Kritik an „Disneyland-Naschmarkt“

Ein Standbetreiber am Naschmarkt kritisiert, dass der Markt immer mehr zu einem „Disneyland“ verkommt. Er will deshalb künftig nicht mehr an organisierten Touren für Touristen teilnehmen. Das Marktamt weist die Kritik zurück.

"Früher war der Naschmarkt das Delikatessen-Epizentrum Mitteleuropas, Künstler, Politiker und Feinschmecker teilten sich das volle kulinarische Angebot“, erklärt Erwin Gegenbauer, der am Naschmarkt unterschiedlichste Essige verkauft. Heute sei der Markt nur mehr Kulisse.

Der internationale Massentourismus habe dem Naschmarkt seine Ursprünglichkeit genommen. „Es werden immer mehr Touren durch die engen Gassen organisiert, und der Besuch der einst kulinarischen Institution wird mehr und mehr zu einer oberflächlichen Freizeitgestaltung für desinteressierte Touristen“, so Gegenbauer.

Marktamt weist Kritik zurück

Aus diesem Grund hat sich der Unternehmer entschieden, den „Disneyland-Naschmarkt“ nicht weiter zu unterstützen und künftig an keinerlei organisierten kulinarischen Touren mehr teilzunehmen. Er will sich dafür einsetzen, dass der Ort wieder „der freudenspendende und kulinarische Nabel der Stadt“ wird.

Beim Wiener Marktamt (MA 59) stößt die Kritik auf wenig Verständnis. „Ein Markt ist immer das, was die Standlerinnen und Standler anbieten. Wenn vorwiegend für Touristen angeboten wird, werden auch Touristen kommen“, sagt Alexander Hengl, der Sprecher des Wiener Marktamtes, gegenüber wien.ORF.at. Reisegruppen könne das Marktamt nicht verbieten, dazu gebe es keine rechtliche Grundlage. Jedem Unternehmer sei es selbst überlassen, ob er entsprechende Verträge mit Touristikern abschließe.

Hengl verwies zudem auf den Bauernmarkt am Naschmarkt an Freitagen und Samstagen, der hauptsächlich heimische Kundschaft anziehe. Außerdem habe man mit den Motto-Märkten auch etwas für die Wienerinnen und Wiener im Angebot - mehr dazu in Naschmarkt mit monatlichen Mottos. „Ich bin dann ein Gegner, wenn es nur mehr Touristenangebote gibt und der Markt tot ist. Diese Gefahr sehe ich momentan beim Naschmarkt nicht“, so Hengl.

Links: