„Weltshow“ für das Weltmuseum

Tausende Menschen haben Mittwochabend am Heldenplatz die Show zur Wiedereröffnung des Weltmuseums Wien mitverfolgt. Gestalter Andre Heller hat quasi die Welt auf die Bühne gebracht. Das Museum ist heute gratis geöffnet.

Die indische Katakali-Tänzerin Sandhya Raju und ihr hip-hoppender Landsmann Akilesh Kevasan überzeugten ebenso im Zusammenspiel wie die aus dem Iran stammende Sängerin Golnar und die in Bosnien-Herzegowina geborene Natasa Morkovic als grandioses A-Kapella-Duo oder das bulgarisch-französisch-mongolische Trio Violons Barbares. Zu den Höhepunkten zählte ein von einem Puppentheater aus Kapstadt mit Unterstützung von Studenten der Figurentheaterakademie Bratislava aufgeführter Kampf einer Schlange mit einem Vogel.

Eine weitere mexikanische Gruppe zeigte vor, wie anders sich der Begriff „Federkrone“ auch interpretieren lässt und wie nahe man dabei heimischen Perchtenlauf-Traditionen kommen kann. Am Ende kam man mit einem Landler des österreichischen Bläserensembles Federspiel der eigenen Fremde auf die Spur, ehe zum Finale aller Mitwirkenden die Globalisierung einmal ihre friedliche, völkerverständigende Seite zeigen durfte.

„Begegnung mit anderen auf Augenhöhe“

Es moderierte Christoph Wagner-Trenkwitz, Adele Neuhauser las zwischen den Musik- und Tanzdarbietungen aus Literatur unter anderem aus Australien, Indien, Südafrika, Mexiko und der Mongolei. Dabei gelang es auch durch die Verschränkung alter Traditionen mit zeitgenössischen Elementen, den Abend nicht zu einer bloßen Folkloreshow verkommen zu lassen. Rund 7.500 Menschen waren laut Veranstalter auf den Heldenplatz gekommen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich in seiner Ansprache angetan von der „wunderbaren neuen Begegnungsstätte“. Er zeigte sich erleichtert, dass Österreich zwar „so gut wie keine koloniale Vergangenheit“ habe, gab aber zu bedenken, dass die Begegnung mit anderen Kulturen in der Vergangenheit nicht selten von einem herablassenden Überlegenheitsgefühl geprägt gewesen sei. In dem neuen Museum lerne man dagegen nicht nur, einander auf Augenhöhe zu begegnen, sondern auch „uns selbst mit anderen Augen zu sehen“.

Eröffnung Weltmuseum

APA/Herbert Neubauer

Weltmuseum am Heldenplatz

„Perlenkette an Geschichten“

Am Nationalfeiertag ist das Weltmuseum, früher als Völkerkundemuseum bekannt, von 13.00 bis 21.00 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Besucher erwartet ein runderneuertes, dem Diskurs ebenso wie dem Schauen und Staunen verschriebenes Museum auf der Höhe der Zeit. In der Gestaltung von Architekt Ralph Appelbaum, der in der Schausammlung auf weiße Themensäle und schwarze, an Geografie und Sammlungsgeschichte orientierte Räume setzt, hat man die Anzahl der Objekte radikal reduziert und den unzähligen Geschichten, die sie erzählen, viel Raum gegeben.

Von der auf Bali lebenden Hoteliersgattin bis zur österreichischen Leibköchin des letzten äthiopischen Kaisers sind es unglaublich viele, mit großer Sorgfalt ausgewählte Einzelaspekte, die hier zu entdecken sind. Diese glänzende „Perlenkette an Geschichten“, wie es Weltmuseum-Direktor Steven Engelsmann nennt, bindet einen, unterstützt von einer Vielzahl von Touch-Screens und Multimedia-Stationen, für Stunden - mehr dazu in Weltmuseum Wien feierte Eröffnung.

Sendungshinweis:

Am Sonntag, 29. Oktober, gibt es um 12.15 Uhr ein „ORF III Spezial“ mit dem Titel „Das neue Weltmuseum Wien - André Hellers Eröffnungsshow auf dem Heldenplatz“.

Dass die Audiostationen mitunter im Besucherwirbel nur schwer verständlich sind, ist eine Nachjustierungsfrage, dass der wunderschöne Balkon des Mezzanin nicht bespielt werden kann, wohl den Behördenauflagen geschuldet. Ansonsten gilt aber: Das neue Weltmuseum Wien ist ein Weltklassemuseum geworden. Es stellt die richtige Fragen an die Vergangenheit und bezieht die Gegenwart stets mit ein. Unter den seit längerem in die Krise geratenen Ethnologischen Museen hat es hier im internationalen Vergleich eindeutig die Nase vorn.

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