„Keiner mag mich“

Es ist oft schmerzlich, wenn uns andere mit Ablehnung begegnen. Woran wir merken, dass uns andere nicht mögen, und woran wir merken, dass wir manchmal selbst Abwehr erzeugen, dazu gibt Kommunikationsexpertin Nana Walzer Tipps.

Es gibt mehrere Arten, die uns zeigen und vor allem spüren lassen, dass man uns nicht wirklich schätzt. Wir werden entweder ignoriert, also nicht gesehen, nicht gehört, nicht wahrgenommen, nicht ernst genommen. Oder wir werden offen mit negativen Reaktionen konfrontiert: mit Dagegenreden, abwehrenden Körperhaltungen, abschätzigen Blicken oder aggressivem, genervten Tonfall bis hin zu echten Kampfhandlungen oder Hasspostings. Dann gibt es noch den verdeckten Widerstand. Hier sprechen wir von Mobbing oder Intrigen durch schlechtes Reden über Dritte, durch ein Verbünden gegen andere, durch die Ausgrenzung bei Gemeinschaftsaktivitäten, durch gezielte Falschinformation oder das gänzliche Verweigern von Informationen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 30.11.2016

Wir erzeugen selbst auch Widerstand und Abwehr

Nur dass wir uns in einer bestimmten Situation oder Gesellschaft schlecht fühlen, heißt noch lange nicht, dass wir nicht gemocht oder akzeptiert werden. Unwohlsein und Unsicherheiten können vielerlei Hintergründe haben. Mangelndes Selbstwertgefühl, das Bewegen außerhalb der gewohnten Komfortzone, Überraschungen, körperliches Angeschlagensein – es gibt viele Gründe, die uns in die innere Abwehr gehen lassen.

Auch die ständige Suche nach Anerkennung durch andere kann uns zu frustrierten Menschen machen. In all diesen Fällen ist die Gefahr hoch, dass wir auf eine Art kommunizieren, die erst recht oder noch mehr Abwehr bei anderen erzeugt.

zwei Mädchen im Hintergrund tuscheln über Mädchen im Vordergrund

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„Kommunikationshemmer“

Unter den sog. „Kommunikationshemmern“ verstehen wir Handlungsweisen, die in den Augen anderer überheblich oder abschätzig wirken und daher eine Gegenreaktion auslösen. Dass wir uns so verhalten ist uns nur selten bewusst. Gerade wenn wir unsere Kompetenz beweisen wollen, andere eines Besseren belehren möchten oder Recht zu haben versuchen können sich andere „auf den Schlips getreten“ fühlen. Damit ist gemeint, dass solche Verhaltensweisen die eigene Überlegenheit signalisieren. Das lassen sich andere leider nicht gerne gefallen. Sogar sachliches Analysieren, durch Logik überzeugen wollen und treffende Argumente anführen können dann in eine Sackgasse führen anstatt zum Ziel. Andere Kommunikationshemmer sind etwa das Moralisieren oder wohlmeinende Beruhigen, Lob aussprechen, wenn man nicht danach gefragt wird oder in der entsprechenden Position ist.

Mangelndes Selbstvertrauen

Im Kern jeder guten Kommunikation stehen unsere Einstellung und Intention. Wie sehen wir uns im Verhältnis zu anderen? Halten wir uns für besser, gescheiter, entwickelter, erfahrener? Diese Überzeugungen werden wir unbewusst auch kommunizieren, sodass sie andere mitbekommen. Über unseren Tonfall, unsere Körpersprache, unsere Stimme oder darüber, was und wie wir etwas sagen, drücken wir immer zugleich aus, wie wir zu uns selbst und zu anderen stehen. Unter „Intention“ versteht man die Absicht, warum wir mit anderen überhaupt in Kontakt treten. Sind wir wohlmeinend, fair und offen? Oder sind wir auf den eigenen Vorteil bedacht, mit allen Wassern gewaschen und wollen nur unsere eigene Meinung bestätigt bekommen?

Ein anderer Faktor für Abwehr erzeugendes Verhalten ist mangelndes Selbstvertrauen. Dies führt oft zu einer self-fullfilling-prophecy: Ängste werden Wirklichkeit. Wenn wir also die Einstellung „keiner mag mich“ mit uns herumtragen und mit der Intention „ich möchte so gerne Anerkennung“ kommunizieren, so wird vielleicht letzten Endes genau unser Glaubenssatz „keiner mag mich“ bestätigt. Eben weil wir uns aus dem Wunsch nach Anerkennung heraus schwierig verhalten. Wollen wir tatsächlich gemocht werden, dann hilft nur eines: Uns selbst aus tiefsten Herzen zu mögen.

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