Zugausfälle wegen ÖBB-Versammlungen

ÖBB-Betriebsversammlungen zum neuen Arbeitszeitgesetz haben am Montag auch in Wien für Zugverspätungen und -ausfälle gesorgt. Laut ÖBB hat sich der Bahnverkehr bis zum frühen Nachmittag normalisiert.

„Mittlerweile gibt es keine gravierenden Ausfälle mehr. Für den Pendlerverkehr hat sich alles normalisiert“, teilten die ÖBB am Montagnachmittag mit. Konzernchef Andreas Matthä bat die Kunden „für entstandene Unannehmlichkeiten“ um Entschuldigung. Man werde sich in den kommenden Wochen nun um weitere Gespräche mit dem Betriebsrat bemühen.

Am Montag fanden zahlreiche Betriebsversammlungen statt

Auswirkungen vor allem auf Nahverkehr

Die Betriebsversammlungen führten im Frühverkehr zu beträchtlichen Einschränkungen für Reisende. Insgesamt fielen in Österreich laut ÖBB 250 von täglich rund 5.000 Zügen. In Wien fanden ab 7.00 Uhr Versammlungen statt. Betroffen war dadurch vor allem der Nahverkehr, länger warten mussten Fahrgäste etwa auf der sogenannten Schnellbahn-Stammstrecke zwischen Floridsdorf und Meidling. Viele wichen auf die Wiener Linien aus, so ein ÖBB-Sprecher: „Das hat gut funktioniert.“

Im internationalen Fernverkehr gab es es keine Ausfälle, im nationalen Fernverkehr fielen zwei Züge von Wien nach Salzburg aus. Die ÖBB machten etwa am Hauptbahnhof mit Durchsagen und Informationen durch Mitarbeiter auf etwaige Verzögerungen aufmerksam. Die Gewerkschaft ersuchte mit Flugblättern um Verständnis für die „eventuell entstehenden Unannehmlichkeiten“.

Gewerkschaft sieht Gefahr für Sicherheit

Die potenziellen Auswirkungen der geplanten Arbeitszeitregelungen auf die ÖBB-Mitarbeiter seien enorm, begründete Konzernbetriebsratschef Roman Hebenstreit die Versammlungen. Tausende Kolleginnen und Kollegen hätten etwa Gleitzeitverträge. Die Bundesregierung setze damit Maßnahmen, „die auch im Bereich Sicherheit, gerade im Eisenbahnbereich, eine enorme Wirkung haben. Wir haben als Belegschaft einfach die Verpflichtung, über das zu informieren, was hier seitens der Regierung verbrochen wird.“ Man sei bei den Überstunden schon jetzt an Grenze.

Betriebsversammlungen ohne Auswirkungen auf den Zugverkehr seien bei einem 24-Stunden-Betrieb de facto nicht möglich, so Hebenstreit weiter. Man wolle zudem so viele Mitarbeiter wie möglich informieren. Die Konzerngeschäftsführung hält das Vorgehen von Gewerkschaft und Betriebsrat für nicht notwendig. Das neue Arbeitszeitgesetz würde die ÖBB de facto kaum berühren, heißt es in einem internen Papier - mehr dazu in Arbeitszeitgesetz: Kaum Änderungen für ÖBB.

Zugausfälle in ganz Österreich

In ganz Österreich fielen am Montag rund 200 Züge aus. Besonders betroffen waren Fahrgäste in der Steiermark: In Graz fanden Betriebsversammlungen nicht nur bei den ÖBB, sondern auch bei den Grazer Verkehrsbetrieben statt - mehr dazu in Proteste gegen Zwölfstundentag: Öffis fallen aus (steiermark.ORF.at).

An den Versammlungen nahmen laut Betriebsrat mindestens 10.000 Personen teil. „Der Zulauf und die Empörung unter den Beschäftigten war bzw. ist groß“, sagte Hebenstreit. Streng genommen sind die Betriebsversammlungen lediglich unterbrochen. Unterbrochen sind bei den Schienenbetrieben auch die Kollektivvertragsverhandlungen. „Das ist ein offenes Thema für den Herbst“, sagte Hebenstreit. Grund für die Unterbrechung sind die Arbeitszeitpläne der Regierung.

ÖVP kritisiert ÖBB-Betriebsversammlungen

Der Generalsekretär der ÖVP, Karl Nehammer, hat die Betriebsversammlungen bei den ÖBB am Montag massiv kritisiert. Die ÖBB-Betriebsräte würden „wissentlich und offensichtlich parteipolitisch motiviert gegen eine Regelung demonstrieren, die sie gar nicht betrifft“. Es werde „bewusst verunsichert“.

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