Zehn Jahre Haft für Carjacking

Rechtskräftig zu zehn Jahren Haft verurteilt hat ein Schwurgericht in Wien einen Rumänen. Er soll an einem brutalen Fall von „Carjacking“ beteiligt gewesen sein, bei dem ein Wiener bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt wurde.

„Einen solchen Fall würde man eher in Rio de Janeiro erwarten, nicht in Wien“, stellte der Vorsitzende Norbert Gerstberger in der Urteilsbegründung fest. Er verhängte über den Angeklagten bei einem Strafrahmen von bis zu 15 Jahren wegen versuchten Raubmordes zehn Jahre Haft. Bei der Strafbemessung wertete das Gericht die besondere Brutalität, das sinnlose Vorgehen und die Wehrlosigkeit des bis zur Bewusstlosigkeit geprügelten Opfers als erschwerend. Mildernd wurden die bisherige Unbescholtenheit und die nicht vollendete Tat berücksichtigt.

Raub wegen Auto im Wert von 220 Euro

Es war der 12. Oktober 2016, als ein 53-jähriger Wiener mit seinem Auto in die Arbeit fuhr. Plötzlich überholten ihn die Täter, vier Rumänen, mit ihrem Auto und brachten es quer vor dem Wiener Auto zum Stillstand. Der Wiener bremste, die Rumänen liefen auf sein Auto zu, rissen die Türen auf und zerrten den Mann aus dem Wagen.

Sie schlugen und traten auf ihn ein, bis er das Bewusstsein verlor. Danach fesselten sie ihn, warfen ihn auf die Rückbank und beförderten ihn in eine dunkle, abgelegene Seitengasse, wo der Mann aus dem Pkw geschmissen wurde. Das geraubte Fahrzeug wurde nach Rumänien gebracht. Aber nicht einmal dort fand sich ein Käufer. Der Opel Astra, der dem Pkw-Lenker mit Gewalt abgenommen wurde, hatte einen Wert von gerade einmal 220 Euro.

Ähnlicher Fall vier Tage zuvor

Die Bande, die auf die gewaltsame Abnahme von Kraftfahrzeugen in Gegenwart der Besitzer („Car-Jacking“) spezialisiert war, war schon vier Tage vorher aktiv. Dabei stoppten sie einen 19-Jährigen an einer Kreuzung in Deutsch-Wagram in Niederösterreich. Sie zwangen ihn, mit ihnen Richtung Gerasdorf zu fahren. Nach kurzer Zeit zerrten sie das Opfer aus dem Wagen, schlugen es nieder und sperrten es in den Kofferraum. Auf einem Feldweg setzten sie den 19-Jährigen schließlich aus. Das Opfer stand Todesängste aus, irrte stundenlang durch die Finsternis, ehe es Hilfe fand.

Facebook-Foto mit gestohlenem Auto

Den Verdächtigen kam die Polizei durch ein Posting auf Facebook auf die Spur. Einer der Rumänen hatte unter seinem echten Namen ein Foto gepostet, auf dem er gemeinsam mit einem Komplizen vor dem geraubten Fahrzeug posierte. Der Mann wurde in Rumänien festgenommen. Er nannte in seiner polizeilichen Einvernahme drei Mittäter, wovon zwei ebenfalls in Rumänien festgenommen wurden.

Ein Vierter wurde in Italien ausgeforscht, wo der 20-Jährige am 4. August 2017 mit Europäischem Haftbefehl festgenommen wurde. Am 17. Oktober wurde er der Wiener Justiz übergeben. Er akzeptierte nun nach kurzer Rücksprache mit seiner Verteidigerin Irene Oberschlick die zehnjährige Haftstrafe. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Der Mann wird seine Strafe in Italien verbüßen. Italien hatte ihn ausdrücklich unter dieser Bedingung ausgeliefert.