Bibiana Zeller feiert 90. Geburtstag

Kammerschauspielerin Bibiana Zeller feiert am Sonntag ihren 90. Geburtstag. Der ORF gratuliert mit einem Programmschwerpunkt, unter anderem ist Zeller in ihrer wohl bekanntesten Rolle in „Kottan ermittelt“ zu sehen.

Subtilität, feiner Humor und ein Gespür für Skurrilität gehören ebenso zu ihren Markenzeichen wie ihre charakteristisch helle, zerbrechliche Stimme, die sie dem Burgtheater als Ensemblemitglied seit 1972 lieh. Ihre bewegte Karriere fasste Bibiana Zeller unter dem Titel „Bitte lasst mich mitspielen!“ vor drei Jahren in ihrer Autobiografie zusammen, in der sie nicht nur vom Leben am Theater, sondern auch den Erlebnissen in ihrem zweiten Standbein Film erzählte - mehr dazu in Bibiana Zeller: „Lasst mich mitspielen“ (noe.ORF.at; 18.4.2015).

Popularität durch „Kottan ermittelt“

Die Doppelrolle Theater-Film war nicht immer leicht zu meistern, erzählte sie anlässlich ihres 85. Geburtstags: „Peymann hat mich in der ganzen Zeit keinen Film machen lassen. Ich musste immer bereit stehen, auch wenn er mich dann nicht besetzt hat“, erinnerte sich die Schauspielerin. „Das war seine Überzeugung: Film und Fernsehen sind eigentlich blöd.“

TV-Hinweise:

„Kottan ermittelt“ und „Alles Schwindel“, jeweils Freitag, 23.2.2018, ORFIII; „Zuckeroma“ und „Live is life“, jeweils Samstag, 24.2.2018, ORF2.

Dennoch brachte sie es auch beim Film zu Bekanntheit: Als Frau Kottan in der Fernsehserie „Kottan ermittelt“ erlangte sie in den frühen 80er-Jahren große Popularität. Besonders beliebt war sie als Herta in der Serie „Julia - Eine ungewöhnliche Frau“. Für das Kino spielte die am 25. Februar 1928 geborene Zeller unter anderem in Michael Glawoggers Film „Die Ameisenstraße“ (1995), in Robert Dornhelms Streifen „Der Unfisch“ (1997) oder in Xaver Schwarzenbergers „Zuckeroma“ (2004).

2010 folgte ein weiterer Auftritt in Peter Patzaks „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“, 2011 stand sie in der Glavinic-Verfilmung von „Wie man leben soll“ (Regie: David Schalko) vor der Kamera. 2015 spielte sie in der Regie von Tobi Baumann in „Gespensterjäger - Auf eisiger Spur“. Zuletzt war sie 2016 in „Die Blumen von gestern“ von Chris Kraus auf der großen Leinwand zu sehen.

Beginn am Theater in der Josefstadt

Ihr erstes Engagement am Theater erhielt die am 25. Februar 1928 geborene Bibiana Zeller nach einer privaten Schauspielausbildung 1950 am Theater in der Josefstadt. In den folgenden 20 Jahren war sie überwiegend auf deutschen Bühnen zu sehen. Erst 1972, als Gerhard Klingenberg sie ans Wiener Burgtheater engagierte, kehrte die Schauspielerin in ihre Heimatstadt zurück.

Dort entwickelte sie sich bald zu einer profilierten Nebenrollendarstellerin: „Eigentlich habe ich mir bei jedem Stück die andere Rolle gewünscht, aber die hat dann immer Gusti Wolf bekommen“, lachte Zeller einmal im APA-Interview. „Ich habe immer die kleinere Rolle bekommen, aber ich habe es Gusti gegönnt, wir haben uns gut verstanden.“ Zeller trat etwa in Stücken von Kleist, Ibsen, Brecht, Pirandello, Nestroy, Grillparzer und Shakespeare auf. Bei den Salzburger Festspielen 2005 und 2006 stand sie als Jedermanns Mutter auf der Bühne am Domplatz.

Bibiana Zeller als "Die Großmutter" am Donnerstag, 15. April 2010, während einer Fotoprobe zu "Geschichten aus dem Wiener Wald"

APA/Georg Hochmuth

Bibiana Zeller im Jahr 2010 in „Geschichten aus dem Wienerwald“

Vorliebe für moderne Autoren

Ihre besondere Vorliebe gilt aber modernen Autoren. So spielte sie in Claus Peymanns Thomas Bernhard-Inszenierungen die schweigsame Wirtin im „Theatermacher“ und Frau Liebig im „Heldenplatz“. Auch in späteren Jahren war sie in vielen Ur- und Erstaufführungen zu sehen, etwa in Gert Jonkes „Chorphantasie“ und „Die versunkene Kathedrale“ in der Regie von Christiane Pohle, in „Der Bus (Das Zeug einer Heiligen)“ von Lukas Bärfuss in der Regie von Thomas Langhoff und in „Ende und Anfang“ von Roland Schimmelpfennig.

Ihre letzte Rolle am Burgtheater spielte sie 2012 in „Nach der Oper. Würgeengel“ von Martin Wuttke nach Luis Bunuel. Seit dem Tod von Hella Ferstl im Sommer 2017 ist sie nunmehr die älteste Schauspielerin des Burgtheaters, an dem sie auch nach ihrer Pensionierung im Jahr 1999 immer wieder als Gast auftrat.

1998 wurde Bibiana Zeller mit dem Berufstitel Kammerschauspielerin ausgezeichnet, im Rahmen der „Langen Nacht des Hörspiels“ wurde sie 2001 zur Schauspielerin des Jahres gekürt, 2010 erhielt sie die Romy als „Beliebteste Schauspielerin“. In den letzten aktiven Jahren stand sie etwa unter Luc Bondy im Rahmen der Festwochen-Koproduktion von Molières „Tartuffe“ als Madame Pernelle auf der Bühne oder spielte im Fernsehen in „Alles Schwindel“ von Regisseur Wolfgang Murnberger - mehr dazu in Schauspielerin Bibiana Zeller wird 85 (wien.ORF.at; 25.2.2013).