Motorrad-Verfolgungsjagd: Prozess vertagt

Der Prozess um einen alkoholisierten Harley-Davidson-Fahrer ist erneut vertagt worden. Der Mann hat sich in Döbling eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert. Ihm drohen bis zu drei Jahre Haft.

Ursprünglich war für Freitag das Urteil erwartet worden. Doch Richterin Martina Spreitzer-Kropiunik wollte weitere Zeugen hören, zudem beantragte Verteidiger Leonhard Kregcjk die Einholung eines Gutachtens. Der Angeklagte, der sich weiterhin nicht schuldig bekannte, wurde am Freitag von der Justizwache vorgeführt. Seit einer Woche sitzt der 47-Jährige wegen Verwaltungsstrafen in Strafhaft.

Bei der Verhandlung im Straflandesgericht muss er sich nun u.a. wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Gefährdung der körperlichen Sicherheit, gefährlicher Drohung, schwerer Körperverletzung und Vergehen nach dem Waffengesetz verantworten. Der Prozess wird am 19. Oktober fortgesetzt.

Wilde Verfolgungsjagd durch Döbling

Mit 1,2 Promille Alkohol im Blut und mit bis zu 130 km/h soll der Verdächtige mit seiner Harley am 16. Mai in Döbling vor der Polizei geflüchtet sein. Dabei soll er mehrere rote Ampeln überfahren und zwei Sperren der Polizei umfahren haben. Eine Polizeistreife beobachtete zuvor beim Karl-Marx-Hof, wie er mit seinem Motorrad fast ein Mädchen umfuhr - und nahm die Verfolgung auf.

Harley Davidson Vorderrad

AFP/LLuis Gene

Harley-Fahrer lieferte sich Verfolgungsjagd mit der Polizei

Die Verfolgungsjagd führte bis nach Währing und endete schließlich mit einem Unfall bei der Gymnasiumstraße. Der 47-Jährige verlor die Kontrolle über sein Motorrad und prallte laut Polizei gegen dort geparkte Autos. Dort soll der 47-Jährige ein Messer gezückt haben. Erst nach einem Schreckschuss konnte er von der Polizei überwältigt werden. Ein Polizist wurde dabei verletzt.

Im Prozess sollen die Aussagen aller beteiligten Polizisten und Sanitäter zu einem Urteil führen. Wegen der zahlreichen Delikte droht dem Mann die Höchststrafe von bis zu drei Jahren Haft. Bisher stritt der Verdächtige die Vorwürfe ab oder machte nur Teilgeständnisse. Ein psychiatrisches Gutachten soll zudem zeigen, ob der 47-Jährige durch Drogen, Alkohol oder Schmerzmittel beeinflusst war.

Verdächtiger war vermutlich auch auf Drogen

Der Angeklagte hat 14 Vorstrafen und nahm einst an einer TV-Abspeck-Show teil. Am Tag des Unfalls hatte er bereits am frühen Nachmittag sechs Wodka intus. Die 1,2 Promille hielten den Mann jedoch ebenso wenig davon ab, seine Harley zu starten, wie das am Vortag geschnupfte Kokain oder der fehlende Führerschein, den er bereits vor Jahren eingebüßt hatte.

Gegenüber der Richterin Martina Spreitzer-Kropiunik verantwortete sich der Angeklagte im August teilgeständig. Seine Flucht sei eine „Kurzschlusspanikreaktion“ gewesen. Er habe auf seiner Flucht auch niemanden gefährdet, geschweige denn sich gegen die Festnahme gewehrt oder die Polizisten bedroht.

47-Jähriger drohte Polizei mit Hells Angels

Der Verdächtige soll nach dem Unfall in die Innentasche seiner „Kutte“, wie die ärmellose Bikerjacke im Jargon genannt wird, nach einem Springmesser gegriffen haben. Zudem ließ er zwei der Gesetzeshüter wissen, dass er wisse, in welchem Kommissariat sie ihren Dienst versehen, er ein Hells Angels sei und sie umbringen würde.

Dieser Aussage widersprach am Freitag die Community und ließ über ihren Anwalt Werner Tomanek ausrichten, dass der 47-Jährige zu keinem Zeitpunkt „Prospect“, also Anwärter, des Hell ́s Angels Motorcycle Clubs Vienna gewesen sei. Der Mann sei vor Jahren ein sogenannter „Hangaround“ gewesen, also Anwärter auf den „Prospect“-Status, aber schlussendlich von der Gruppierung nicht als Anwärter anerkannt worden.

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