Lufthansa zieht Angebot für Niki zurück

Die AUA-Mutter Lufthansa hat die geplante Übernahme von Niki aufgegeben. Das Angebot für die österreichische Air Berlin-Tochter wurde zurückgezogen. Grund sind harte Fusionsauflagen durch die EU-Wettbewerbsbehörde.

Weil eine Freigabe des Erwerbs von Niki durch die AUA-Mutter Lufthansa im Fusionskontrollverfahren nicht zu erwarten sei, wurde Air Berlin am Mittwoch von der Lufthansa informiert, „dass der Vollzug des im Oktober 2017 geschlossenen Kaufvertrags im Hinblick auf einen Erwerb der Niki Luftfahrt GmbH gescheitert ist. Die Air Berlin-Gruppe prüft derzeit Verwertungsalternativen für die Niki Luftfahrtgesellschaft GmbH“, schrieb die insolvente Air Berlin in einer Pflichtmitteilung.

Flugzeuge von Air Berlin und Niki

APA/Robert Jäger

Für die Fluglinie Niki bedeutet das wohl das Ende

Lufthansa einzig zuverlässiger Kaufinteressent

Die Lufthansa hat bereits Zugeständnisse an die EU gemacht, vor allem einen Verzicht auf bestimmte Start- und Landerechte. Das hat der EU-Kommission offenbar nicht gereicht. Die Kommission habe „klar signalisiert“, dass eine Übernahme und Integration von Niki in die Lufthansa-Tochter Eurowings „aktuell nicht genehmigungsfähig ist. Auf Basis dieser Einschätzung wird eine Übernahme von Niki durch Eurowings nicht weiterverfolgt“, schrieb die Lufthansa Mittwochnachmittag in einer Aussendung.

Interesse an einem Kauf hatten in den vergangenen Monaten auch Thomas Cook (Condor) und der British-Airways-Mutterkonzern IAG gezeigt. Air-Berlin-Generalbevollmächtiger Frank Kebekus hatte am Vortag allerdings die Lufthansa noch als einzig zuverlässigen Kaufinteressenten bezeichnet - mehr dazu in news.ORF.at.

Niki Lauda würde Niki aus Pleite übernehmen

Niki Lauda stünde bereit, die einst von ihm gegründete Airline Niki zu übernehmen; allerdings jetzt aus einer Insolvenzmasse heraus. Das hat Lauda am Mittwochabend gegenüber der APA erklärt. Er sei auf jeden Fall interessiert.

Lauda war im ersten Bieterverfahren abgeblitzt, für den Österreich-Ableger der insolventen Air Berlin war die Lufthansa als Sieger im Bieterbewerb hervorgegangen. Nun müsse man auf die nächsten Schritte warten, sagte Lauda. „Der nächste Schritt ist die Insolvenz der Niki Luftfahrt GmbH.“ Das sei dann eine neue Situation. „Ich bin interessiert und würde mich darum kümmern“, so Lauda wörtlich.

Anders als in der ursprünglichen Bieterrunde im September, als es um Teile von Air Berlin samt Niki ging, würde er jetzt allein an die Sache herangehen, sagte Lauda. Im September hatte der österreichische Ex-Rennfahrer und Airlineunternehmer zusammen mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Tochter Condor ein Angebot für die insolvente Air Berlin samt österreichischer Niki gelegt.

Regierung holt gestrandete Niki-Passagiere zurück

Verunsicherte Passagiere der akut existenzbedrohten österreichischen Airline Niki können damit rechnen, dass sie - wohl mit Flugzeugen der Lufthansa-Tochter AUA - aus dem Ausland nach Österreich zurückgeholt werden, wenn ihre Rückflüge abgesagt werden. Darauf habe man sich in der Regierung am Mittwochnachmittag verständigt, hieß es vom Verkehrsministerium.

Am Nachmittag hatte es Gespräche u.a. von Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ), Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ) gegeben.

Sollten Niki-Passagiere zurückgeholt werden müssen, „würde die Regierung dies bei der AUA, oder auch bei anderen Fluggesellschaften, in Auftrag geben“, hieß es vom Verkehrsressort. Der Bund würde vorfinanzieren. „Wie man sich schadlos hält, muss im Detail noch geklärt werden.“ Es sei jedenfalls ein Signal ausgesandt, „wenn Leute im Ausland gestrandet sind, dass sie nach Hause kommen.“

Weiter Lufthansa-Interesse an LG Walter

Am Erwerb der Air-Berlin-Tochter LG Walter soll nach Angaben der Lufthansa hingegen festgehalten werden. Dieser Kauf steht auch noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung der EU-Kommission. Der Kaufpreis von 18 Mio. Euro sei noch Gegenstand erneuter Verhandlungen und solle im Wesentlichen zur Tilgung des von der deutschen Förderbank KfW an Air Berlin gewährten Massekredits verwendet werden.

Die deutsche Regierung hatte für die 150 Mio. Euro Massekredit an Air Berlin eine Bürgschaft übernommen. Als Besicherung für den Brückenkredit hatten Niki-Teile gegolten.

Lufthansa will Eurowings ausbauen

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme einen „Plan B“ angekündigt. Er sehe vor, die Lufthansa-Tochter Eurowings in der gleichen Größenordnung von rund 20 Flugzeugen aus eigener Kraft wachsen zu lassen, hatten deutsche Medien jüngst berichtet. Nach Angaben der Lufthansa soll Eurowings nun einen Teil des eigentlich vorgesehenen Kaufpreises für Niki zum Ausbau von Kapazitäten aus eigener Kraft nutzen - und zwar genau in den Märkten von Niki.

In der Gewerkschaft ist man alarmiert: „Es muss um jeden Preis ein Grounding verhindert werden“, sagte Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. Er rief alle Beteiligten auf, sich kurzzuschließen und jedwede Unterstützung zu geben. Angesichts der Gefahr für rund 1.000 Jobs müsse es rasche Lösungen geben, die Flugzeuge in der Luft zu halten. Der Gewerkschafter hält im Ernstfall Garantien des österreichischen Staates für vorstellbar. Er sieht auch die ehemalige Air-Berlin-Eignerin Etihad noch in der Pflicht.

Nur ein planmäßiger Niki-Flug am Donnerstag

Kurzfristige Aufregung gab es am Donnerstagnachmittag um mehrere Flugstreichungen von Niki ab Wien-Schwechat für den Donnerstag, die auf der Flughafen-Homepage als „cancelled“ gelistet sind. Eine Niki-Sprecherin erklärte, diese Flüge standen schon vorher nicht mehr am Flugplan.

Plangemäß fliege in der Früh nur ein Niki-Flug von Wien ab, und zwar nach Marrkesch. Die anderen Flüge - darunter Larnaca, Palma oder Marsa Alam - wären morgen plangemäß nicht durchgeführt worden. Die Sprecherin sprach von einem Fehler auf der Airport-Anzeige.

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