„Menschen im Gespräch:“ Michael Horowitz

Michael Horowitz, Wiener des Jahrganges 1950, war Gründer der Farbbeilage des Kurier. Seit seiner Gymnasialzeit fotografiert Michael Horowitz. Er spricht über qualitätvollen Journalismus, warum Fotografen ein Auge brauchen und der heutigen Zeit eine Figur wie Helmut Qualtinger so bitter fehlt.

Sendungshinweis: „Menschen im Gespräch“ mit Michael Horowitz, 1. Dezember 2014, 19.10 Uhr.

Raus aus den Redaktionen, hinaus ins pralle Leben, so könnte man das journalistische Prinzip von Michael Horowitz beschreiben. Heute werde zu viel vom Schreibtisch aus erledigt, zu viel aus Agenturmeldungen abgeschrieben und zu wenig wirklich selbst recherchiert. Er selbst wollte von klein auf Journalist werden, aus Interesse an den Menschen, die er auch immer wieder fotografiert hat; die Prägung durch den Vater - einen bekannten Theaterfotografen - ist da unverkennbar.

Audio: „Menschen im Gespräch“ mit Michael Horowitz zum Nachhören:

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Michael Horowitz, Fotograf&Journalist

ORF/Bernd Matschedolnig

Und er hat sie alle fotografiert, die in Wien ab den 1970er Jahren eine Rolle gespielt haben: Curd Jürgens ebenso wie Namensvetter Udo, André Heller und die Pluhar aber auch Stars, die damals noch am Beginn standen wie Klaus Maria Brandauer, der in seiner Altbauwohnung mit Frau Karin und nichts als einer Matratze zu sehen ist. Auf das Auge komme es bei der Fotografie an, sagt Michael Horowitz und das hat man oder nicht und: seine Art von Fotografie sei keine Kunst, es sei einfach dokumentierte Zeitgeschichte.

Horowitz wird von Mailath-Pokorny geehrt

ORF/Wolf

Am Montag wurde Horowitz mit der „Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold“ ausgezeichnet

In der vor Anekdoten und Schnurren gekennzeichneten Laudatio für die Ehrenmedaille bezeichnete Volkstheaterdirektor Michael Schottenberg seinen Freund als „Gesamtkunstwerk", barocken Lebemann“ und „Universum“.

Biographisches zu Michael Horowitz

Michael Horowitz wurde 1950 in Wien geboren. Schon während seiner Gymnasialzeit versuchte er sich als Fotograf und Journalist. In den Jahren 1973/74 belegte er an der Hochschule für Welthandel einen Kurs für Werbung und Verkauf.

Ausstellungstipp: Michael Horowitz zeigt sein Fotos aus den 1970er Jahren unter dem Titel „Flambierte Zeiten“ werden noch bis 31. Dezember 2014 im „Lichterloh“, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 15-17

1971 holte man ihn in die Münchner „Hör zu“-Redaktion. Er wurde dort nicht heimisch und kehrte bald nach Wien zurück. Mit Franz Prassl war er in Folge als Pressefotograf rund um die Welt tätig. 1981 begann dann auch die Zeit des Autors Horowitz. Als eingefleischter Heimito-von-Doderer-Fan hatte er sein Thema sogleich gefunden, er schrieb eine Biografie des „Strudlhof-Stiegen“- Autors.

In Folge gab es den Film „Caracas“, in dem Doderer-Kurzgeschichten verarbeitet wurden. „Caracas“ wurde in Cannes mit dem „Prix de la jeunesse“ ausgezeichnet und bei 25 internationalen Festivals gezeigt. Es folgten Biografien über Karl Kraus, Egon Erwin Kisch, Helmut Qualtinger und u. a. ein Fotoband „Menschenbilder“ mit Bildtexten von H. C. Artmann. 1989 erschien das erste Heft der „Freizeit“ einer „Kurier“-Samstag-Beilage, die sich bis heute ungestörter Beliebtheit erfreut. Die Qualitäts-Kontrolle macht Horowitz selbst in Wiener Kaffeehäusern, wenn er Leuten beim Lesen zusieht und auch merkt, wo sie „hängenbleiben“.