Letzter „Mulatschag“ für Stefan Weber

Kapellmeister Stefan Weber ist am Freitag auf dem Wiener Zentralfriedhof mit einem letzten „Mulatschag“, so hieß auch ein Lied seiner Band Drahdiwaberl, verabschiedet worden. Viele Weggefährten erwiesen ihm die letzte Ehre.

Chris „Sextiger“ Bauer, Hermes Phettberg und Thomas Rabitsch bot sich wie vielen anderen Trauergästen auch ein ungewöhnliches Bild vor und in der Feuerhalle Simmering: Kostümierte Gäste in Lack, Leder und im Glitzeranzug oder Clown-Outfit, manche grell geschminkt, manche im T-Shirt mit dem Schriftzug „Stefan Weber Forever“, hörten Lieder von Drahdiwaberl, tauschten Erinnerungen aus und würdigten Weber.

Beim Eingang gab es Drahdiwaberl-Poster zur freien Entnahme, auf einem Plakat stand „Auf zum letzten Gefecht - Stefan Weber 1946 - 2018“, wobei das Wort „Gefecht“ durchgestrichen und durch „Gebäck“ ersetzt war - darunter lagen Krapferln zur Entnahme. Bodyguards mit „Knopf im Ohr“ vervollständigten das Bild eines Rockstar-Begräbnisses.

„Widerstand“ in der Feuerhalle

Weber habe Menschen Freiraum gegeben, sagte Rabitsch in seiner Rede. „Drahdiwaberl war zugleich Ideologie und Religion. Und du warst der Gott, Stefan. Ein marxistischer natürlich.“ Und dann sprach der Verstorbene von der Leinwand: „Mein liebes Volk ... aaaaarrrgh“, gefolgt von Drahdiwaberl-Konzertmitschnitten. „Widerstand“ schallte es durch den Saal. Dann erinnerte sich Musikproduzent Markus Spiegel an seine erste Begegnung mit Weber.

„Als Drahdiwaberl auftraten, stand ich da und war perplex. Dann trat auch noch der Bassist der Gruppe namens Falco auf. An diesem Abend habe ich den Jackpot gezogen. Falco bekam einen langjährigen Vertrag, Drahdiwaberl bekamen einen Vertrag.“ Bei einem einzigen Konzert sei er mit aufgetreten: „An einem Weltspartag, und ich war der Sparefroh.“ Weber sei ein Weltmeister der Selbstironie gewesen, der niemanden ernst genommen habe außer seine Familie. „In Zeiten des Rechtspopulismus bräuchten wir Weber mehr denn je“, so Spiegel.

Walter Gröbchen ohne Nacktfoto

„Ja, ich habe eine Klassenbucheintragung verdient, weil ich kein Nacktfoto mitgebracht habe“, sagte Walter Gröbchen, der in seiner Würdigung in die Schulzeit mit Weber als seinem Lehrer zurückführte. Ein Konzert von Drahdiwaberl sei Anschauungsunterricht in Sachen Rock ’n’ Roll gewesen. „Weber stand als Berserker auf der Bühne, der gegen die Welt anschrie“, privat sei er ein liebenswürdiger Mensch gewesen. Der Schlusssatz „Der Tod ist abgeschafft, die Schweinerei muss weitergehen“ ging in tosendem Applaus unter.

Gitarrensolo live zum letzten Geleit

Webers Name war untrennbar mit Exzess und Rock ’n’ Roll verbunden. Drahdiwaberl, hervorgegangen aus der Studentenbewegung der 68er Jahre und entsprechend politisch bewusst links gerichtet, machte sich theatrale Radikalität zu eigen, um das Publikum zu schockieren. An den Mainstream angebiedert hat sich Weber nie, auch wenn er zusammen mit Lukas Resetarits mit „Lonely“ 1983 einen Überraschungshit landen konnte.

Zuletzt machte den Künstler seine Erkrankung an Parkinson immer mehr zu schaffen. Berührend wurde am Sarg über seine letzten Jahre gesprochen. Zum letzten Geleit spielte Helmut Bibl ein Gitarrensolo live.

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