In Bildern sprechen

Warum kommen Bilder schneller und klarer an als Worte, wie spricht man am besten in Bildern und wie kommt man von komplizierten Zusammenhängen auf die richtigen einfachen Bilder? Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

Gerade komplizierte Zusammenhänge lassen sich in einem Bild einfacher ausdrücken als durch Worte. Das liegt daran, dass Bilder eine Bedeutung vermitteln können, ohne dass wir uns erst umständlich einen Sinn durch Zuhören und innerliches Verarbeiten erarbeiten müssten. Die meisten Informationen nehmen wir über die visuelle Wahrnehmung auf. Sprache ist abstrakt, Bilder sind konkret, sie wirken unmittelbar und werden auch besser gemerkt.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 13.4.2017

Die sogenannte Visualisierung oder Illustration von Sachverhalten hat den Vorteil einer schnellen Erfassbarkeit von Informationen und einer starken emotionalen Wirkung. Bildsprache hat aber auch den Nachteil einer Vereinfachung. So bleiben dann wesentliche Faktoren vielleicht unberücksichtigt. Die kann dazu führen, dass Empfänger einer Nachricht so zu falschen Schlussfolgerungen oder Entscheidungen kommen. Bilder können manipulieren, besonders wenn sie primäre Gefühle wie Ekel, Angst, Wut oder Freude und Begehren erzeugen - das weiß etwa die Werbung schon lange.

Symbole sind in Herzform

Colourbox.de

Die richtigen Bilder verwenden

Am besten ist es, wenn man die richtigen Bilder und Symbole verwendet – und sie zusätzlich mit Worten erklärt. Nicht umsonst gibt es Piktogramme, bei denen etwa eine Zigarette durchgestrichen zu sehen ist und darunter „Rauchen verboten“ steht. Wenn wir nun in Worten sprechen, so sollten wir das Bild, das wir verwenden in Bezug zur Sichtweise, Rahmenhandlung und Vorannahmen setzen.

Ein Beispiel: Es ist Gründonnerstag – für viele ein Tag des Spinats. Jetzt habe ich sofort ein Bild von Spinat mit Spiegelei vor meinem inneren Auge. Aber ist das tatsächlich wahr? Ist der Gründonnerstag wirklich nur der Tag des Spinats? Natürlich nicht. Also müssten wir weiters erklären, warum es dazu kam, dass das Grüne am Gründonnerstag im Vordergrund steht. Und das Grüne kommt von greinen, also weinen und leiden. Es ist nicht das Fasten, um das es am Gründonnerstag geht – und selbst das Grüne war nicht der Ursprung des Gründonnerstag. Dazu muss man sich aber mit der Materie etwas auseinandergesetzt haben.

Wie die richtigen Bilder finden

Indem mir zuerst einmal klar wird, was ich tatsächlich sagen will. Mir ist ein Vortrag in Erinnerung, bei dem ein anerkannter Wissenschaftler eine anschauliche Geschichte nach der anderen erzählt hat. Das Publikum hat sich gewunden vor Lachen, er bekam standing ovations. Und hat in einer drei viertel Stunde nur eine einzige Aussage getroffen

Der Erfolg gab ihm recht: es hat 10 Beispiele gebracht, die lustig, skurril, berührend oder sonst wie emotionalisierend waren – und hat so seine Hauptaussage eines ums andere Mal aus verschiedenen Argumentations- und Gefühlsrichtungen verfestigt. Für das Zielpublikum war es großes Kino. Von Wissenschaftlern wäre er wohl mit einem nassen Fetzen von der Bühne gejagt worden – nur um mit einem Bild zu sprechen.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“