Mehr Bewusstsein für Menschenrechte

Marianne Schulze berät Regierungen und beeinflusst Resolutionen, um die Position von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Bei „Menschen im Gespräch“ auf Radio Wien sprach sie über Würde und die Menschenrechtssituation in Österreich.

„Es gibt ein bisschen die Tendenz zu sagen, dass wir im internationalen Vergleich gut sind“, so Marianne Schulze. Die Wiener Menschenrechtskonsulentin kritisierte im Gespräch mit Bernd Matschedolnig für „Menschen im Gespräch“, die „österreichische Wurschtigkeit“. In Österreich fehle das Bewusstsein, dass Verbesserungen in Bezug auf die Menschenrechte notwendig seien.

Schulze sieht vor allem ein institutionelles Manko in Österreich. „Ein Problem, dass wir definitiv haben, ist, dass wir zwar Institutionen haben, die sich um Menschenrechte kümmern, aber keine dieser Institution so etabliert ist, dass sie für alle Menschenrechte in allen Bereichen zuständig ist und damit die Politik unterstützen kann.“

Marianne Schulze - Menschen im Gespräch

ORF/Bernd Matschedolnig

Menschenrechtskonsulentin Marianne Schulze

Neuen Aspekt im Verfassungsrecht

So eine Überinstitution würde es Menschenrechtlern leichter machen, darüber zu diskutieren, was sich konkret ändern sollte. Schulze: „Es sollte beispielsweise in den Menschenrechten einen Teil geben, der sich um politische Rechte wie Meinungsfreiheit oder Versammlungsfreiheit dreht und einen Teil, der sich um soziale und wirtschaftliche Rechte dreht wie Recht auf Arbeit, Bildung, Nahrung und Wohnung. Diesen Aspekt haben wir im Verfassungsrecht nicht verankert.“

Bewusstsein schaffen für Menschen mit Behinderung

Laut Schulze gebe es in Österreich zudem wenig Bewusstsein darüber, welche Barrieren es für Menschen mit Behinderung gibt und wie man diese beseitigen kann. „Die größte Barriere, die Menschen mit Behinderung zu überwinden haben, ist die soziale Barriere.“ Es gebe sehr viele Vorurteile und Stereotypen, im Gegenzug aber relativ wenig praktische Alltagserfahrung im Umgang mit Menschen mit Behinderungen.

Radio-Hinweis

„Menschen im Gespräch“, jeden Samstag um 13.10 Uhr auf Radio Wien

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Damit Menschen mit Behinderung wirklich chancengleich leben können, müsse ein anderes Bewusstsein geschaffen werden. „Wir arbeiten mit sehr überkommenen Bildern dessen, wer Menschen mit Behinderungen sind. Wir definieren sie vor allem darüber, was sie nicht können und weniger darauf, was sie können und vor allem was sie können, wenn wir ihnen die Unterstützung geben“, so Schulze.

Interview zum Nachhören

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