BAWAG geht an die Börse

Nun ist offiziell, was schon lange in Medien spekuliert wurde: Die BAWAG geht in Wien an die Börse. Die beiden Großeigentümer Cerberus und Golden Tree wollen ihre Investition zu Geld machen, es werden alte Aktien angeboten.

Potenziellen Investoren verspricht die Bank eine jährliche Dividendenausschüttung von der Hälfte des Nettogewinns, die Bank will bis 2020 eine Milliarde Euro investieren. Ziel ist Wachstum, die BAWAG konzentriert sich dabei auf Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH-Region). In diesen Ländern habe es in den vergangenen zwei Jahren fünf Zukäufe gegeben, zuletzt wurde die Südwestbank mit Sitz in Stuttgart erworben. Derzeit habe die BAWAG über 2,2 Millionen Kunden.

Easybank Plattform in Westeuropa

Die Direktbank-Tochter Easybank soll als Plattform für den Ausbau des Retailgeschäfts in Westeuropa, vor allem in der DACH-Region, dienen. In den kommenden Jahren strebt die BAWAG Group eine Steigerung ihres Ergebnisses vor Steuern um durchschnittlich fünf Prozent an. Ziel sei eine „Cost/Income Ratio“ von unter 40 Prozent.

Die Kernkapitalquote (CET1) soll bei mindestens zwölf Prozent bleiben. Die BAWAG hat eine Bilanzsumme von 40 Milliarden Euro. Insidern zufolge will die viertgrößte Bank Österreichs einen Anteil von 20 bis 30 Prozent auf den Markt werfen. Das Geldhaus, an dem der US-Fonds Cerberus 54 Prozent und Golden Tree Asset Management 40 Prozent hält, könnte dabei mit bis zu fünf Milliarden Euro bewertet werden.

Schild Wiener Börse

APA/Roland Schlager

Interessenverband der Anleger bewertet Börsengang der BAWAG positiv

„Bereicherung für die Wiener Börse“

Der angekündigte Börsengang der BAWAG noch in diesem Jahr „wäre auf jeden Fall eine große Bereicherung für die Wiener Börse, die in den letzten Jahren eher mit Abgängen aufgefallen ist und keine Zugänge zu verzeichnen gehabt hat“, meint der Präsident des Interessenverbandes für Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger. Die Bank sei im vergangenen Jahrzehnt radikal und sehr erfolgreich umstrukturiert worden.

„Wien ist ausgehungert. Alle freuen sich, denn es tut sich wieder mal was“, sagte der IVA-Präsident im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. „Aber die BAWAG P.S.K. ist nicht mehr die BAWAG P.S.K., wie die meisten von Ihnen es kennengelernt haben.“ Die Bank habe jetzt über zehn Jahre lang andere Eigentümer gehabt, und die Anleger müssten sich jetzt sehr genau anschauen, wie es weitergeht im Rechtsstreit mit der Stadt Linz oder im Verhältnis zur Post und wie die möglichen Ertragsaussichten in der Zukunft seien.

„Aktionäre werden keine Geschenke verteilen“

„Derzeit weist die BAWAG P.S.K. hervorragende Ergebnisse aus, hat sehr viel Umstrukturierungsarbeit geleistet - aber wer weiß, ob das in den nächsten Jahren in diesem Ausmaß erzielt werden kann.“ Dass die Fonds, die ihre BAWAG-Anteile sehr lange gehalten haben, diese nach zehn Jahren verkaufen wollen, sei nicht überraschend.

„Eines muss uns aber klar sein: dass diese Aktionäre sicher keine Geschenke verteilen werden.“ Entscheidend beim Börsengang sei jetzt, wie der Ausgabekurs festgesetzt wird. Der kolportierte Wert von 1,5 mal Buchwert wäre „sehr ambitiös“, so der Kleinanlegerschützer. Die BAWAG sei kapitalmäßig gut ausgestattet, das sei „keine Frage“. Aber „ich bin mir nicht ganz klar über das Geschäftsmodell“.

So sei das Retail-Geschäft stark umstrukturiert worden, und die BAWAG ziehe sich bei der Post teilweise auch zurück - der Vertrag sei bis Ende 2017 zu kündigen und habe noch eine Nachlaufzeit bis 2020. „Da erwarte ich mir eine klar Aussage, wie sie zu dem Retail-Geschäft steht.“ Es müsse vor allem die Frage beantwortet werden, ob die derzeit sehr attraktiven Erträge auch künftig erzielt werden können.

Links: