„9 Plätze - 9 Schätze“: Straßenbahnlinie 5

Kultig und liebenswert: Die älteste Linie Wiens führt durch fünf Bezirke. Seine Haltestellen führen an der Erholungsoase des Campus im Alten AKH vorbei, sowie am Donaukanal und endet dann am Praterstern. Für Wien geht auch der 5er für die Show „9 Plätze - 9 Schätze“ ins Rennen.

Ein Platz, der seine Umgebung verändert, gleichzeitig selbst aber immer gleich bleibt: Das kann dieser Ort, der für Wien ins Rennen geht in der Sendung „9 Plätze - 9 Schätze“. Die Straßenbahnlinie 5 fährt auf einer Strecke von knapp acht Kilometern vom Westbahnhof zum Praterstern und wieder zurück. Es war die erste Linie, die auf elektrischen Betrieb umgestellt wurde. Der 5er ist heute noch praktisch auf der gleichen Strecke unterwegs wie damals, kurz vor der Jahrhundertwende.

Die Straßenbahnlinie 5 fährt 1912 in die Alserbachstraße in, Menschen warten.

Wr. Linien

Hier ist der 5er im Jahr 1912 auf der Alserbachstraße unterwegs

Fünf Bezirke, fünf Welten, eine Strecke

Um 5.00 Uhr morgens macht er sich täglich aus der Remise auf den Weg zum Westbahnhof. Dort steigen die ersten Fahrgäste ein. Wirklich losgegangen ist alles am 28. Jänner 1897. Da hat die Wiener Elektrische ihren Betrieb aufgenommen und langsam die Pferdetramways verdrängt. Vor 117 Jahren sind die ersten Tramway-Gäste mehr zur Unterhaltung als aus Notwendigkeit mit dem 5er gefahren. Manche tun das auch heute noch, denn mit der U-Bahn ist man natürlich wesentlich schneller. Der Mut zur Langsamkeit zahlt sich aber aus.

Elisabeth Vogel

ORF

Auf Achse durch Wien

Vom Westbahnhof zum Praterstern durchfährt man fünf sehr unterschiedliche Bezirke – den siebten, achten, neunten, zwanzigsten und zweiten. Sitzt man im 5er erlebt man einerseits die meist sehr entspannte Atmosphäre innerhalb des Wagens. Andererseits schnappt man das Flair des jeweiligen Bezirkes auf, den man gerade durchfährt. Das startet im Siebten mit vielen kleinen Läden, Cafés und jungem Publikum. Da fährt man parallel zum Gürtel und kreuzt Straßen wie Burggasse oder Westbahnstraße bis man den Achten erreicht.

Fotoshow: Straßenbahnlinie 5

Aussteigen zahlt sich aus

An so mancher Haltestelle zahlt sich das Aussteigen besonders aus. Zum Beispiel in der Lange Gasse: Gleich ums Eck ist der Uni Campus des Alten AKH, wo man im Freien entspannen kann. Dort treffen Studierende der Geisteswissenschaften auf Erholungssuchende oder Menschen, die einfach im Schanigarten sitzen wollen. Besonders am Nachmittag trifft ein lebendiger Mix aus Kindern, Studenten, Pensionisten und Business-Menschen aufeinander. Es ist ein harmonisches Miteinander.

Wieder im 5er geht es dann weiter durch den neunten Bezirk, vorbei an grünen Flächen und Sportplätzen zwischen Geschäften und Wohnhäusern, vorbei am Franz-Josefs-Bahnhof. Rasch ist man dann auch am Wasser. Die Straßenbahn hat eine Haltestelle direkt auf der Friedensbrücke, die über den Donaukanal führt. Im Mittelalter war der heutige Donaukanal noch ein wesentlicher Arm der Donau, mit vielen Schiffen. Heute ist mehr am Rand als im Wasser los.

5er verbindet hippe Gegend mit verrücktem Prater

Steigt man hier aus und ein paar Stufen hinab, findet man sich in einer ruhigen und urbanen, sowie sportlichen aber auch gemütlichen Umgebung wieder. Entlang des Ufers ist alles grün. Auf dem asphaltierten Weg sind Läufer, Radfahrer und Eltern mit ihren Kinderwägen unterwegs. Andere liegen einfach im Gras und entspannen. Die mit Graffitis besprühten Mauern geben dem Ganzen einen etwas aufständischen Touch. „Handeln statt träumen“ steht auf einer Bank geschrieben. Entlang des Donaukanals ist eindeutig beides möglich.

Eine Bank mit der Aufschrift "Handeln statt träumen" am Donaukanal

ORF/Rieger

„Handeln statt träumen“ - am Donaukanal ist beides möglich

Weiter geht es kurz durch den Zwanzigsten bis man schließlich in den zweiten Bezirk fährt und die Endstation Praterstern erreicht. Knappe 35 Minuten ist man ohne Zwischenausflüge vom Westbahnhof bis hierher unterwegs. Von der Haltestelle ist es dann nur ein Katzensprung zum Wurstelprater, der mit „Hereinspaziert, Hereinspaziert“ seine Besucher lockt. Der 5er verbindet das hippe Viertel des Siebten mit der verrückten Welt des Praters im zweiten Bezirk und schafft einen Bogen mit allen Bezirken dazwischen.

Kult durch Kaisermühlen Blues

Kultig ist die Straßenbahnlinie 5 nicht zuletzt durch den „5er Franzi“ geworden. In der Serie „Kaisermühlen Blues“ trägt einer der Hauptdarsteller diesen Spitznamen. Er steht in direktem Bezug zur Linie 5. Denn der einfältige Franzi Mayerhofer, gespielt von Gerald Pichowetz, spielt gerne „Straßenbahn“. Dabei geht er herum und sagt „bim, bim“, und ahmt so die Straßenbahnklingel nach. Der Schriftsteller Ernst Hinterberger hat der Linie 5 damit ein kleines filmisches Denkmal gesetzt.

In insgesamt 23 Haltestellen können Fahrgäste auf der Linie 5 zusteigen. 2013 waren 14,5 Millionen Fahrgäste im 5er unterwegs. Im selben Jahr legte er etwa 750.000 Kilometer Fahrstrecke zurück. Dies entspricht 18 Erdumrundungen am Äquator.

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