Du oder Sie – (k)eine Frage der Höflichkeit?

Über 1000 Höhenmeter wird das „Du“ ebenso flächendeckend verwendet wie unter Studenten, in Sportvereinen und vielen Firmen. Auch beim Einkaufen wird man immer öfter geduzt. Alexander Goebel fragt: Sittenverfall oder Liberalität?

Die Form der Anrede hat schon viele Veränderungen durchlaufen: so war das Duzen unter der allgemeinen Bevölkerung bis ungefähr ins Jahr 1800 die gängige Anrede, die Adeligen übten sich im „Erzen“, wie in „Er darf sich entfernen“ oder sprachen einander mit „Ihr“ an. Erst das Entstehen des Bürgertums brachte das „Siezen“ auf, das sich in der Folge immer weiter verbreitete und erst ab den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ernsthaft vom „Duzen“ zurückgedrängt wurde - zuerst unter Studenten, mittlerweile recht flächendeckend.

Umbruch sorgt für Irritation

So ist es heute oft unter Kollegen völlig selbstverständlich, mit allen per Du zu sein. Gleichzeitig ist man noch überrascht, wenn man von der Verkäuferin im Geschäft geduzt wird. Und lernt man jemanden per Sie kennen, quält man sich mitunter mit der Frage, wer nun das Du laut Benimmregeln anbieten darf. Auf facebook wird generell geduzt, doch was, wenn man bisher per Sie war? Fragen, die zumindest Bergsteiger, Golfer und sozialistische Parteifreunde nicht beschäftigt, denn da gilt generell das Du.

Distanz durchs „Sie“

Haben Sie es schon einmal bereut, jemandem das Du angeboten zu haben? Schätzen Sie die Distanz, die das „Sie“ mit sich bringt? Sind Sie zum Beispiel mit Ihrem Vorgesetzten lieber per Sie oder per Du? Beneiden Sie die Menschen im englischsprachigen Raum, dass sie dieses Problem nicht haben? Beherrschen Sie die Benimmregeln? Oder verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl, was passend ist? Und sind Sie selbst manchmal irritiert, wenn ein Fremder Sie duzt?

Diskutieren Sie mit Alexander Goebel über Höflichkeit und Etikette, Status und Hierarchien, Vertraulichkeit und Augenhöhe, und die Frage, ob das „Sie“ wirklich vor Grobheiten schützt - am Mittwoch Abend, ab 19.00 Uhr auf Radio Wien!

Wer live in der Radioshow mitdiskutieren will, kann sich bereits während des Tages am Mittwoch beim „Radio Wien“-Servicetelefon unter der Nummer 899 953 anmelden. „Radio Wien“ bittet aber um Verständnis, dass nicht alle Anruferinnen und Anrufer live on air geschaltet werden können.