Praterstern-Alkoholverbot: Ruhiger erster Tag

Auf dem Praterstern gilt seit Freitag ein Alkoholverbot. Wer sich nicht daran hält, dem drohen 700 Euro Strafe. Der erste Tag verlief aus Sicht der Polizei ruhig, nur am Vormittag gab es eine Festnahme wegen einer geworfenen Bierflasche.

An Freitagvormittag hatte eine Person eine Bierflasche in Richtung Polizei geworfen. Der Mann sei auf das geltende Alkoholverbot hingewiesen worden, berichtete die Polizei. Das dürfte den Betroffenen jedoch ziemlich erbost haben. Nach dem Flaschenwurf wurde er wegen aggressiven Verhaltens festgenommen.

Abgesehen davon zog Polizeisprecher Harald Sörös im Interview mit „Wien heute“ eine positive Bilanz: „Es ist sonst außer einigen klärenden Gesprächen und Abmahnungen zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen.“ In den weiteren Tage werde man weiterhin mit einer großen Zahl von Polizistinnen und Polizisten auf dem Praterstern präsent sein und im Zuge des Streifendienstes auf die Einhaltung des Alkoholverbots achten.

Biertrinken am Würstelstand erlaubt

Wer sich nicht an das Verbot hält, dem drohen bis zu 700 Euro Strafe. Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl versprach im Vorfeld aber Fingerspitzengefühl: „Es wird einmal die Ermahnung, die Belehrung, vielleicht das Wegweisen im Vordergrund stehen - und dann wird sich das Tag für Tag verfestigen.“

Das Alkoholverbot gilt im Bahnhofsgebäude und in den öffentlichen Bereichen rundherum - etwa bis zur Venediger Au. Ausgenommen sind die Supermärkte und die Gastronomie: Auch bei den Imbissständen darf also weiterhin getrunken werden. Die Beamten seien ausreichend geschult, um zu unterscheiden, wer legal Alkohol konsumiert und wer nicht, so Pürstl.

Grafik zum Alkoholverbot am Praterstern

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Stadt Wien

Ludwig will Aufenthaltsqualität verbessern

Mit dem Verbot sollen sich die Aufenthaltsqualität und das Sicherheitsgefühl auf dem Praterstern verbessern, so der künftige Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Die Situation sei derzeit trotz intensiver Bemühungen vieler Beteiligter „nicht zufriedenstellend“, befand er - mehr dazu in Alkoholverbot für Praterstern beschlossen.

Der Praterstern wird laut Stadt täglich von 150.000 Menschen frequentiert. Laut Polizei hielten sich dort bisher zwischen 20 und 60 Obdachlose auf, die „reichlich“ Alkohol konsumieren würden. Alle drei Tage werde man zu einer betrunkenen, reglosen Person gerufen, so Pürstl. Zudem habe es rund um den Praterstern in den ersten drei Monaten des Jahres zwischen 40 und 50 Festnahmen wegen diverser Vorfälle gegeben, bei denen eindeutig Alkohol eine Rolle gespielt habe.

Privatinitiative lud zu „letztem Tag Saufen“

Eine Privatinitiative rief am Donnerstagnachmittag noch zum gemeinsamen Trinken auf dem Praterstern auf - unter dem Titel „Letzter Tag Saufen am Praterstern“. Über 800 Menschen hatten via Facebook ihr Kommen in Aussicht gestellt, erschienen waren nur rund 150. Dafür war der Andrang von Medienvertretern beachtlich. Von der „echten“ Szene war hingegen kaum jemand mehr zu sehen, wobei auch das kühle und windige Wetter einen Beitrag geleistet haben dürfte.

Letztes Bier am Praterstern

Einem Aufruf auf Facebook sind rund 150 Personen gefolgt und haben am Donnerstag noch ihr Bier am Praterstern getrunken.

„Das Alkoholverbot hier am Praterstern wird das Problem nicht lösen - es verlagert das Problem“, sagte einer der Initiatoren der Veranstaltung, Michael Lindenbauer, im Interview mit „Wien heute“. Dieser Meinung waren einige, die gekommen waren, um ein Zeichen gegen das Verbot zu setzen. „Es geht hier um Vertreibungspolitik der Leute, die keinen anderen Weg haben oder keinen anderen Ort“, meinte eine Frau. Im Brotberuf ist Lindenbauer parlamentarischer Mitarbeiter der Liste Pilz, es sei jedoch eine private Veranstaltung, betonte er.

Floridsdorfer Bezirkschef will ebenfalls Verbot

Dass die Szene nun in umliegende Wohngebiete oder auf die Kaiserwiese verdrängt wird, damit rechnen die Verantwortlichen nicht. In anderen Städte sei das ebenfalls nicht passiert, hieß es. Man werde aber jedenfalls mit dem Stadtservice in der Umgebung präsent sein und die Situation beobachten. Die Regelung soll nach einem Jahr evaluiert werden - um jede Jahreszeit beurteilen zu können, erläuterte „Öffi“-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Franz-Jonas-Platz

ORF

Papai befürchtet eine Verlagerung auf den Franz-Jonas-Platz

Ein Alkoholverbot auch auf dem Franz-Jonas-Platz vor dem Bahnhof Floridsdorf wünschte sich unterdessen der Floridsdorfer Bezirkschef Georg Papai (SPÖ). Er will so einer Verlagerung der Szene vom Praterstern zuvorkommen. „Durch das Alkoholverbot wird sich die Situation am Franz-Jonas-Platz verschlechtern“, so Papai. „Wir sind drei Schnellbahnstationen vom Praterstern entfernt, und deswegen möchte ich hier von Anfang an die richtige Maßnahme für die Menschen einfordern.“ Schon bisher gebe es etwa bei Polizeikontrollen auf dem Praterstern einen Verdrängungseffekt.

Links: