Staatsballett feierte opulente Nurejew-Gala

Das klassische und das etwas weniger klassische Ballett sind am Freitag in der Staatsoper ausführlich gefeiert worden - und zwar mit der traditionell opulenten Nurejew-Gala. Gekrönt wurde der Abend mit einer Ehrung für Manuel Legris.

Der ebenso glanzvolle wie marathonhafte Galaabend mit rund 20 Stücken - manche nur kurze Kostproben, andere in voller Länge - ist seit Legris’ Amtsantritt in der Saison 2010/11 jedes Jahr Treffpunkt für hartgesottene Ballettfans und ein Schaufenster in die stetig fortschreitende Qualitätssteigerung der Wiener Compagnie. Jahrhunderttänzer Rudolf Nurejew, Legris’ Lehrer und Förderer und einst ebenfalls in Wien tätig, dient als Spiritus Rector - von einer reinen Sammlung seiner Choreografien hat man sich aber längst verabschiedet.

Balance zwischen modernen Stücken und Klassikern

Vielmehr versucht Legris, die Compagnie, aber auch die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Choreografen in Nurejews Sinne zu führen. Und so kommen in diesem kuratierten Schaulaufen nicht nur alle solistisch und halbsolostisch tätigen Tänzer des Ensembles in technisch versatilen oder charaktervollen Rollen zum Einsatz, man achtet auch auf ein Gleichgewicht klassischer Stücke und neuer oder moderner Kreationen.

Neben den Fixgrößen der Compagnie - mit Olga Esina, Kiyoka Hashimoto und Ketevan Papava, die aus der Babypause zurück sind, war auch die Gruppe der Ersten Solistinnen fast wieder vollständig - hat Legris seinem Publikum heuer auch großzügig internationale Gäste geschenkt: Das erste Paar des Bolschoi, Olga Smirnova und Semyon Chudin gab in Jean-Christophe Maillots „The Taming of the Shrew“ eine Kostprobe seiner tänzerischen Sensibilität und in Balanchines „Jewels“ seiner überragenden Technik.

Nurejew Gala

Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Es gab klassisches, aber auch modernes Ballett

Mit Marianela Nunez und Vadim Muntagirov vom Royal Ballet waren die Principals jener Compagnie zu Gast, als deren Teil Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn von Frederick Ashton einst das ikonische Stück „Marguerite und Armand“ auf den Leib choreografiert wurde.

Ehrenring der Staatsoper für Legris

Zur Feierstunde für Ballettdirektor Legris wurde der lange Abend allerdings auch aus anderen Gründen: Zum einen konnte man den ehemaligen Etoile der Pariser Oper mit seiner früheren Kollegin Isabelle Guerin in Roland Petits „Le Rendez-Vous“ auch wieder als Tänzer erleben. Und zum anderen wurde ihm auf offener Bühne nach dem Schlussapplaus die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper sowie der entsprechende Ehrenring verliehen.

Nurejew Gala

Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Direktor Legris wurde mit der Ehrenmitgliedschaft bedacht

Staatsoperndirektor Dominique Meyer bedankte sich in einer sehr persönlichen Ansprache bei seinem Ballettchef, mit dem ihn eine lange Geschichte verbindet: Als Legris der Star der Pariser Compagnie war, wurde Meyer dort Direktor. „Er hat alles getanzt. Und wenn man ihn tanzen gesehen hat, konnte man es nicht mehr vergessen.“ 2020 werden sowohl Meyer als auch Legris die Oper verlassen. Als neuen Ballettchef hat der designierte Staatsoperndirektor Bogdan Roscic den Schweizer Choreografen Martin Schläpfer präsentiert.