Wiens Frauen-Fußball abseits des Hypes

Während das Frauen-Nationalteam bei der Europameisterschaft in den Niederlanden für Aufsehen sorgt, trainieren die Wiener Frauschaften für die nächste Saison. Der USC Landhaus ist Wiens einziges Team in der höchsten Spielklasse.

Der USC Landhaus ist Wiens einziger Vertreter in der Bundesliga - nicht bei den Männern sondern bei den Frauen. Eine Verbindung zum Männer-Fußball gibt es aber dennoch: Landhaus ist eng verbunden mit der Wiener Austria, in knapp zwei Jahren wird der Verein ganz übernommen. Der große Rivale Rapid hat hingegen derzeit keine eigene Frauschaft.

USC Landhaus Training Fußball

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Union Landhaus ist Wiens einziges Frauenteam in der Bundesliga

„Spielen quasi umsonst“

Die Spielerinnen des Österreichischen Frauen-Nationalteams sind größtenteils im Ausland beschäftigt. Der Grund ist neben Prestige auch ein finanzieller, denn in Österreichs höchster Spielklasse verdienen die Sportlerinnen nicht genug, um davon leben zu können, erzählt etwa Landhaus-Verteidigerin Cornelia Schneeweiss: „Wir spielen quasi umsonst. Männerfußball machen sie profimäßig und sie können davon leben. Wir können das nicht, wir müssen nebenbei arbeiten gehen oder studieren.“

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 3. August, 19.00 Uhr, ORF 2

„Meiner Meinung nach liegt das an den Ressourcen beim Frauenfußball ist das alles noch nicht so weit wie bei den Männern“, meint Mittelfeldspielerin Martina Mädl. Die Spielerinnen bekommen lediglich eine Reisekostenentschädigung von bis zu 540 Euro bei Auswärtsspielen. Aber nicht nur finanziell gibt es Probleme, weiß Karl Frank vom Wiener Fußball-Verband: „Das große Problem sehe ich in Wien bei der Infrastruktur, die ist schon bei den Männern relativ am Limit und natürlich sind da die Frauenvereine extrem benachteiligt bei Trainingsgelegenheiten und Terminen, wo sie spielen können.“

Lange Tradition in Wien

Der EM-Erfolg des österreichischen Nationalteams soll nun einen Schub nach vorne bringen, hofft Lena Kovar von Landhaus: „Man merkt auf jeden Fall in den Sozialen Netzwerken, dass der Frauen-Fußball derzeit einen Boom hat.“ Ein Boom, der auch zu einer positiven Entwicklung führen soll. Aus Wien ist nämlich nur noch der USC Landhaus in der höchsten Spielklasse vertreten.

Dabei ist die Geschichte des Frauen-Fußballs in Wien lange, bereits 1924 wurde mit dem 1. Wiener Damenfußballklub Diana der erste Frauen-Fußballverein Österreichs gegründet. Die Initiative dazu kam vom Stürmerstar der Wiener Austria, Ferdinand Swatosch. 1936 und 1937 wurde sogar eine Meisterschaft ausgetragen mit Frauschaften aus Wien und Umgebung.

Frauen-Fußball aus dem Archiv

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Der USC Landhaus spielte 1971 gegen das Team von Borussia Herford

Rekordmeister USC Landhaus

Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde die Entwicklung des Frauen-Fußballs für längere Zeit gestoppt - erst 1972 wurden wieder Meisterschaften vom Wiener Fußballverbands als „Damenliga Ost“ veranstaltet. Eines der ersten neuen Teams war der USC Landhaus Wien, das bereits 1968 gegründet wurde und vor allem gegen Mannschaften aus den Nachbarländern spielte. Erster Meister wurde jedoch die Frauenabteilung des Favoritner AC (Fav AC), in der Zeit bis 1982 holte der USC Landhaus fünf Mal den Titel.

Anschließend wurde der Ligabetrieb vom Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) übernommen - der Fokus lag jedoch weiterhin in der Ostregion. Der erste Meister in der neugeschaffenen „Bundesliga“ war der letzte Meister der „Damenliga Ost“ - der USC Landhaus. Erster Verein im Westen war der FC Wacker Innsbruck, die Tirolerinnen spielten jedoch aus finanziellen und geographischen Gründen in der bayrischen Bezirksliga mit.

Während bis Anfang der 2000er der Titel nur über die Damen von Landhaus zu holen waren, folgte anschließend das Titel-Abo des SV Neulengbach mit zwölf Titeln am Stück und zuletzt holte der Club aus Sankt Pölten dreimal den Titel. Dennoch ist Landhaus - gemeinsam mit Neulengbach - mit zwölf Titeln nach wie vor österreichischer Rekordmeister.

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