OP-Fehler soll zu Impotenz geführt haben

Ein Mann leidet unter Erektionsstörungen, bei der Suche im Internet findet er einen Arzt, der Hilfe verspricht. Doch nach einer fehlgeschlagenen Operation ist er nun komplett impotent. Er macht den Arzt dafür verantwortlich.

Im Endeffekt sei die Ursache für die Erektionsstörung wohl nur Nervosität mit der neuen Freundin gewesen, vermutet der Betroffene Norbert S. im Interview mit „Bürgeranwalt“. Er wollte die Situation aber sicherheitshalber mit einem Urologen abklären. Im Internet findet er einen Arzt, der schreibt, dass er die optimale Lösung dafür hat.

Blick in OP-Raum

ORF

Für die Operation hat der Betroffene 3.500 Euro gezahlt

Untersuchungen „auf Diagnose gerichtet“

Bei einem Termin diagnostiziert der Arzt ein „venöses Leck“ im Penis. „Er hat mir das erklärt: Blut fließt rein, wenn es zu schnell wieder abfließt, dann spricht man von einem Leck“, beschreibt der Betroffene den Arzttermin. Er hätte davor nie Problem beim Sex gehabt, „aber der Arzt hat mir das sehr schlüssig erklärt.“ Deswegen soll S. eine Computertomographie (CT) machen um die Diagnose abzusichern.

S. wird zum ersten Mal stutzig: „Auf der Überweisung stand Tumorausschluss und Prostatitis.“ Der Grund laut Arzt: Das müsse oben stehen, sonst würde die Krankenkasse das nicht zahlen. „Vorher muss man noch wissen, dass keine Untersuchung stattfand. Keine Blutuntersuchung, keine genaue Anamnese, es ist wirklich jetzt im Nachhinein betrachtet alles auf die Diagnose dieses Lecks gerichtet gewesen“, erzählt S. Das CT-Ergebnis nimmt der Arzt als Bestätigung seiner Diagnose - und er empfiehlt seinem Patienten eine von ihm entwickelte Operation.

AKH

APA/Helmut Fohringer

Im AKH ließ sich S. nachher untersuchen

3.500 Euro für Operation

„Eine simple Operation, 20 Minuten, man gibt in die Vene, wo das Blut so schnell rausfließt, einen Gewebekleber hinein“, sagt er dem Betroffenen. Der fragt mehrmals nach, ob das wirklich harmlos ist, was ihm der Arzt auch versichert. Die Operation findet in einem Wiener Spital statt - dafür zahlt er 3.500 Euro. Kurz vor dem Eingriff wird er noch zum Unterschreiben einer Einverständniserklärung gedrängt, wie S. erzählt: „Der Doktor war schon im OP-Saal und der Assistent sagte, wir haben uns verspätet, wir müssen schnell diese Sachen unterschreiben.“

TV-Hinweis:

„Bürgeranwalt“, 30.9.2017, 17.30 Uhr, ORF2 und anschließend in der TVThek

Die Operation dauert statt 20 Minuten eine Stunde, danach darf S. nach Hause gehen. In der Nach bekommt er starke Schmerzen: „Ich hab’ dann gleich angerufen beim Arzt und in weiterer Folge die nächsten Wochen hat er mich immer vertröstet.“ Weil die Schmerzen nicht nachlassen, lässt er sich im AKH untersuchen. Die Schockdiagnose: Das injizierte Mittel ist in eine Arterie gekommen und hat sich verteilt. S. ist impotent.

Engländer nahm sich nach OP das Leben

Dem Betroffenen lässt das keine Ruhe, er will nicht, dass das noch mehr Personen passiert. Er vertraut sich seinem besten Freund an, der daraufhin auch einen Termin mit dem Arzt ausmacht. Er hat keine Probleme, trotzdem diagnostiziert der Urologe auch hier ein „venöses Leck“. Er empfiehlt auch dem Freund eine Operation - bei 200 Operationen sei nichts vorgefallen, sagt der Arzt im Gespräch.

Es kommt zu keiner Operation. Doch S. recherchiert im Internet weiter und findet einen Mann in England, der dasselbe Schicksal erlitten hat. Mit ihm tauscht sich S. aus, will die Geschichte aufdecken - im Mai nimmt sich der Engländer das Leben. Das Vorgehen soll System haben: Es soll noch weitere Patienten geben, die nach dieser Operation durch den gleichen Urologen impotent wurden und sich deshalb das Leben genommen haben.