Geschwister-zwischen Liebe und Konkurrenz

Die Beziehung unter Geschwistern ist eine Besondere, der Streit um Aufmerksamkeit und Anerkennung ist fast Alltag. Kommunikationsexpertin Nana Walzer gibt Tipps, wie Sie sich von Konkurrenzhandlungen abgrenzen können.

Haben Sie Geschwister? Dann kennen Sie den Streit um Aufmerksamkeit und Anerkennung, ums bessere Stück vom Braten, ums schönere Weihnachtsgeschenk sicherlich. Letztendlich laufen all die geschwisterlichen Konkurrenzhandlungen darauf hinaus, ein für alle Mal festzustellen, wen Mama oder Papa oder beide denn lieber haben.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 21.9.2016

Je nach den Leistungsprinzipien, unter denen wir aufgewachsen sind, unterscheiden sich die Kampfarenen voneinander. Für die einen ist es wichtig, „wer zu sein“, also etwa Arzt oder Anwalt oder Bürgermeister. Für die andere ist es wichtig, „etwas zu schaffen“, also vielleicht Haus und Kinder zu haben. Die dritten wollen beweisen, „wie frei sie nicht sind“ und dass sie alle Konventionen sprengen können. Sie werden dann Berufsrevoluzzer, Künstler, Weltenbummler oder ähnliches.

Schwierig mit all diesen Lebensausrichtungen wird es erst, wenn sie damit angeben und alle anderen Lebenskonzepte und Mitmenschen runtermachen. Solche Menschen stellen sich laufend als besser und toller hin – und erwarten Anerkennung. Vom Chef, von der Frau, von den Kindern – von allen ihnen wichtigen Bezugspersonen.

Zwei Schwestern stehen sich mit erhobenen Fäusten gegenüber

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Konkurrenzverhalten zieht sich ins Berufsleben

Wenn Sie erleben, dass es unter erwachsenen Geschwistern oder im Berufsleben jemandem darum geht, „wer besser“ ist – und Sie aufgefordert werden zu entscheiden, dann tun Sie gut daran, diese Entscheidung nicht zu treffen. Sonst wird dieses Spiel vielleicht ewig weiter gehen.

Delegieren Sie die Aufgabe des Bewertens des eigenen Verhaltens zurück an die Person. Stellen Sie eine Frage, zum Beispiel: „Wie sehen Sie, dass Sie die Aufgabe bewältigt haben?“ oder „Sind Sie zufrieden mit sich?“. Eine professionelle Rückmeldung seitens Vorgesetzter kann es dann etwa im jährlichen Mitarbeitergespräch geben.

Und wenn Sie ein geschwisterliches Konkurrenzverhalten von sich selbst her kennen? Dann versuchen Sie am besten in Zukunft, sich selbst mehr Aufmerksamkeit zu spenden, sich für Gelungenes zu loben und das Gewinnen-Wollen auf die spielerische Ebene zu verlagern. Gehen Sie Gokart-Fahren, nehmen Sie an Wettbewerben teil – haben Sie Spaß mit Menschen, die sich ebenso gern und leidenschaftlich „messen“ wollen…

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“