„Profil“: Spion bei Kreisky enttarnt

Ein hoher Beamter hat ab Mitte der 1960er Jahre im Bundeskanzleramt für den kommunistischen Geheimdienst in Ungarn spioniert, berichtet das Nachrichtenmagazin „profil“. 1987 verstarb der Mann - mit zahlreichen Ehrungen.

Unter dem Decknamen „Livingstone“ hat der Beamte und spätere Hofrat der Sektion IV (Verstaatlichte Unternehmen) zwischen 1965 und 1982 interne Unterlagen und Berichte über Wirtschafts- und Innenpolitik nach Budapest geschickt, berichtet das Nachrichtenmagazin.

Der Mann informierte auch über Personalentscheidungen von Bundeskanzler Bruno Kreisky, so auch über die Bestellung von Willibald Pahr zum Außenminister 1976. Dafür erhielt er laut dem Bericht in den 1970er-Jahren von Ungarn jährliche Honorare bis zu 35.000 Schilling. 1987 verstarb der Spion, mit hohen Auszeichnungen der Republik.

„Die Ungarn waren klar auf Österreich angesetzt“

Der ungarische Historiker und Universitätsprofessor Lajos Gecsenyi hat die in 18 Ordnern gesammelten Berichte und Akten von „Livingstone“ heuer im Historischen Archiv des Nachrichtendienstes in Budapest gesichtet und eine Auswahl davon „profil“ zur Verfügung gestellt.

Der damalige Innenminister Karl Blecha erklärte dazu gegenüber „profil“: „Von Moskau aus waren die Ungarn klar auf Österreich angesetzt. Offenbar haben die ungarischen Agentenprofis aus Bequemlichkeit fleißige einheimische Mitarbeiter angeworben. Sie mussten dann selbst weniger arbeiten.“

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