Ärger über ÖBB-Verspätungen auf Südbahn

Am 10. Dezember tritt der neue ÖBB-Fahrplan in Kraft, die Tarife werden leicht erhöht. Das in einer Phase, in der sich zahlreiche Fahrgäste auf Südbahn und S-Bahn-Stammstrecke über Verspätungen und Ausfälle ärgern müssen.

Stationsdurchsagen, die Verspätungen bis zu 20 Minuten ankündigen, überlange Halte in Stationen, mit Menschen voll gestopfte Pendlerzüge, die statt Doppelstock-Waggons mit einfachen Waggons bestückt sind und Züge, die komplett ausfallen:

Besonders Pendler aus dem Großraum Wien und aus Niederösterreich haben es in den vergangenen Wochen schwer, beim Bahnfahren Nerven zu sparen: „Ich bin Pendlerin, es ist teilweise nicht erfreulich, wenn man täglich Anschlüsse verpasst.“ - „Es geht darum, möglichst viel Puffer einzubauen, wenn man Kundentermine hat“, so zwei Beispiele von Fahrgast-Reaktionen.

Uhr am Bahnhof

ÖBB/Zenger

Uhr am Bahnhof

Vom Nutzerempfinden „einfach ärgerlich“

Fahrgastvertreter Andreas Offenborn vom Verein Pro Bahn kennt die Beschwerden. Im ORF-Radio sagte er: „Es ist einfach ärgerlich, wenn man zu spät zur Arbeit kommt, Schüler zu spät kommen, Anschlusszüge versäumt: Das ist vom Nutzerempfinden einfach ärgerlich.“

Vor allem zu den Stoßzeiten in der Früh und am Abend ärgern sich Bahnpendler über längere Verspätungen. Es fahren viele Züge in kurzer Zeit, kleine Störungen haben große Wirkung: „Das fangt dann meistens damit an, dass eine Tür in einer S-Bahn blockiert ist, und sich nichts bewegt. Dann kommen die Nachfolgezüge schon in Probleme, die halten wieder andere auf. Speziell dann, wenn ein S-Bahn-Zug einen Schnellzug aufhält, dann kann es sein, dass der außerplanmäßig überholen muss“, so Offenborn.

Südbahn hat Kapazitätsgrenze erreicht

Die Südbahn stößt an ihre Kapazitätsgrenze, sie ist zu den Stoßzeiten überlastet, resümiert der Fahrgastvertreter. Diese Erklärung für die Verspätungen hört man auch aus dem Unternehmen. ÖBB-Personenverkehrs-Vorstand Siegfried Stumpf: „Wenn man in der Rush Hour fährt und wenn dann ein Problem auftritt, gibt es sehr schnell einen Domino-Effekt in einem sehr sehr dichten Netz.“

Die Gründe für Störungen seien unterschiedlich: Wetter, defekte Weichen, Baustellen auf der Strecke. Bahninsider aus den ÖBB nennen aber noch andere Gründe, etwa veraltete Schnellbahn-Waggons, bei denen häufig etwas kaputt geht. Stumpf dazu: "Wir haben kein permanentes Problem, so dass man sagen kann wir haben ein evidentes Problem an der Strecke oder an den Fahrzeugen. Das ist nicht der Fall. Wir tun auch sehr viel. Wir tauschen ja auch die alten Garnituren aus.

Pottendorfer Linie erst 2023 ausgebaut

Was die Überlastung der Strecke angeht, wird es keine kurzfristige Lösung geben. Die Ausweichstrecke, die Pottendorfer Linie, wird gerade zweigleisig ausgebaut: „Die wesentlichen Ausbaumaßnahmen sind im Jahr 2023 abgeschlossen. Dann haben wir auch auf der Südstrecke eine vollständige viergleisige Strecke zur Verfügung“, sagte Stumpf.

Derzeit verschärfen aber eben genau die Bauarbeiten an der Pottendorfer Linie die Situation auf der Südbahn. Es können weniger Züge auf diese Ausweichstrecke umgeleitet werden. Generell verwies ÖBB-Vorstand Stumpf auf eine nach wie vor hohe Pünktlichkeit: „Wir sind mit einer Pünktlichkeit von rund 97 Prozent - also 97 von 100 Zügen fahren pünktlich - aber es gibt natürlich einzelne Ausfälle, aber wir haben keine Häufung von Ausfällen.“

Als pünktlich werten die ÖBB in dieser Statistik übrigens auch alle Züge, die maximal fünf Minuten verspätet sind - fünf Minuten, die fürs Umsteigen schon manchmal zu viel sind.

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