Isaac Newton war „Genie und Arschloch“

In seinem neuen Buch rückt der Science-Buster Florian Freistetter den Charakter des Genies und Begründers moderner Naturwissenschaft in den Mittelpunkt, und findet wenig gute Seiten an ihm.

Intrigen, Eitelkeit, Datenklau – es ist heftig zugegangen im 17. Jahrhundert, als Newton unter anderem das Gravitationsgesetz beschrieb. Freistetter wollte keine neue Biografie vorlegen, sondern eine erweiterte Sicht auf einen der bedeutendsten Wissenschafter aller Zeiten. Isaac Newton war kein angenehmer Zeitgenosse, aber auch hart zu sich selbst: Er gönnte sich kaum Schlaf und war geradezu besessen von seiner Forschungsarbeit.

Sendungshinweis:
„Menschen im
Gespräch“ mit Thomas Azade und Florian Freistetter, am 27. März, 19.00 Uhr

„Newton war wohl der erste, der die Welt und das Universum als Ganzes begriff und betrachtete“, beschreibt der Autor Florian Freistetter. Der Wissenschaftsbetrieb im 17. Jahrhundert kannte Naturwissenschaft im heutigen Sinn noch nicht: „Das war eine wilde Mischung aus Esoterik und Philosophie, sogar Newton hat sich sehr viel mit Alchemie und Bibelauslegungen beschäftigt.“

Sciencebusters

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Die Sciencebusters: Martin Puntigam, Florian Freistetter und Helmut Jungwirth

Science-Buster und Wissenschaftsvermittler

Freistetter, der an den Universitäten Jena und Heidelberg tätig war, hat Wissenschaft und Lehre vor einigen Jahren den Rücken gekehrt und folgt seither seiner eigentlichen Berufung: „Ich wollte immer schon Wissenschaft vermitteln, also den Menschen näher bringen.“ Er schreibt nicht nur Bücher, er betreibt viel gelesene Blogs im Internet, veröffentlicht seit vier Jahren wöchentlich seinen Podcast „Sternengeschichten“ und publiziert Artikel und Serien in Zeitungen.

Und er steht als Science-Buster auf der Bühne, um launig zu erklären, warum die Sonnen-Energie, die in einem Glas Bier steckt, 100.000 Jahre bis dort hin braucht, oder wie Sternenstaub auf unsere Straßen kommt. Dass er einmal vom Schreiben wird leben können, hat sich schon in seiner Kindheit abgezeichnet: „Ich habe immer schon gerne geschrieben, als Kind habe ich zusammen mit meinem Bruder Geschichten verfasst, so vier, fünf Seiten lang und mit Bildern und Zeichnungen gestaltet“, erzählt Freistetter. „Und die haben wir dann an Verwandte verkauft, um fünf Schilling. Auch der Pfarrer musste uns Geschichten abkaufen.“

Florian Freistetter

Florian Freistetter

Florian Freistetter

Auf Umwegen zur Astronomie

Vom Sternenhimmel und Teleskopen hingegen wollte er lange nichts wissen, und auch in seiner Schulzeit war Astronomie nicht absehbar: „Ich war schlecht in Physik und besonders schlecht in Mathematik. Mich haben Sprachen interessiert und ich wollte irgendwas mit Touristik machen.“ Erst als ihm das Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Steven Hawking in die Hände fiel, war sein weiterer Weg klar: „Das hat mich begeistert, der Urknall und wie das Universum entstand, das wollte ich unbedingt auch verstehen und habe Astronomie studiert.“

Was er heute noch als Irrtum bezeichnet: „Ich hätte besser Physik und Mathematik studieren sollen, um Raum und Zeit zu verstehen.“ Im Studium hat er aber in kürzester Zeit sein Mathematik-Defizit aufgeholt und letztlich samt Doktorat mit Auszeichnung absolviert. Zum ersten Mal durch ein Teleskop geblickt hat er erst danach: an der Universitätssternwarte in Jena.

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