Maiaufmarsch: Häupl verzichtet auf „Zugabe“

Zum letzten Mal hat Noch-Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am 1. Mai auf dem Rathausplatz eine Rede gehalten. Zugabe gab es beim traditionellen Maiaufmarsch keine, auch wenn Häupl ankündigte, sich nicht zu verabschieden.

„Ich verabschiede mich nicht, ich werde nicht unpolitisch, niemand kann von mir verlangen, dass ich mich plötzlich aus der Politik völlig absentiere. Natürlich werde ich nicht den Balkon-Muppet spielen“, sagte Häupl bei seiner kurzen Rede vor zehntausenden Parteimitgliedern.

Nach der Übergabe des Bürgermeisteramtes am 24. Mai an Parteichef Michael Ludwig werde „er ihm nicht pausenlos d’reinreden“, sagte Häupl. Zudem versprach der Noch-Bürgermeister, dass er sich Zeit seines Lebens für seien Prinzipien einsetzen werde.

Häupl: „Ich bin kein Kabarettist“

Auch sparte er, wie seine Vorredner, nicht mit Kritik an der Bundesregierung. „Dem sehr kalten neuen Wind im Bundeskanzleramt, der Menschen gegeneinander ausspielt, stellen wir den Zusammenhalt und das Miteinander entgegen. Das ist unser USP. Und es ist entscheidend für die Menschen in diesem Land“. Zum Abschied seiner kurzen Rede ließ Häupl die „lieben Freunde“ wissen: „Ihr seid in meinem Herzen. Freundschaft!“

Die Anhänger am Platz forderten daraufhin eine Zugabe. „Ich bin kein Kabarettist, auch wenn es nicht immer so ausschaut. Was ich sicher nicht bin, ist ein Popsänger. Also, das mit der Zugabe funktioniert nicht“, meinte Häupl und wünschte noch einen schönen 1. Mai.

Kern: Häupl eine „Legende zu Lebzeiten“

Den Auftakt der Ansprachen machte der neue Wiener Parteichef. Dabei attackierte Ludwig die türkis-blaue Regierung. „Wir spüren alle: Die haben es auf Wien abgesehen. Lasst unser Wien in Ruhe. Wir werden uns wehren, wenn es um die Interessen der Wiener Bevölkerung geht. Wir werden uns wehren, wenn Menschen ohne Arbeit der Notgroschen genommen wird". Ludwig sprach sich zudem für eine „Neubelebung“ der Sozialpartnerschaft aus - mehr dazu in news.ORF.at.

Neuanfang und Abschied am 1. Mai der SPÖ

Zugabe-Aufrufe für Noch-Bürgermeister Michael Häupls, viel Kritik an der Bundesregierung vom künftigen Bürgermeister Michael Ludwig.

Dazwischen ergriffen Frauenvorsitzende Renate Brauner, die neue AK-Präsidentin und ÖGB-Vize Renate Anderl sowie SPÖ-Chef Christian Kern das Wort. „Was wir jetzt in Europa erleben ist eine Auseinandersetzung unterschiedlicher politischer Modelle. Eine Auseinandersetzung wo auf der einen Seite die Orbans, die Kaczynskis, die Le Penns, die Straches stehen, die für eine illiberale, autoritäre Demokratie stehen. Und auf der anderen Seite wir, die unser liberales, offenes Gesellschaftsmodell bis auf die Zähne verteidigen werden,“ so Ex-Kanzler Kern.

Er ging in seiner Rede auch auf den Abschied Häupls ein. „Es gibt keinen in unserer Stadt, der das Lebensgefühl Wiens mehr verkörpert als du. (...) Du bist eine Legende und zwar schon zu Lebzeiten“, so Kern in Richtung Häupl.

Regierungskritik auch auf Transparenten Thema

Die Reden haben laut SPÖ insgesamt 120.000 Menschen vor dem Rathaus mitverfolgt. Zehntausende Parteimitglieder waren bereits ab der Früh aus allen Bezirken auf den Rathausplatz gekommen. Bei ihnen stand auf den Transparenten und Schildern die Kritik an der Bundesregierung im Mittelpunkt. Mit „Justiz ohne Zaster freut blaue Gfraster“ wurde auf die budgetäre Situation im Justizbereich verwiesen.

Sehr präsent war auch das Thema AUVA: „Lügt uns nicht an. AUVA = Reichengeschenk“ oder „Keine Zerschlagung der AUVA“ hieß es da etwa. Die SPÖ aus der Brigittenau (wo sich das AUVA-Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler befindet, Anm.) hatte sogar Krankenbetten mitgebracht, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen.

Mit „Übernehmt nicht die Inhalte von Schwarz-Blau“ wurde beim Aufmarsch aber auch an die Parteispitze appelliert, eigene Themenschwerpunkte zu setzen. Und die mittels Transparent geäußerte Feststellung, dass die SPÖ am 1. Mai „eine Partei“ sei, war wohl als Hinweis auf die jüngsten Querelen in der Wiener SPÖ gedacht.

Kurz: Selfies mit Pflegekräften in Ottakring

Wie stets bemühten sich die anderen Parteien, auch einen Teil der Mai-Aufmerksamkeit für sich zu lukrieren. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) würdigt die Arbeit der Pflegekräfte, indem er eine Pflegeeinrichtung in Wien-Ottakring besuchte - mehr dazu in 1. Mai: Kurz besuchte Pflegeeinrichtung.

Die FPÖ traf sich wie meist in den vergangenen Jahren in einem Festzelt am Urfahraner Markt in Linz zu einer Mai-Feier. Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache forderte einmal mehr ein Verbot des politischen Islam. Er untermauerte bekannte Standpunkte wie „keine Zuwanderung ins Sozialsystem“ und betonte wie Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner, dass man in der Regierung bleiben wolle. Seitenhiebe auf Rot und Grün fehlten nicht. „Wir werden so gute Arbeit leisten, dass wir für mindestens zwei Perioden in der Regierung bleiben“, kündigte Strache an - mehr dazu in news.ORF.at.

NEOS mit digitalem „Tag der Bildung“

Die NEOS wiederum blieben in ihrer näheren Heimat, nämlich in Wien-Neubau. Bei einer Veranstaltung im Impact Hub machte man den „Tag der Arbeit“ zum „Tag der Bildung“. Parteichef Matthias Strolz holte sich da „Whatchado“-Gründer Ali Mahlodji zur Seite. Rund 100 Bürger waren zum NEOS-Tag der Bildung gekommen, um dort etwa digitalen Unterricht mit einem „Tablet Teacher“ live mitzuerleben.

Damit die Schulen fit für das 21. Jahrhundert werden, müsse die Regierung - konkret das Bildungsministerium - viel stärker in die Gänge kommen, konstatierte NEOS-Chef Strolz. Keine Veranstaltungen zum 1. Mai gab es von der Liste Pilz, die Grünen begingen wie stets den „Tag der Arbeitslosen“ - mehr dazu in Aktionen am „Tag der Arbeitslosigkeit“.