „als lebenden Beweis für die Fähigkeit, unterschiedliche Einflüsse in seinem Werk zu vereinen“, bezeichnete. Das hat er auch auf seiner jüngsten Veröffentlichung unter Beweis gestellt, erschien im Vorjahr doch sein „Tribute to the Beatles“.

Ein runder Geburtstag muss auch entsprechend gefeiert werden, und das macht Stojka unter anderem am 28. Oktober im Wiener Konzerthaus. Neues wird es unter dem Namen „Other Doors“ geben, aber auch sein Indian Express Ensemble stellt sich gratulierend wie musizierend ein. Das Brückenbauen bleibt Harri Stojkas Steckenpferd, nicht nur musikalisch.

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