Wiener App: Nachhilfe per Video-Chat

Die Wiener Nachhilfeapp GoStudent bekommt immer mehr Nutzer. Jetzt soll ihre Qualität verbessert werden - und zwar mit Video-Nachhilfestunden. Gründer Felix Ohswald erwartet sich mit der Neuerung einen finanziellen Durchbruch.

250.000 Schüler verwenden GoStudent regelmäßig. Also fünfmal so viele, wie im Vorjahr. Felix Ohswald, Gründer der App, freut sich über den Zuwachs. Aber er will mehr: Die Qualität des Angebots soll besser werden und die App soll endlich Geld bringen. In Österreich werden pro Jahr 110 Millionen Euro für Nachhilfe ausgegeben. „Doch es gibt kaum ein Online-Angebot. Diese Marktlücke wollen wir füllen“, sagt Ohswald.

GoStudent

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Mittlerweile beschäftigt Felix Ohswald (rechts) für GoStudent 16 Mitarbeiter

23 Euro für eine Nachhilfestunde

Seit Anfang des Jahres gibt es deshalb ein neues Feature: die Video-Nachhilfestunde. Bisher konnten sich Schüler und die sogenannten Tutoren nur in Chatrooms unterhalten. Die Schüler stellten Fragen, die Tutoren antworteten - und bekamen maximal 25 Cent pro Antwort. Die Video-Chats treten hingegen in Konkurrenz zur klassischen Nachhilfe. Ohswald erklärt: „Schüler können sich über unsere Plattform ihren Lieblingslehrer aussuchen und dann ganz flexibel, zeitlich ungebunden, eine Session ausmachen.“

Bevor der Video-Chat startet, hat der Schüler die Möglichkeit, Fragen an den Tutor zu schicken. Die Preise für die Video-Nachhilfestunden sind standardisiert. 23 Euro kostet eine Stunde: fünf bekommt GoStudent, zwölf der Tutor und den Rest der Staat. Zwischen 2.000 und 3.000 Tutoren sind auf GoStudent aktiv. Schon in den Chats können die Antworten der Lehrer von Schülern bewertet werden. Desto besser eine Antwort bewertet wird, umso mehr Geld bekommt ein Tutor dafür.

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Während der Video-Chats können interaktiv Lösungswege erarbeitet werden

Umsätze sollen bereits gestiegen sein

Dieses System könnte in Zukunft auch bei den Video-Chats zum Einsatz kommen und möglicherweise die Preise gewisser Tutoren heben. Für Ohswald hat es jedenfalls Priorität, dass die Qualität der Lehrer auf GoStudent so hoch wie möglich ist. Sie sollen auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Kunden eingehen können: „Bei uns melden sich Fünfer-Kandidaten an, aber auch viele Selbstoptimierer, die statt einem Zweier gerne einen Einser hätten.“

Was bisher schwierig war: mit der App Geld verdienen. GoStudent ist von Investoren abhängig, hat über diesen weg laut Ohswald bisher 2,5 Millionen Euro verdient. Die Gründer halten allerdings noch über 50 Prozent der Anteile. Durch die Video-Chats wollen sie finanziell unabhängiger werden. „Das ist für uns kurz- und mittelfristig der Zweig, wo wir uns erwarten, auch entsprechend hohe Umsätze zu erzielen“, stellt Ohswald fest.

Seit Anfang des Jahres habe es jedenfalls ein deutliches Umsatzplus gegeben. „Seit das Feature online ist, kommen täglich neue Nachhilfestunden dazu. Es tut sich einiges“, freut sich Ohswald. Er will zudem weiter expandieren. Die App hat ihre Stammkunden im deutschsprachigen Raum. Für die normalen Chatrooms gibt es auch eine englische Version. Sie wird aktuell in den USA und Indien getestet. Auf lange Sicht will sich GoStudent vor allem in Europa etablieren.

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Lösungswege müssen erklärt werden, um Schummler abzuwimmeln

Ethik-Leitfaden gegen Schummelversuche

Tutoren, die viele Antworten geben und gute Bewertungen erhalten, sind auf GoStudent klar im Vorteil - vor allem im Tutoren-Ranking und den damit verbundenen Einnahmequellen. Allerdings hat die App einen klaren Ethikkodex. Immer wieder stellen Schüler Fotos von Fragen in die Chatrooms, die aus Prüfungssituationen stammen.

Tutoren sollten in solchen Situationen höchstens Tipps geben, sagt Ohswald, denn: „Jemand der regelmäßig nur Lösungen vorgibt, ohne den Weg dorthin zu erklären, der wird relativ rasch von der Community verbannt.“ GoStudent beschäftigt 16 Mitarbeiter und 100 Moderatoren, die sich um die Community kümmern. Der 23-jährige Ohswald hat eine klare Vorstellung von seinem Unternehmen: Er will den deutschsprachigen Nachhilfe-Markt ins digitale Zeitalter führen und davon leben können.

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