Neuer AUA-KV: Längere Flüge, weniger Gehalt

Bei den Austrian Airlines (AUA) wird es durch den neuen Kollektivvertrag (KV) laut „Standard“ für die Bord-Mitarbeiter längere Flugzeiten und weniger Gehalt geben. Passagiere könnten für aufgegebene Koffer mehr bezahlen müssen.

Laut „Standard“-Bericht wurde im KV AUA-alt nach 17 Dienstjahren die höchstmögliche Verdienstgrenze erreicht, die bei 13.300 Euro lag. Jetzt erreichen die Kapitäne erst nach 34 Jahren das Maximum von 10.217 Euro. Es soll aber auch Verbesserungen geben: Erstmals in der Geschichte des Unternehmens gibt es eine Gewinnbeteiligung. Ein AUA-Sprecher wollte das nicht bestätigen, da die Mitarbeiter erst über die Details informiert werden. Der AUA-KV liege aber noch immer um 20 Prozent über jenem von FlyNiki, hieß es.

Flugzeuge der AUA am Flughafen Wien-Schwechat

APA/Herbert Pfarrhofer

Mehr Flugzeiten, weniger Freizeit

Neu ist auch, dass die AUA-Crews in den starken Monaten im Sommer (im 2. und 3. Quartal) 100 statt der üblichen 90 Stunden im Monat fliegen müssen. Die Jahresarbeitszeit lag bisher bei 800 Stunden, mit Training und Schulungen bei maximal 950 Stunden. Jetzt ist die Normalflugzeit bei 900 Stunden, inklusive Training bei 980 Stunden.

Waren bisher mindestens neun freie Tage im Monat vorgesehen, so sind es laut „Standard“ jetzt im Sommer mindestens acht freie Tage. Die bisherige beitragsorientierte Pension wird in eine leistungsorientierte geändert, also ein System, in das die Mitarbeiter einzahlen müssen.

Extragebühr für Gepäck möglich

„Es ist noch nicht endgültig entschieden, aber ich kann mir schon vorstellen, dass bei Kunden, die nur von A nach B fliegen wollen, das Gepäckstück nicht inbegriffen ist“, sagte AUA-Chef Jaan Albrecht am Donnerstagabend vor Journalisten. Die Entscheidung über die Änderung bei den Flugtarifen soll in den nächsten Wochen fallen und im nächsten Jahr umgesetzt werden. Bereits im Sommer hatte die AUA angekündigt, die Tarife reformieren zu wollen - mehr dazu in AUA will für Extras kassieren.

Laut Albrecht gibt es diese Kunden, die nur mit Laptop und ohne Koffer reisen, vor allem in Europa. Mit den Billigfluglinien wie Ryanair oder Easyjet seien die Fluggäste dazu „erzogen“ worden, sagte Albrecht. Ziel der Überlegungen sei es, sowohl den Premiumkunden als auch den Passagieren, „die für 49 Euro von A nach B fliegen wollen“, ein gutes Angebot zu machen.

Hintergrund der möglichen Änderung sind die Preissuchmaschinen im Internet, bei der vor allem der Ticket-Preis über der Wahl der Airline entscheidet. Ob die Einstiegspreise für Flugtickets so sinken werden, lässt sich nicht pauschal sagen. Generell müsste Fliegen aber irgendwann wieder teurer werden, ist der AUA-Boss überzeugt.

Hohe Nachzahlungen an Bord-Mitarbeiter

Auch der neue AUA-Vertriebsvorstand Andreas Otto stellte klar: „Wir müssen in den nächsten Jahren dringend viel Geld verdienen.“ Eine finanzielle Belastung steht der AUA durch hohe Nachzahlungen an ihre Piloten und Flugbegleiter bevor. Die AUA hat das fliegende Personal vor mehr als zwei Jahren zu schlechteren Bedingungen in die Tochter Tyrolean überführt, um sich zu sanieren.

Der Europäischen Gerichtshof urteilte jedoch, dass dieser Betriebsübergang nicht rechtens war und der alte, teurere AUA-Kollektivvertrag nachwirkt - mehr dazu in AUA-Management unter Druck. Im Oktober haben sich die AUA-Bordmitarbeiter und das Management nach langen Diskussionen auf einen neuen Kollektivvertrag geeinigt - mehr dazu in AUA: Mehr Arbeit für weniger Geld.

AUA innerhalb Lufthansa-Konzern „Benchmark“

Die Gewinnprognose für 2015 ist noch geheim, sie soll im November im Aufsichtsrat dem AUA-Eigentümer Lufthansa präsentiert werden. Klar ist aber, dass sie deutlich über dem Gewinn von 25 Millionen Euro im Jahr 2013 liegen muss. Heuer wird sich durch die Rückstellungen in Millionenhöhe durch den Streit mit dem Personal nur ein leichtes Plus ausgehen.

Mit dem radikalen Sparkurs, den Albrecht vor zweieinhalb Jahren einläutete, ist die AUA innerhalb des Lufthansa-Konzerns „Benchmark“, also am günstigsten. Albrecht verglich die Kostenstruktur der AUA indirekt mit dem „Wings“-Konzept, das derzeit in Frankfurt diskutiert wird. Die AUA fliegt schon jetzt mit eigenen Crews und Fliegern für die Lufthansa und die belgische Schwestergesellschaft Brussels. Auch die Swiss hat Flüge an die AUA ausgelagert. In Zukunft könnte dieses Fremdgeschäft weiter ausgebaut werden, so Albrecht.

Mauritius-Flüge ab Oktober 2015

Die AUA will in den nächsten Jahren vor allem auf der Langstrecke wachsen, in Europa aber eher nicht. An den Bundesländerflügen werde übrigens festgehalten, auch wenn die Strecken defizitär sind. Ab Oktober 2015 wird einmal pro Woche Mauritius angesteuert. Die AUA wälzten die Mauritius-Pläne schon länger, bisher scheiterte es am Widerstand des Betriebsrates, der gegen eine Woche „Zwangsurlaub“ war.

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