Internationale Kunstszene zu Gast
„Weltweit und besonders auch in Wien herrscht harter Konkurrenzkampf unter Kulturinstitutionen. Im Rahmen der ‚Vienna Art Week‘ ist ein kleines Wunder geschehen, denn hier ziehen alle an einem Strang, um die Bedeutung der bildenden Kunst für unsere Gesellschaft aufzuzeigen“, so Robert Punkenhofer, künstlerischer Leiter der „Vienna Art Week 2001“.
Die siebente Auflage des Kunstfestivals befasst sich mit dem Austausch von Kunst und Wissenschaft und richtet damit die Aufmerksamkeit auf Wiens Weltruf als Stadt der Psychoanalyse. Mit zahlreichen Veranstaltungen und einer neuen Ausstellung wird ein Blick hinter die Kulissen der psychologischen Dynamik von Kunstproduktion und Sammlerleidenschaft geworfen.
feinkostfilm 2011
Schwerpunkt: Kunst und Psychoanalyse
„Wien ist die Stadt Freuds und dieser hat in mehreren Schriften auf die Rolle der Kunst als Medium der Selbstanalyse des Individuums, aber auch der Widerspiegelung gesellschaftlicher Entwicklungen hingewiesen“, so Punkenhofer. Künstler zeichne in vielen Fällen eine besondere Sensibilität aus, um sich selbst und die Umwelt wahrzunehmen, in aller Schärfe darzustellen, zu hinterfragen, Krisen aufzuzeigen, aber auch Lösungen und Utopien für die Zukunft zu entwickeln. Diese entscheidende Rolle der Kunst wird im Rahmen der „Vienna Art Week“ behandelt.
Im Mittelpunkt steht die Sonderausstellung „Reflecting Reality - die Wirklichkeitsmodelle der Kunst“ im Sigmund Freud Museum. Gezeigt werden Installationen, die verschiedene Modelle von Wirklichkeit ausbilden. Vertieft wird das Thema mit einem Interviewmarathon. Im Stundentakt sprechen Künstlerinnen und Künstler wie Roger Hiorns oder Iwajla Klinke über die Einflüsse der Psychoanalyse auf ihr künstlerisches Werk.
Abseits der Ausstellung beschäftigen sich beispielsweise die Premiere des Kunstfilms „Two Cabins“ von James Benning im Österreichischen Filmmuseum oder die Performancereihe „Speak and Spell“ im COCO Kunstverein mit dem heurigen Schwerpunktmotto.
Florian Voggeneder
Marathon an Eröffnungen und Events
Der Wiener Kunstszene und interessierten Besuchern werden mit der „Vienna Art Week“ rund 100 Einzelveranstaltungen geboten. Das Spektrum reicht von Spezialführungen durch Sonderausstellungen über das „Gallery Weekend“, die Nacht der Vernissagen, Podiumsdiskussionen, Vorträge, Künstlergespräche, Ausstellungseröffnungen, Installationen, Interventionen und Performances bis hin zu ausgewählten Veranstaltungen in Privatunternehmen, die zeitgenössische Kunst fördern.
„Wer schnell ist, kann sich noch zu Spezialführungen durch Sonderausstellungen, die derzeit in den Wiener Museen zu sehen sind, anmelden oder aus erster Hand - nämlich von den Direktorinnen und Direktoren persönlich - Einblicke in die Museumsarbeit gewinnen“, so Punkenhofer. Agnes Husslein-Arco, Direktorin von Belvedere und 21er Haus, führt beispielsweise durch ihre beiden Häuser. Johann Kräftner, Leiter der Fürstlichen Sammlungen, präsentiert das Stadtpalais Liechtenstein in der Bauphase.
Iwajla Klinke
Themen der „Vienna Art Week“
Wie sammeln Museen? Dieser Frage wird bei einer Podiumsdiskussion im MUMOK nachgegangen. Es debattieren Wolfgang Kos (Wien Museum), Thomas Köhler (Berlinische Galerie), Karola Kraus (MUMOK) und Julia Stoschek (Julia Stoschek Foundation) mit Moderator Martin Fritz über ihre Positionen zu öffentlichen Museen, Sparpolitik und Kommerzialisierung. Thematisiert werden ebenso die Entwicklung neuer Strategien unter den veränderten strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen, die Rolle der Kulturpolitik und wissenschaftliches Forschen und Sammeln in Zeiten der Globalisierung und der Migration.
Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich der Zukunft der Kunstsammler. Mit ihrem Engagement sind sie wichtige Förderer und Trendsetter der Kunst der Gegenwart. Punkenhofer spricht im Dorotheum mit internationalen Kunstsammlern über die Lust am Sammeln, das Hochgefühl beim Entdecken neuer Ästhetiken, das Spannungsverhältnis zwischen ökonomischem Investment und symbolischem Kapital und das Machtverhältnis privater Sammler zu Museen der öffentlichen Hand und Firmeninitiativen.
Rainer Hosch
Kunststandort Wien im Fokus
Als die „Vienna Art Week“ ins Leben gerufen wurde, wollten renommierte Kunstinstitutionen gemeinsam Wien als Kunststandort international in den Brennpunkt rücken. Inzwischen sind mehr als 40 Institutionen, Museen und Galerien an der Veranstaltung beteiligt.
Wie sich Wien - auch durch Events wie die „Vienna Art Week“ - im internationalen Vergleich gegenüber Kunststandorten wie Berlin oder New York positioniert hat, diskutiert der Kunstkritiker Max Henry kommende Woche im Dorotheum mit nationalen und internationalen Galeristen. Darunter Gerd Harry, Ursula Krinzinger, Irena Popiashvili und Karol Winiarzyk.
Eines steht abseits der Diskussion fest: Besonders Wiens Nachwuchskünstler profitieren von der „Vienna Art Week“. Punkenhofer: „Die junge Szene wird ins nationale und internationale Rampenlicht gerückt. Beispielsweise über die Berichte in unserem ‚Vienna Art Week‘-Magazin, das weltweit an Opinionleader der Kunstwelt versendet wird. Im Zuge der vielen Events werden die Künstlerinnen und Künstler mit Kunstkritikern, Kuratoren und Sammlern vernetzt. Sie erhalten damit die ihnen gebührende Aufmerksamkeit.“
VBK, Wien 2011
Schöne Aussichten im 21er Haus
Einer der Höhepunkte der „Vienna Art Week“ ist die Eröffnung des 21er Hauses im Schweizer Garten. Zu Gast sind Künstler, die sich mit der renovierten Architektur des ehemaligen Weltausstellungspavillons und auch mit der Frage nach einem neuen Museum beschäftigen. Gezeigt werden Installationen, Arbeiten und Filmprojektionen. Außerdem werden Wotruba-Schausammlung und -Archiv, der Salon für Kunstbuch im 21er Haus sowie ein erster Einblick in das entstehende Blickle-Kino präsentiert.
Ebenfalls empfehlenswert ist die Ausstellung „Things that talk“ im Naturhistorischen Museum. Die Universität für angewandte Kunst Wien zeigt Interventionen von Studierenden des Studiengangs „Art & Science“. Die Projekte beschäftigen sich mit der Erforschung gesellschaftlicher und politischer Prozesse an der Schnittstelle von Visualisierungskulturen, Kunst und Wissenschaft.
Performances und Galerieprogramme
Auch „Performances“ sind Teil der „Vienna Art Week“. Zu Gast in der Generali Foundation Wien ist der New Yorker Experimentalfilmer Ken Jacobs. Bei seiner Performanceshow wird er mithilfe zweier modifizierter Projektoren alte Filme in unaufhörlich flimmernde, pulsierende 3D-Bilder verwandeln.
Sendungshinweis
„Wien heute“, Sendung vom 10. November 2011
Heuer findet zum ersten Mal das „Vienna Gallery Weekend“ im Zeitraum des Kunstfestivals statt. Hier präsentieren sich die Wiener Galerien drei Tage lang mit Ausstellungseröffnungen, Performances, Buchpräsentationen, Künstlergesprächen, Galerienfrühstück und vielem mehr. Ergänzend zu den Ausstellungen finden sogenannte „Gallery Tours“ statt.
Kristy Leibowitz
Links:
- Vienna Art Week
- Vienna Gallery Weekend (www.viennagalleryweekend.com)
- MUMOK
- Wien Museum
- Akademie der Bildenden Künste
- 21er Haus
- Sigmund Freud Museum